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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Autoren: Hans-Werner Sinn
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zusammengewurstelten Kreditforderungen amerikanischer Banken bestanden, die auf politischen Druck hin den armen Leuten den Hausbau hatten ermöglichen müssen.  14 Und es floss in die Staatspapiere der südlichen Länder, mit denen dort Lohnerhöhungen der Staatsbediensteten bezahlt wurden, oder zu den spanischen Sparkassen, den Cajas , die heute in so großem Umfang von der Pleite bedroht sind, weil sie das Geld für windige Immobilienprojekte weiterverliehen hatten. Der Fairness halber muss man aber auch festhalten, dass die deutschen Finanzinstitute ihr Geld großenteils nicht direkt dorthin verliehen haben, sondern es vielfach an italienische und vor allem französische Banken verliehen, die sich darauf spezialisiert hatten, den Süden Europas mit Kredit zu versorgen.

MASSENARBEITSLOSIGKEIT IN DEUTSCHLAND
    Da das Geld nicht mehr in Deutschland investiert wurde, entstand eine Massenarbeitslosigkeit, die kaum noch beherrschbar zu sein schien. Zwar hatte es auf dem Höhepunkt des Internet-Booms nochso ausgesehen, als würde Deutschland den verhängnisvollen Trend einer seit Willy Brandt immer weiter steigenden Massenarbeitslosigkeit verlassen können, aber es war wie schon mehrfach zuvor im Konjunkturzyklus: Im Boom ging die Arbeitslosigkeit zurück, doch in der nachfolgenden Flaute stieg sie stärker, als sie vorher zurückgegangen war.
    Ab dem Jahr 2001, als die Internet-Blase platzte und die politische Unsicherheit nach dem Anschlag auf das World Trade Center wuchs, stieg die Arbeitslosigkeit in Deutschland immer weiter an und erreichte im Jahr 2005 einen traurigen Höhepunkt. 4,9 Millionen Menschen oder knapp 12 % der Erwerbspersonen waren damals in Deutschland arbeitslos. Deutschland hatte die dritthöchste Arbeitslosenquote aller heutigen EU-Länder nach Polen und der Slowakei, die mitten in ihrer Transformationskrise steckten. Abbildung 2.5 verdeutlicht die Entwicklung der deutschen Arbeitslosenquote im Vergleich mit den Krisenländern und Frankreich.
    Die deutsche Malaise kontrastierte stark mit dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen in den meisten der heutigen Krisenländer. Insbesondere in Irland, Griechenland und Spanien gingen die Arbeitslosenzahlen nach der Ankündigung des Euro deutlich, teilweise dramatisch zurück. In Irland gab es etwa vom Jahr 2000 bis zum Beginn der Finanzkrise ein wahres Beschäftigungswunder. Portugal tat sich sichtlich schwerer, nachdem der anfängliche Elan verflogen war. Italien verzeichnete zwischen 1998 und 2007 fast in jedem Jahr einen Rückgang der Arbeitslosigkeit und erarbeitete sich mit etwa 6 % eines der niedrigsten Arbeitslosenniveaus der Eurozone. Auch in Frankreich gingen die Arbeitslosenzahlen stark zurück und lagen von 2001 bis 2007 unter dem deutschen Niveau.
    Die Krise drehte all diese Trends um. Deutschlands Beschäftigungslage, die schon mit dem allgemeinen Konjunkturaufschwung im Jahr 2006 eine Trendwende erlebt hatte, verbesserte sich nun stark, und in den anderen Ländern, vor allem in Spanien und Griechenland, kam es zu katastrophalen Einbrüchen. Derzeit hat Deutschland eine niedrigere Arbeitslosigkeit als auf dem Höhepunkt seines letzten Booms im Jahr 2008, und Frankreich hat eine höhere Arbeitslosigkeit als auf dem Höhepunkt der letzten Flaute im Winter des Jahres 2004/2005.
    Abbildung 2.5: Arbeitslosenquoten in Ländern der Eurozone (Januar 1995–Mai 2012)

    Hinweis: Die Daten für Zypern und Griechenland sind nicht über den gesamten Zeitraum verfügbar.
    Quelle: Eurostat, Juli 2012.

DIE AGENDA 2010
    Die deutsche Eurokrise zwang die Regierung Schröder zu schmerzlichen Sozialreformen, die unter dem Namen Agenda 2010 angekündigt wurden.  15 Im Wesentlichen liefen sie darauf hinaus, Bezieher der Arbeitslosenhilfe, eines Langzeitarbeitslosengeldes, das je nach Familienstand um die 55 % des letzten Lohnes ausmachte, auf die Sozialhilfe herunterzustufen und zugleich durch die Verbesserung von Hinzuverdienstmöglichkeiten eine Art Lohnzuschuss zu zahlen. Man nannte die neue, mit dem Lohnzuschusselement (Kritiker sprechen fälschlich und abfällig von Aufstockung) versehene Sozialhilfe, die noch heute gewährt wird, Arbeitslosengeld II. Betroffen von der Abschaffung der Arbeitslosenhilfe waren damals 1,3 Millionen Menschen im Westen Deutschlands und eine Million Menschen im Osten, und noch auf dem Höhepunkt des letzten Booms, im Jahr 2008, gab es inDeutschland fünf Millionen erwerbsfähige Empfänger von Arbeitslosengeld II, von denen 1,3
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