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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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Frauen. Beginen im Besonderen. Ich nahm die Strafe an, denn ein weiteres Aufbegehren, ein weiterer Verstoß gegen das Gebot des Gehorsams, hätte ihn nur noch mehr aufgebracht. Aber ich ahnte natürlich nicht, dass er mich nach der ersten Geißelung im Keller, an den Pfahl gebunden, einsperren würde.«
    »Nein, damit rechnet man natürlich nicht, Ivo. Und glaube mir, ich bedauere diesen Vorfall mehr, als ich in Worte fassen kann.«
    »Was werdet Ihr nun tun, Theo doricus?« Der Ritter war aufgestanden und sah den Abt eindringlich an. »Das, was Frau Almut hier vorgebracht hat, hört sich für mich so an, als ob es den tatsächlichen Vorgängen entspricht.«
    »Ich bin Eurer Meinung, Herr Gero. Deswegen wirdRudgerus noch heute seine Beichte bei mir ablegen. Dann sehen wir weiter! Verlasst mich jetzt bitte. Wir treffen uns heute nach der Non wieder hier. Dann werde ich Euch meine Entscheidung mitteilen.«
    Der Ritter half Pater Ivo aus dem Sessel, und Almut hielt ihnen die Tür auf.
    »Lasst nur, Ritter. Ich bin ein wenig lahm, aber kein Krüppel!«, wehrte sich der Benediktiner und nahm seinen Stock. Aufrecht, wenn auch langsam, schritt er durch den Gang in Richtung Dormitorium.
    »Frau Almut, Ihr seid eine bemerkenswerte Frau.«
    »Danke, Herr Gero. Aber ich habe nichts weiter getan als meine Schlüsse zu ziehen, und das, Herr Ritter, hättet Ihr genauso gut getan, hättet Ihr eine größere Bewegungsfreiheit genießen können. Übrigens beginnen morgen die Friedensverhandlungen, hörte ich. Vermutlich werdet Ihr dann in Sicherheit sein.«
    »Bestimmt noch nicht zur Gänze, aber die Wirkung eines Anschlags wird immer geringer, zumal inzwischen auch dem Drahtzieher bekannt sein müsste, dass sein Treiben durchschaut wurde. Frau Bettina starb, und sie hatte das belastende Schreiben bei sich. Das Kind lebt und ist in Sicherheit, mein Knappe ist seinen Häschern entkommen, sie selbst sind eingefangen. Das werden ihm seine Spitzel wohl berichtet haben. Er wird zukünftig sehr vorsichtig sein müssen, der Gerhard de Benasis.«
    Almut dachte an Rigmundis Vision und nickte. »Ja, das wird er wohl sein müssen.«
    »Nun, da ich mich also frei bewegen kann, Frau Almut, würde ich mich gerne um meine Schutzbefohlenen kümmern. Dazu brauche ich noch einmal Eure Hilfe. Würdet Ihr mich wohl zu Eurer Mutter begleiten,damit ich meine Tochter aufsuchen kann? Anschließend würde ich gerne Fredegar vom Adler hierher holen.«
    »Mit Vergnügen, Herr Gero. Aber wir sollten pünktlich zur Non zurück sein. Wisst Ihr, dieser kleine Dämon Neugier zwickt mich gar heftig zu hören, was der Abt bei Rudgerus erreicht hat.«
    »Da zwickt uns derselbe Dämon, Frau Begine!«
     
    Frau Barbara empfing den Ritter mit herzlicher Anteilnahme und führte ihn sofort in die warme Stube, in der die Wiege stand. Klein-Gerlis schlief einen zufriedenen Kinderschlaf und maunzte behaglich, als ihr Vater sie in den Arm nahm. Almut und ihre Stiefmutter verließen leise und mitfühlend den Raum, um nicht Zeuge zu sein, wie die Wangen des Ritters feucht wurden.
    »Ein netter Mann, dieser Herr Gero, nicht wahr, Almut?«
    »Fangt nicht schon wieder an, Frau Barbara. Er hat eben erst seine Geliebte verloren, und im Übrigen ist er verheiratet und hat was-weiß-ich-wie-viele eheliche Kinder!«
    »Ach, wie schade!«, meinte ihre Stiefmutter ungerührt und reichte Almut den Korb mit kandierten Früchten. Nach einem ausgiebigen Plausch, zu dem sich nach einer Weile auch der Ritter gesellte, verabschiedeten sich Almut und Gero und wanderten zum Adler. Hier fanden sie Fredegar, der ein stattliches Ross am Zügel hielt, dem der Schmied eben ein paar neue Schuhe verpasste. Franziska hatte in der Küche gewirtschaftet, kam aber ebenfalls sofort herbei und begrüßte die Besucher mit einem Wortschwall, der Almut zeigte, dass sich im Adlernest wohl alles im Reinen befand.
    Der Knappe, in seinen getrockneten, sorgfältig ausgebürsteten Umhang gehüllt, war gerne bereit, seinen Herrn zu begleiten, und Almut gab der Wirtin noch den eindringlichen Rat, gut für den Päckelchesträger Pitter zu sorgen.
    »Keine Angst, Almut, der Junge hat bei mir immer eine Speckseite gut. Und Ihr auch. Oder besser – einen süßen Wecken!«, grinste sie.
     
    Die Glocken hatten eben zur Non geläutet, als sie wieder durch die Klosterpforte gingen.
    »Nun, dann wollen wir hören, was Abt Theo zu berichten hat!«
    »Ja, Herr Gero, gehen wir zu ihm.«
    Pater Ivo saß schon im Sessel, Theodoricus
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