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Die Suche nach dem verborgenen Glück

Die Suche nach dem verborgenen Glück

Titel: Die Suche nach dem verborgenen Glück
Autoren: Nicholas Sparks
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zuvor.
    Glück…
    Er würde das Geschenk des Glücks ewig im Herzen tragen - genauso wie all jene, die die Wahrheit erkennen. In den Paha Sapa angekommen, hatte er sich müde und schwach gefühlt und der Geist war von ihm gewichen. Sein Schicksal erschien ihm völlig gleichgültig. Nun aber war er wieder bei Kräften. Das Blut pulsierte durch seine Adern und das Herz schlug heftig in seiner Brust; voller Stolz erhob er das Haupt, um der Dämmerung mit Würde und Respekt zu begegnen. Er war sich darüber im Klaren, dass er glücklich sein würde, solange die Sonne scheint und die Flüsse strömen.
    Was hatte er eigentlich erfahren? Den Sinn des Lebens selbst. Er wusste: Wenn er auf dem Boden saß und über die tieferen Zusammenhänge des Lebens meditierte, wenn er die verwandtschaftliche Beziehung zwischen allen Geschöpfen bejahte, wenn er verstand, wie seine Gefühle und Handlungen sich gegenseitig beeinflussen, wenn er erkannte, dass er eingedenk der Lektionen der Rolle glücklich sein konnte, dann würde er der Weisheit Wakantankas teilhaftig werden und den Inbegriff der Wahrheit in seinem Innersten einschließen.
    Wie viel hatten die Menschen verloren, seit sie sich um diese Dinge nicht mehr kümmerten?
    Sie hatten alles verloren. Seit sie aus dem Schatten des Baumes getreten und zu der irrigen Auffassung gelangt waren, dass andere ihnen den Weg zur Wahrheit zeigen würden, hatten sie ihren großen Lehrer verloren - das eigene Selbst.
    Doch David fühlte, dass er jetzt wieder Teil der Natur war. Ja, er war Wakantankas außergewöhnliches Kind. Wakantanka hatte ihn in Sicherheit gebracht, hatte ihn zu Tunkasila geführt.
    Er war zur Weisheit geführt worden.
    Tunkasila besaß eine Reihe von Eigenschaften, die weit über das menschliche Maß hinausgingen. Er kannte die Lektionen von Mutter Erde. Er war ein spirituelles Wesen, weise und erfüllt von innerem Frieden. Er konnte mit seiner Seele kommunizieren und anderen beibringen, es ihm nachzutun.
    Vor allem aber verstand er sich darauf, die Lektionen so eindringlich zu erklären, dass man sie nie mehr vergaß. David hatte sie anhand von Geschichten, Visionen, Legenden und einer Reise gelernt. Er hatte aufmerksam zugehört und war angehört worden. Er begriff, dass seine Reise zu dem Mann notwendig war, um die Wahrheit zu erfahren. Und er wusste, dass er an die Lehren der Rolle nicht geglaubt hätte, wenn er von seiner Familie nicht fortgegangen und in die Paha Sapa aufgebrochen wäre.
    David betrachtete die beiden Rollen. Er nahm die mit den gemalten Bildern und reichte sie dem Mann. Die andere Rolle mit den dazugehörigen handschriftlichen Texten steckte er in seine Tasche.
    »Ich möchte dir die Rolle zum Geschenk machen. Ich weiß, dass auch mein Vater sie dir gerne überlassen hätte. Danke für alles, was du getan hast.«
    Der Mann senkte anmutig den Kopf, ohne etwas zu erwidern.
    David spürte, dass damit alles gesagt war. Er schaute auf zu den wicahpis, wie sein Vater es getan hatte, als er ihm die Rolle übergab. Sie waren schön, mächtig und geheimnisvoll.
    Sie glichen Tunkasila.
    Früh am nächsten Morgen verließ David die Paha Sapa. Tunkasila war nirgends zu sehen. David suchte ihn fast eine Stunde lang, kam dann aber zu der Überzeugung, dass Tunkasila allein sein wollte. Seltsamerweise empfand er kein Bedauern darüber, dass sie sich nicht voneinander verabschiedeten. Ihm schien, als hätten sie beide ein starkes Band zwischen sich geknüpft, das auch durch seine Abreise nicht zerreißen konnte. Sie würden immer miteinander verbunden sein, durch die Natur und in ihren Seelen. Die Visionen und die Lektionen würden David auf allen Wegen begleiten. Er würde in Zukunft den Mann ebenso im Herzen tragen wie seine Schwester.
    Die Heimreise war viel kürzer, als David erwartet hatte. Schon nach einer Stunde Fußmarsch hielt ein Kleintransporter an, der ihn mitnahm und nur wenige Meilen vor seinem Zuhause absetzte. David saß mit zwei Hunden auf dem Rücksitz, spürte den Wind und die Sonne auf seinem Gesicht. Die Blicke und Geräusche waren herrlich; sie fuhren auf einer alten unbefestigten Straße, vorbei an Wiesen und Tälern, die Vögel schwebten auf und ab und der Motor dröhnte. Alles war so, wie es sein sollte.
    Nachdem David ausgestiegen war, ging er zum Friedhof, um das Grab seiner Schwester zu besuchen. Wie von ihm erhofft, hatte der Vater den Grabstein während seiner Abwesenheit gereinigt. David bückte sich und berührte die Erde, die seine
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