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Die Suche nach dem verborgenen Glück

Die Suche nach dem verborgenen Glück

Titel: Die Suche nach dem verborgenen Glück
Autoren: Nicholas Sparks
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du von Wakantanka lernen.«
    Der Mann schwieg lange.
    »Aus Büchern erfährst du kaum etwas über Wakantanka, denn sie können Ihn nicht fassen. Wende dich lieber Seiner ganzen Schöpfung zu - der Mutter Erde. Auf diese Weise lernst du mehr als durch irgendeine Lektüre. Mach dir nur einmal Folgendes klar: Wenn du die Bücher mitnimmst und in die freie Natur legst, werden sie durch Sonne, Wind, Regen und Tiere bald zerstört. Dann kannst du erst recht nichts aus ihnen lernen. Doch Mutter Erde wird niemals zerstört. Sie bringt dir alles bei, was du wissen musst.
    Alle Lebewesen hängen von Wakantanka ab, denn Er erschuf die Sonne, den Wind, das Wasser und die Erde. Als ich jung war, drängte es mich, den Blick schweifen zu lassen und zu verstehen, dass die Welt sich einer großen Kraft verdankt. Da Wakantanka uns alle erschuf, muss ich alles ehren, was Er erschuf. Ich muss allen anderen Wesen mit Liebe und Freundlichkeit begegnen und darf erst zuletzt an mich selbst denken. Dafür schenkt Wakantanka mir inneren Frieden.
    Ich fühle mich Mutter Erde am nächsten, wenn ich direkt auf dem Boden sitze und mein Körper durch nichts von ihr getrennt ist. Dann bin ich in Einklang mit ihr und kann besser nachdenken. In meinem Leben habe ich im Grunde nur eine Pflicht, nämlich Wakantanka täglich anzuerkennen. Das ist für mich wichtiger als Nahrung oder Wasser. Jeden Morgen, wenn der Tag gerade anbricht, gehe ich zum Fluss, ziehe meine Mokassins aus und wate hinein. Dann werfe ich mir ein paar Hand voll Wasser über Gesicht und Körper. Nach dem Bad stehe ich da, betrachte die Dämmerung und spreche mein eigenes Gebet - sorgsam darauf achtend, dass ich allein bin. Jede Seele muss der Morgensonne, der neuen Erde und Wakantanka allein begegnen. Sobald ich im Laufe des Tages etwas Wunderbares entdecke - eine taugetränkte Wiese, einen Wasserfall oder einen Regenbogen - , halte ich einen Moment inne mit einer Einstellung, die meine Liebe und Verehrung für Wakantanka bezeugt. Dadurch fühle ich mich Ihm nah und mein Herz ist voller Liebe. Ich empfinde ein Glück, das alle meine Gesten und Handlungen übersteigt. Das ist Wakantankas wertvolle Gabe - Er schenkt mir Glück, wenn ich Ihn ehre.«
    Der Mann machte eine weitere Pause. »Nimm dir jeden Tag Zeit, um etwas Schönes zu finden. Danke Wakantanka jeden Morgen für die Welt, die Er erschuf, verinnerliche Seine Herrlichkeit und nehme die Herrlichkeit ringsum wahr; dafür wird Er dich mit Frieden und Glück segnen.«
    David wurde bewusst, dass er an den Tagen nach dem Tod seiner Schwester unter der Abwesenheit Wakantankas gelitten hatte. Aufgrund der Leere in seinem Herzen war er so oft in Tränen ausgebrochen, dass seine Augen anschwollen. Doch hatte Wakantanka ihn damals wirklich verlassen? Oder… barg sein Schluchzen nicht eher Gebete um Unterweisung - und waren diese etwa nicht beantwortet worden? David erkannte, dass er den Mann nicht einfach gefunden hatte, sondern zu ihm geführt worden war - durch seinen Vater, seine Schwester… und Wakantanka.
    Während David still nachdachte, betrachtete der Mann die Rolle. Als der junge Indianer bereit war, wandte er sich dem nächsten Symbol zu - dem Fluss.
    »Der Fluss«, sagte der Mann, »spricht zu jedem, der ihm lauscht. Er lehrt uns den Sinn des Lebens. Er lacht, weint, strömt dahin und ist immerzu mit sich selbst verbunden - wie das Leben selbst. Der Fluss ist die Kraftquelle unseres Volkes; er versorgt unsere Felder mit Wasser und reinigt unsere Körper. Wir nutzen ihn, um zu kochen und zu leben. Wir bedienen uns seiner wie des Feuers, um uns das Leben zu erleichtern und uns wohler zu fühlen. Doch anders als beim Feuer sterben wir, wenn sein Wasser uns fehlt.
    Der Fluss, mein junger Freund, versinnbildlicht unseren körperlichen Aspekt. Er bewegt sich - wie wir, wenn wir trainieren. Er reinigt - wie die Tätigkeit, die wir ausführen. Der Fluss macht uns mit dem Sinn des Lebens vertraut; desgleichen gibt jede Aktivität uns die Möglichkeit, allein zu sein und die eigene Person besser kennen zu lernen. Ein Mensch kann nicht ganz sein, wenn sein Leben im Ungleichgewicht ist. Will man glücklich sein, darf man diesen Aspekt nicht übersehen .«
    David wirkte verwirrt. »Meinst du, dass ich trainieren muss, um glücklich zu sein?«
    »Ja. Unseren körperlichen Aspekt vernachlässigen wir mehr als jeden anderen. Dann aber kann es im Leben kein Gleichgewicht geben. Du sollst nicht glauben, dass du wie ein Besessener
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