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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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sie trat einen Schritt zurück. Zwei andere Frauen nahmen sie tröstend in ihre Mitte und führten sie fort. Philip holte tief Luft. Er hatte die Wölbung ihres Leibes gesehen.
    »Und wer seid Ihr?« Der Mann der Burgwache musterte Philip und Said misstrauisch.
    »Lass gut sein, Thomas. Ohne die beiden wäre ich vielleicht schon tot. Es sind Reisende aus Ägypten. Herr Philip und sein Diener Said al-Mu…«
    »Musawar«, sprang Said ihm hilfreich bei.
    Thomas starrte auf das Kreuz um Philips Hals. »Ihr seid Christ?«
    »In Ägypten leben viele Christen. Mein Vater war ein deutscher Ritter, meine Mutter gehört einer angesehenen ägyptischen Familie an. Ebenfalls Christen, falls Euch das beruhigt.«
    »Und er?« Thomas warf einen abschätzigen Blick auf Said. »Er sieht aus wie ein Muselman.«
    »Das mag schon sein. Doch ungeachtet seines Äußeren ist er mehr als mein Diener. Er ist mein Freund, und wer ihn verächtlich anschaut, beleidigt damit auch mich.« Philips Stimme war hart geworden. Unwillkürlich wich Thomas einen Schritt zurück. Doch Philip setzte nach. »Wir gehörten zum Gefolge von Kaiser Friedrich, als er vor drei Jahren den Kreuzzug mit einem Friedensvertrag mit dem Sultan von Kairo beendete. Wir weilten sogar in Sizilien, wo der Kaiser seinen Hof hält und die gelehrtesten Männer aus aller Welt versammelt, ganz ungeachtet ihres Glaubens.«
    »Also seid Ihr auch Gelehrte?« Auf einmal klang Thomas’ Stimme sehr viel weicher.
    »Gewiss.«
    »Und was führt Euch hierher?«
    »Wir haben viel von dieser Gegend gehört, in der tapfere Männer leben, sich Burgen aneinanderreihen wie Perlen am Hals einer schönen Frau und die Wälder so dicht sind, dass man tagelang reiten kann, ohne einen Menschen zu treffen. In jedem Flecken dieser Welt gibt es Wunder, und sie zu schauen, sind wir aufgebrochen.«
    Philip hörte das Raunen und Tuscheln des Gesindes hinter seinem Rücken. Sie waren beeindruckt.
    Thomas hatte sich wohl entschieden, dass sie es wert waren, dem Fürsten höchstselbst vorgestellt zu werden, und so erhielten sie Einlass in den inneren Ring der Burg.
    »Wie du es sagst, klingt es, als seien wir wichtige Leute«, raunte Said Philip auf Arabisch zu. »Dabei hast du in Sizilien doch nur die Geschäfte deines Großvaters abgewickelt.«
    »Wir waren am Hof des Kaisers.«
    »Ja, um die Pferde zu übergeben.«
    »Muss ich mich für unsere Vollblutstuten schämen? Der Kaiser weiß schon, warum er bei meinem Großvater kauft.«
    »Und wann waren wir im Gefolge des Kaisers in Kairo?«
    »Vor drei Jahren.«
    »Da waren wir in Kairo auf dem Pferdemarkt und mussten schleunigst verschwinden, weil du dich mit der Tochter eines Tuchhändlers eingelassen hattest.«
    »Wenn du dich schon so genau erinnerst, solltest du noch wissen, dass wir im Gefolge des Kaisers untertauchten, damit ihre Brüder uns nicht fanden.«
    Said seufzte. »Du bist und bleibst ein Pferdehändler.«
    Philip grinste.
    Fürst Leopold war ein Mann jenseits der vierzig, doch zeigte er noch immer die Kraft der Jugend. Nur die grauen Schläfen verrieten sein wahres Alter.
    »Aus Ägypten stammt Ihr also?« Der Fürst hatte es sich nicht nehmen lassen, den beiden Besuchern einen Platz an seiner Tafel anzubieten. In seinen Augen las Philip aufrichtige Anteilnahme und Neugier.
    »So ist es«, antwortete er und griff nach dem Becher Wein, den ihm eine Magd reichte.
    »Und jetzt reist Ihr um der Gelehrsamkeit willen durch die Welt?«
    »Nicht nur deshalb. Mein Vater stammte aus diesem Land. Er starb vor einem Jahr und wünschte, dass ich seine Heimat kennenlerne. Aber natürlich sind es auch unsere Studien, die uns vorantreiben. Mein Freund Said hat an der berühmten Madrasa Al-Azhar in Kairo die Heilkunst studiert.«
    Fast im selben Moment trat Said ihm unterhalb des Tisches kräftig gegen das Schienbein. Philip funkelte ihn verärgert an. Warum musste der kleine Araber nur so ehrlich sein? Immerhin hatte Said den anatomischen Vorlesungen zwei Tage lang gelauscht, ehe sie Kairo Hals über Kopf verlassen mussten, weil der Tuchhändler hinter die Affäre seiner Tochter gekommen war.
    Fürst Leopold bemerkte nichts von der Uneinigkeit seiner beiden Gäste. Gespannt lauschte er Philips weiteren Erzählungen vom reichen Alexandria, in dem sein Großvater Mikhail ein angesehener Geschäftsmann und berühmter Pferdezüchter war.
    »Es ist uns nicht leichtgefallen, auf unsere edlen Rosse zu verzichten«, gestand Philip. »Doch wären sie für die
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