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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller)
Autoren: Markus A. Will
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deutschen Bundeskanzler Franz Peter Roth Berlin nach einem letzten Spitzentreffen verlassen. Roth hatte sich geweigert, weitere teure Eurobonds zu finanzieren. Angeblich soll der Franzose bei seinem überstürzten Abgang aus dem Kanzleramt »Erbfeind« gemurmelt haben, wie die Zeitungen kolportierten.
    Zu dem Zeitpunkt hatte von Hartenstein bereits bewusstlos geschlagen im Kofferraum eines Autos gelegen, das ihn unbemerkt in den Atombunker gebracht hatte. Ausgerechnet dort, neben dem Geld, hatten sie ihn eingesperrt. Und genau mit diesem Geld wollte er jetzt hier raus. Seine Flucht war ihm geglückt, zumindest der erste Teil aus seiner Zelle auf die Ladefläche eines Lkw in der langen Schlange vor dem näher rückenden Bunkertor.
    In ein paar Stunden, so schätzte von Hartenstein, während die lauter werdenden Stimmen signalisierten, dass seine Zehner-Charge Lkw bald an der Reihe sein würde, würde Deutschland so gut wie isoliert sein, die Grenzen wieder kontrolliert werden, Kinder aus ausländischen Internaten zurückgeholt werden, die Tauschwirtschaft zumindest für ein paar Tage blühen, die Restaurantszene eindeutschen, weil viele Italiener, Griechen, Spanier und andere Europäer das Land verlassen würden. Das Friedensprojekt Euro wäre passé. Da wollte er wenigstens zu seiner Familie zurück. Mit italienischer Frau, griechischem Schwiegersohn und englischer Schwiegertochter lebten die von Hartensteins das friedliche Europa familiär seit Jahrzehnten vor.
    Als sein Zehnertrupp an der Abfertigung stand, wusste von Hartenstein, dass er nur zwei Möglichkeiten zur endgültigen Flucht hatte. Entweder blieb er einfach auf seinem Laster, bis das Ziel, irgendeine Filiale der Deutschen Bundesbank, erreicht war. Oder er sprang ab, sobald der Geldtransport das streng bewachte Gelände verlassen hatte. Denn danach gab es nur noch Vollgas. In den Stunden des Wartens hatte Hanns-Hermann von Hartenstein sich für die zweite Variante entschieden.
    Doch dazu musste er erst einmal unentdeckt aus dem Bunker kommen. Eigentlich war er viel zu groß für den Geldsack, daher machte er sich so klein wie möglich und zog die Schlinge zu. Nur gut, dass sein grau meliertes Haar fast dieselbe Farbe wie die Säcke hatte. Auch nur gut, dass die Wachleute nicht mehr jeden einzelnen Truck genau prüfen konnten. Aus der Erfahrung der Übungen wusste er, dass nur noch stichprobenartige Kontrollen gemacht wurden.
    Als die Plane hochgeschoben wurde und ein Wachmann die Ladefläche ausleuchtete, stockte von Hartenstein der Atem. Zwar hatte er sich ziemlich weit hinten versteckt, aber das Licht schien dennoch bedrohlich grell. Dreimal wanderte der Lichtstrahl hin und her wie bei einem Leuchtturm. Jedes Mal litt er Todesängste und fürchtete, jetzt kurz vor der Befreiung doch noch erwischt zu werden. »Okay.« Die scharfe Stimme des Wachmanns war wie eine Erlösung. Sekunden später rollte sein Lkw mit den anderen neun seines Trupps weiter.
    Während sich die Sicherheitsfahrzeuge in den Trupp eingliederten, krabbelte von Hartenstein bereits aus seinem Geldsack. Das musste er riskieren. Er wusste, dass es gut 50 Meter nach der Ausfahrt eine lang gezogene Rechtskurve gab. Würde er links abspringen und sich in den Wald rollen lassen, hätte er die Chance, unentdeckt zu bleiben. Die Plane hatte er in den Stunden seines Verstecktseins mit der scharfen Kante eines Stückchen Blechbandes, mit dem das Geld zusammengehalten wurde, vorsichtig angeritzt.
    »Gute Fahrt.« Das musste der Wachmann am Außentor gewesen sein, denn danach röhrten die Motoren. Geld war schwer, sodass die 30-Tonner viel zu bewegen hatten und nur langsam Fahrt aufnehmen konnten. Noch ein paar Sekunden wartete von Hartenstein, bis er sicher war, das Gelände verlassen zu haben. Als er die Plane aufriss, roch er den Wind der Freiheit und sah den Wald. Drei, zwei, eins. Von Hartenstein machte einen Sprung, so weit er konnte. Er flog fast gegen einen Baum, drückte sich gerade noch seitlich vorbei, knallte aber mit seinem rechten Bein gegen das Holz.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte er sich auf und schleppte sich weiter in den Wald. Nach 30 Metern ließ er sich fallen. Vorsichtig lauschte er in Richtung Straße. Die Motoren röhrten jetzt ruhiger, die Trucks hatten Tempo aufgenommen und fuhren weiter. Von Hartenstein war offenbar unentdeckt geblieben. Sein Bein schmerzte, aber anscheinend war nichts gebrochen, denn er konnte auftreten und gehen, als er sich vorsichtig erhob. Da
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