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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller)
Autoren: Markus A. Will
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unterstellen?«
    »Ich analysiere und kommentiere, Herr Bundeskanzler. Das ist meine Pflicht als Bundesbankpräsident.«
    »Dohm, Sie unterliegen in dieser Sache vor allem der Geheimhaltungspflicht. Haben Sie mich verstanden? Das Bundessicherheitskabinett entscheidet. Die Operation D-Day läuft an.«
    »Na, dann.« Danach legte Dohm einfach auf, denn eine Diskussion war sinnlos. Am ersten Arbeitstag der neuen markigen Bundesregierung machte Roth also bereits ernst.
    Financial Times und Börsen-Zeitung waren voll von Spekulationen über die neue Bundesregierung. Dohm wusste, dass die währungspolitischen Fragen sich auf die eine reduzierten: Wie kriegen wir die D-Mark zurück? Und mit »wir« waren diese verdammten Markigen gemeint, die das Volk an die Macht gespült hatte. Wer sich Deutsche Mark Partei nannte, hatte eigentlich schon alles gesagt.
    Das war das Gefährliche, überlegte Dohm, der seinen Blick durch das geräumige Wohnzimmer schweifen ließ – eher ein englischer Reception Room –, in dem schon einige Bundesbankpräsidenten vor ihm Einladungen an den Frankfurter Geldadel und internationale Topbanker ausgesprochen hatten. Niemand dieser Leute würde ihm jetzt helfen können. Einige sympathisierten sogar mit der DMP und der Rückkehr zur D-Mark.
    »Was ist?« Simone Dohm, die ihren Mann erreicht hatte, als der gerade wieder aufgelegt hatte, sah nun auch die Schweißperlen auf seiner Stirn.
    »Vielleicht hast du recht mit deiner ›Gartenarbeit‹, Chérie.« Dohm sog den Geist der Unabhängigkeit, den er in den geschichtsträchtigen Hallen der Präsidentenvilla wähnte, tief ein, drückte die Kurzwahl seines Büros und wartete nicht ab, bis seine Sekretärin ihren Namen sagen konnte.
    »Frau Sandmann, geben Sie mir dringend von Hartenstein. Ich bleibe dran.« Diese wusste in diesem Moment, dass Dohm unter Druck stand, wenn er sogar dranblieb.
    »Was ist?«, rief Dohm nur Sekunden später.
    »Kann ihn nicht erreichen.«
    »Das Büro. Was ist mit dem Büro?«
    »Keiner da, krank, Herr Präsident.«
    »Herrgott, schaffen Sie mir Triple H her – so schnell wie möglich. Ich bin in einer halben Stunde da.«
    Dohm ging auf seine Frau zu, gab ihr mit einem »Ich muss ins Büro« einen innigen Kuss und hastete dann aus dem Haus zur bereits wartenden Dienstlimousine. Nach dem Telefonat konnte sich Simone Dohm ihren Teil ohnehin denken und ging noch einmal in den Garten auf ihren geliebten Rasen.
    Ganz ruhig betrachteten zur selben Zeit auch der neue Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Franz Peter Roth, und die neue Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Anna-Maria Kuhn, das Treiben auf dem Rasen vor dem Reichstag, auf den man vom Bundeskanzleramt aus so einen herrlichen Blick hatte. Eine Generation trennte die beiden, genau 30 Jahre. Während die 30-jährige Kuhn die D-Mark nur noch aus Kindertagen kannte, hatte der doppelt so alte Roth schon ein Berufsleben hinter sich, ehe er vor gut einem Jahr an die Spitze der DMP gehievt worden war.
    Nur wenige Monate zuvor hatte er erstmalig auf einer Veranstaltung der markigen Bewegung gesprochen. Kuhn war direkt auf ihn angesprungen. Sie hatte sofort gespürt, dass dieser Mann der Richtige war, um ihre »Ideemark« durchzusetzen. Kein auch nur halbwegs erfahrener Mensch würde schließlich so eine junge Frau wie sie ins Amt wählen.
    Kuhn wusste, dass sie zu jung und auch zu schön für das gemeine Volk war. Sie brauchte Männer mit grauen Haaren, um ihre fixe Idee zu realisieren. Über das Internet hatte sie begonnen, die D-Mark wieder salonfähig zu machen. Doch da selbst Roth den Namen »I-D-Mark« intellektuell nicht verstanden hatte, wurde daraus die »Ideemark« und später als Partei einfach wieder die D-Mark und die DMP. Das funktionierte im Netz dann wunderbar, vor allem auch für ältere Wähler, die man brauchte, um Mehrheiten zu gewinnen.
    Roth, ein frühpensionierter Finanzmanager mit internationaler Erfahrung und hoher Abfindung, war der richtige Typ für die Wähler. Dass Roth nur ein Manager der B-Klasse war, spielte Kuhn in den Wochen nach dem ersten Treffen geschickt herunter. Roth sei eben nicht so systemversessen und seilschaftsverbunden wie die Topbanker und Industriellen, die nicht mehr frei sagen könnten, was sie wollten. Das tat allerdings auch Roth nicht mehr, nachdem er Kuhn nach der ersten Zusammenkunft fast umgehend verfallen war. Und Kuhn wusste ihn zu steuern, notfalls erst abends im Bett. Gestern Abend zum ersten Mal hier
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