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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin
Autoren: Iny Lorentz
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er sich überzeugen, dass sie aus Fleisch und Blut war.
    »Bahadur! Nein, Sch … Tatjana! Bei Gott, bist du von allen guten Geistern verlassen? Du hättest sterben können!« Er schüttelte sie wütend.
    Sie hing hilflos in seinen Fäusten, fing dann aber an zu lachen. »Bei Allah, es liegt dir also doch etwas an mir!«
    Sergej zog sie noch einmal an sich, küsste sie fest auf den Mund undstieß sie dann zu Boden. »Bleib liegen und rühr dich nicht, bis das Ganze vorbei ist. Danach werde ich dir den Hintern versohlen, dass du drei Tage lang nicht mehr sitzen kannst!«
    Kitzaq tauchte neben ihm auf und grinste über sein vom Pulverdampf geschwärztes Gesicht. »Endlich hast du begriffen, wie man mit einer Tatarin umgehen muss, damit sie dir aus der Hand frisst. Sei aber vorsichtig, diese Frau könnte zurückschlagen.«
    »Du solltest mehr auf den Feind achten und nicht auf das, was ich mit meiner Frau mache«, gab Sergej zurück. Kitzaqs Feixen wurde noch breiter, und er deutete über die Schanze. »Da gibt es nichts mehr zu achten! Schau doch, die Schweden weichen zurück!«
    Schirin, die sich zu Sergejs Füßen zusammengerollt hatte und vor Glück und Erleichterung gleichzeitig weinte und lachte, kam sofort wieder auf die Beine und starrte ebenso fassungslos wie ihr Mann auf das Schlachtfeld. Die Mauer aus blau uniformierten Leibern war an vielen Stellen aufgerissen und zum Stehen gekommen. Einzelne wichen zurück, und ihnen folgten zuerst kleinere Gruppen, dann größere. Noch während die verblüfften Verteidiger den beginnenden Rückzug verfolgten, trat auch die Trabantengarde des Königs, die bisher noch jeden Feind über den Haufen gerannt hatte, den Rückzug an.
    Zuerst hielten die Russen es für einen Trick und schossen, so schnell es ihre Waffen erlaubten. Doch dann sahen sie, dass der Rückzug der Schweden sich in kopflose Flucht verwandelte. Sergej konnte es nicht fassen. »Das gibt es doch nicht! So sind wir gelaufen, damals an der Narwa! Ich glaube tatsächlich, die Schweden sind geschlagen!«
    So war es auch. Soviel die schwedischen Offiziere auch schrien und Befehle brüllten, es gelang ihnen nicht mehr, ihre Truppen zum Stehen zu bringen oder gar zu einem neuen Angriff zu sammeln, insbesondere, da die russische Kavallerie, die bislang in der Reserve gestanden hatte, sich nun in Bewegung setzte und die Schweden verfolgte, die auf ihr Lager zurannten. Sergej wollte gerade seinen Leutenbefehlen, sich in die Sättel zu schwingen und ebenfalls den Feind zu jagen, da erklang das Signal zum Sammeln. Gleichzeitig verließ der Zar das Lager, schritt durch die vorgelagerten Schanzen und lobte die Soldaten, die mit ihrer Standhaftigkeit Roos’ Brigade aufgehalten und damit verhindert hatten, dass diese sich an dem Ansturm auf das Hauptlager hatte beteiligen können. Als er Sergej entdeckte, kam er auf ihn zu, musterte ihn überrascht und sah dann in die grinsenden Gesichter der Steppenteufel.
    Einer der Offiziere, der für die Feldgeschütze auf der Schanze zuständig gewesen war, trat vor den Zaren und gab einen kurzen Bericht ab. »Ohne Hauptmann Tarlow und seine Leute hätten wir die Stellung wahrscheinlich nicht halten können«, schloss er.
    Pjotr Alexejewitsch schlug Sergej lachend gegen die Brust. »Du bist schon ein Teufelskerl, Bursche. Menschikow hat sich von dir nicht zu viel versprochen.« Dann entdeckte er Schirin und runzelte die Stirn. »Sag bloß, du hast deine Frau hier mitkämpfen lassen?«
    Es klang so zornig, dass Schirin den Kopf und abwehrend die Hände hob. »Nein, Euer Majestät, ich bin eben erst hierher gekommen, denn ich konnte es im Lager nicht mehr aushalten.«
    »Du bist wohl immer noch ein halber Junge! Bleibt mir nur zu hoffen, dass Katjuschka klüger war als du.« Der Zar versetzte Schirin einen leichten Backenstreich und wollte sich eben abwenden, als Sergej nicht weit entfernt einen Schweden entdeckte, der scheinbar tot dagelegen hatte, nun aber sehr lebendig wurde und nach einer Muskete griff. Die Mündung schwenkte auf den Zaren zu, doch als der Mann abdrückte, ertönte nur ein metallenes Klacken. Schnell warf er die Waffe fort und kroch auf ein anderes Gewehr zu. Bevor er es hochheben konnte, gellte Sergejs Befehl über das Schlachtfeld. Seine Steppenteufel fuhren herum, sahen den Schweden und feuerten ihre Karabiner ab. Der Mann wurde wie von der Faust eines Riesen nach hinten geschleudert und blieb reglos liegen.
    Sergej nahm seine Pistole und ging zu ihm. Seine
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