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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire
Autoren: Carrie Vaughn
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nach D.C. zurückkehren. Jack winkte mir von der Bar zu.
    Ich konnte spüren, wie Luis durch die Tür in meinem Rücken trat. Dazu musste ich mich noch nicht einmal umdrehen. Er pirschte wie eine Katze umher, und seine Wärme hüllte mich ein.
    Er berührte mich an der Schulter und küsste mich auf den Nacken. Feuer, Wärme, Glück; all das stieg bei seiner Berührung in mir empor. Endlich entspannte sich die Wölfin. Etwas Licht drang in ihre Höhle. Am liebsten wäre ich gerannt – diesmal vor Freude, nicht vor Angst.
    Â»Bist du so weit?«
    Beinahe hätte ich gefragt, ob wir die Symphonie einfach sausen lassen könnten. Doch ich nickte.
    Ich war froh, hingegangen zu sein, froh, dass ich mir nicht die Gelegenheit hatte entgehen lassen, mir das Kennedy Center anzusehen. Das Gebäude war so schön, so bedeutsam. Beim Betreten der vier Stockwerke hohen Hall of States mit ihren Marmorwänden, dem roten Teppich und den Fahnen der Bundesstaaten, die von der Decke hingen, wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen. Mich beschlich das Gefühl, dass ich eigentlich ein weites Ballkleid und kein Kostüm tragen sollte.
    Die Leute starrten mich an. Starrten uns an. Diejenigen, die im Konzertsaal Karten für die Sitzplätze neben mir hatten, setzten sich um. Alle Welt sah wahrscheinlich Nachrichten. Ich sackte in mich zusammen. Hätte ich meinen Schwanz gehabt, hätte ich ihn eingezogen. Ich wäre gegangen, wenn Luis es zugelassen hätte. Der Gute zuckte nicht ein einziges Mal zusammen. Er ging an ihnen allen
vorüber, mit mir am Arm, den Rücken gerade und das Kinn hoch gereckt. Wie ein Jaguar, der durch seinen Dschungel pirschte.
    Ich beugte mich zu ihm und fragte ihn, den Blick starr auf seine Schulter gerichtet: »Wie erträgst du das? Die Art, wie sie uns ansehen?«
    Er sagte: »Ich weiß, dass ich ihnen die Eingeweide herausreißen könnte, und ich entscheide mich, es nicht zu tun.«
    Während der Pause standen wir im Grand Foyer. Ich sah mich in dem Saal um und betrachtete eingehend die vom Boden bis zur Decke reichenden Spiegel, die von weichen Vorhängen umrahmten Fenster, tausend glitzernde Lichter an den Kronleuchtern, die gewaltige Büste Kennedys, der den Blick über das, was er inspiriert hatte, schweifen ließ.
    Ein Pärchen ging an uns vorüber. Die Frau, jung und elegant in einem blauen Cocktailkleid, strich an mir vorbei. Sie ergriff meine Hand, die locker an meiner Seite herabhing, und drückte sie einen Augenblick lang. Dann ging sie weiter. Dabei sah sie mich kein einziges Mal an.
    Sie roch nach Wölfin. Ich starrte ihr hinterher, bis Luis mich am Arm zog.
    Nach dem Konzert begaben wir uns auf die Dachterrasse. Im Südosten konnte ich die Reihe der Denkmäler für Washington, Jefferson und Lincoln sehen, die angestrahlt waren und wie Leuchttürme in der Nacht Helligkeit verströmten. Große Männer und ihre Ehrenmale. Sie waren nicht perfekt. Ihnen unterliefen Fehler. Doch sie veränderten die Welt. Sie waren idealistisch.

    Luis stand hinter mir, die Arme um mich geschlungen, und küsste mich auf den Kopf.
    Â»Danke für das hier«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Dass du mir das hier gezeigt hast.«
    Â»Wenn du je dem Trott entkommen musst, Urlaub machen, dann ruf mich an. Ich werde dir Rio de Janeiro zeigen.«
    Â»Abgemacht.« Wie wäre es mit jetzt gleich?
    Â»Was wirst du als Nächstes tun?«
    Â»Mir freinehmen. Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich ein Buch schreiben.« Ich stellte mir vor, wie ich zu meiner Sendung zurückkehrte, zum Radiosender. Ich setzte mich vor das Mikrofon, öffnete den Mund – und nichts kam hervor.
    Ich hatte einen Ort im Sinn, ein kleines Städtchen, in dem ich zwei Wochen während der Sommerferien an der Uni verbracht hatte. Ich konnte mir ein Häuschen mieten, vor mich hin philosophieren, wild durch die Wälder streifen.
    Und versuchen mir ins Gedächtnis zu rufen, wie man idealistisch war.

Bonusgeschichte
Kitty trifft die Band

    Kitty trifft die Band
    Â»Willkommen zurück, liebe Hörerinnen und Hörer! Falls ihr gerade zugeschaltet habt, ich bin Kitty Norville, und dies ist die Midnight Hour . Ich habe eben einen Anruf von den für heute Abend eingeplanten Gästen erhalten, der Band Plague of Locusts, und leider stecken sie im Stau und werden ein bisschen Verspätung haben. In etwa
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