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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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Dämonenheer.«
    »Aber – süße Maria – warum habt Ihr mich mit einer heidnischen Göttin verglichen, dort unten in den Kerkern?«
    »Das war ein Kompliment, Begine!«, belehrte Pater Ivo sie steif.
    »Unfug. Mich begleiten weder wilde Hunde noch Dämonenheere.«
    »Das zwar nicht, aber wisst Ihr, man stellte sich Hekate immer mit der Geißel in der einen und der Fackel in der anderen Hand vor. Diesem Bild habt Ihr weiland recht gut entsprochen. Und auch ihrem Zorn, nicht wahr, Pater Ivo?«
    Der Benediktiner blinzelte etwas und grollte dann auf seine düsterste Art und Weise: »Soweit ich die Szene mit meinem getrübten Bewusstsein wahrnehmen konnte, wütete eine Rachegöttin dortselbst! «
    »Ihr seid ausgesprochen unhöflich. Alle beide. Ich bin keine heidnische Rachegöttin, die alle Welt zusammenschlägt, ich bin ein schlichtes Weib!«
    »Ihr seid kein schlichtes Weib, Ihr seid eine Begine!«, knurrte Pater Ivo. »Nehmt gefälligst die Dankesworte eines Mannes in gebührender Achtung an.«
    »Ihr seid kein Mann, sondern nur ein Pater!«
    Der Benediktiner schnappte kurz nach Luft und entgegnete dann auf die hochmütigste Art: »Ihr vernichtet mich, Begine. Aber so ist das nun mal: ›Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes.‹ Hat Jakobus gesagt!«
    »Gegen diese Art von Gift seid Ihr erstaunlich widerstandsfähig, Pater.«
    »Der Umgang mit Euch macht diese Art von Schutz notwendig. Er erzeugt eine Hornhaut auf der Seele, wie Ihr schon einmal treffsicher festgestellt habt. Dennoch, und trotz alledem, hatte ich eben den vergeblichen Versuch gewagt, Euch meinen Dank auszusprechen, aber darauf verzichte ich nun lieber. Er ist vergeudet an eine Kreatur wie Euch.«
    »Nun bin ich nicht einmal mehr Weib, noch Begine, sondern nur noch Kreatur, was? Oh, dass ich ein Mann wäre...«
    »...dann, Begine? «
    »Ich würde Euer Herz auf dem Marktplatz essen!« Gero von Bachem gab ein Glucksen von sich und warf ein: »Worte, eines großen Dichters würdig!«
    Doch es war Pater Ivo, der schlicht bemerkte: »Dann ist es ja gut, dass Ihr auch kein Mann seid, Begine.«
    In diesem Augenblick war es um die Haltung des Abtes geschehen. Er brach in hilfloses Gelächter aus.

35. Kapitel
    I n der Krankenstube war es dunkel geworden, und nur die kleine Öllampe auf dem Tisch verbreitete ihr flackerndes Licht. Der Benediktiner lag wieder auf seinem Lager, die Wunden neu verbunden, im tiefen Schlaf der Erschöpfung. Die Anstrengung war zu viel für ihn gewesen, er war noch im Zimmer des Abtes ohnmächtig zusammengebrochen.
    Almut hatte sich hinter dem Bruder Infirmarius her- geschlichen und ihn gebeten, ihren Platz an seinem Bett wieder einnehmen zu dürfen. Sie war von der Angst getrieben, das Fieber könne zurückkehren. Doch nur Müdigkeit und Schwäche waren es, die Pater Ivo niedergestreckt hatten. Sie saß nun dort und war in der klösterlichen Stille des Abends eingenickt, seine Hand unter der ihren geborgen, während sich seine Wange gegen ihre Finger schmiegte.
    So fanden sie Theodoricus und der Ritter, die ebenfalls nach dem Pater sehen wollten. Sie betrachteten beide das bewegungslose Bild innigen Vertrauens, und als Gero eine Bewegung in ihre Richtung machen wollte, hielt der Abt ihn zurück und flüsterte: »›Weckt nicht auf und stört die Liebe nicht, bis dass es ihr selber gefällt.‹ Steht auch in der Bibel.«
    Genauso leise fragte der Ritter zurück: »Glaubt Ihr denn, Vater, es gibt eine Hoffnung für die beiden?«
    »Ich habe ihr meinen Einfluss versprochen, Gero.
    Und wenn die Zeit reif ist, dann wird sich eine Lösung finden. ›Denn stark wie der Tod ist die Liebe‹.«
    »Ja, so heißt es.«  sponsered reading bei boox.to
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