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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller)
Autoren: Markus A. Will
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Frühstück begonnen. Ein Ritual, das ihnen heilig war, wenn er zu Hause in »seiner« eleganten Präsidentenvilla in Kronberg war. Eine halbe Stunde zu zweit, mit Zeitungen und Gesprächen über die Weltlage. Simone Dohm war die engste Beraterin ihres Mannes.
    »Ich glaub das nicht, bist du wirklich von allen guten Geistern verlassen, Simone?« Dohm schüttelte den Kopf. »Du siehst Gespenster.« Der Präsident der Deutschen Bundesbank rieb sich die Hand am Kinn, was er immer tat, wenn er nicht mehr weiterwusste. Wenn das rauskam? Die Gattin des Bundesbankpräsidenten verbuddelte Gold, weil sie den Glauben an den Euro verloren hatte, den er zu verbreiten hatte, diesen Glauben an einen stabilen Euro.
    »Sollte ich, dann grabe ich es wieder aus. Aber wenn du willst, zeige ich dir, wo es liegt.« Sie nahm ihren Mann bei der Hand, die so feucht-schwitzig war, dass sie fast schon wieder loslassen wollte, zog ihn dann aber doch in den park­ähnlichen englisch gestalteten Garten und blieb genau auf der Ecke stehen, an der sie mit den Hausecken des L-förmigen Baus ein imaginäres Viereck bildeten. Sie drückte den Absatz ihres Schuhs mit festem Druck in den Rasen. Mit Absätzen war sie immer ein bisschen größer als ihr kleiner »Teddybär«.
    »Hier. Zwei Millionen Euro Gegenwert, momentan jedenfalls. Vier Kessel. Alle übereinander, sodass man auch nach und nach Gold herausholen kann. Nur dass du es weißt, ich kümmere mich schließlich um unsere Finanzen. Wenn alles schiefgeht, Claus, sind auch die Banken nicht mehr sicher.«
    »Du vertraust mir nicht?«
    »Doch, aber du führst die Bundesbank, und ich bin unsere Privatbank. Vertraue mir.« Mit einem Lächeln gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn.
    Drinnen im Haus klingelte plötzlich das Diensttelefon, was selten genug am Morgen um diese Zeit passierte. Dohms Büro würde diese geheime Telefonnummer in der Kronberger Dienstvilla des Bundesbankpräsidenten nur nutzen, wenn ganz wichtige Dinge zu klären wären, die nicht warten konnten, bis der oberste deutsche Währungshüter im Auto saß und sich nach Lektüre des Pressespiegels wie üblich im Büro meldete.
    »Ja bitte.« Schneller, als sein gedrungener Körper es vermuten ließ, war Dohm, wie von einer bösen Vorahnung getrieben, an den Apparat gehastet.
    »Herr Bundesbankpräsident?«
    »Wer sonst!« Dohm meldete sich nie mit Namen, schließlich wussten die Anrufer, wen sie hier an der Leitung hatten.
    »Ich verbinde Sie mit dem Bundeskanzler.« Die Dame am anderen Ende im Bundeskanzleramt war mindestens genauso statusbewusst wie er und offensichtlich von seinem Büro durchgestellt worden. Dohm hasste es wie die Pest, wenn er durchgestellt wurde, doch zumindest ging es bei der Dame zackig.
    »Guten Morgen, Herr Bundesbankpräsident.«
    »Guten Morgen, Herr Bundeskanzler.« Dohm mochte den politischen Emporkömmling nicht und beließ es deshalb bei einer einfachen Begrüßung, ohne Frage oder Floskel und vor allem auch ohne Glückwunsch zum neuen Amt. Dohm selbst stammte zwar auch aus einfachen Verhältnissen und hatte sich mit Fleiß, Stipendien und natürlich auch Glück hochgearbeitet, obwohl sie einen ähnlichen Werdegang hatten.
    »Um es kurz zu machen, Dohm, um 16 Uhr heute Nachmittag wird Frau Staatssekretärin Kuhn aus dem Finanzministerium in Frankfurt bei Ihnen eintreffen.«
    »Mit welchem Ziel, Herr Roth?« Wenn er nicht mit Titel angesprochen wurde, tat Dohm das auch nicht, und seine Verärgerung über das fehlende »Herr« versuchte er seinem Gegenüber mit einer deutlich stärkeren Betonung des Wortes als normal zu signalisieren.
    »Um eine Projektgruppe zu währungspolitischen Fragen einzusetzen.«
    »Dazu braucht es doch eine Kabinettsentscheidung.« Auch wenn er wusste, dass es nichts brachte, wollte Dohm den neuen Bundeskanzler belehren.
    »Die wird Frau Kuhn vorlegen. Einen vertraulichen und geheimen Beschluss des Sicherheitskabinetts.« Auch Roth belehrte gerne, meist durch längere korrigierende Ausführungen, weil er dann Zeit hatte, zunächst einmal die Aussagen der anderen für sich zu bewerten. Er hatte nämlich bei Kuhn gelernt, vorsichtig zu sein und mit seiner Meinung gerne auch hinter dem Berg zu bleiben.
    »Das reicht nicht, Herr Bundeskanzler.« Selbst Dohms Tonlage klang sehr formal.
    »Wir sehen die Währungspolitik als Sicherheitspolitik, Dohm. Deshalb das Sicherheitskabinett.«
    »Sie sollten in der Währungspolitik die Friedenspolitik erkennen.«
    »Wollen Sie mir etwas
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