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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts
Autoren: Alan Dean Foster
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nicht sehen, ob die Wunde tief war, weil sie so stark blutete. Ihm war, als hätte ihm jemand eine Schlinge um den Hals gelegt und würde sie energisch zuziehen.
    »Bran, Tru!«, schrie er. »Clarity, du bist getroffen worden«, sagte er sanft zu ihr. »Ich weiß nicht, ob von einem Sprengbolzen oder von etwas anderem. Es sieht … schlimm aus.«
    Die beiden Gelehrten waren sofort wieder bei ihnen. Flinx sah die Ernsthaftigkeit der Verletzung in Tse-Mallorys Gesichtsausdruck gespiegelt.
    »Nicht gut. Gar nicht gut.«
    Tödlich?, wollte Flinx fragen. Er brachte kein Wort heraus.
    Truzenzuzex setzte mit beiden Fußhänden seinen Rucksack ab, während er mit den Echthänden Claritys Wunde untersuchte. »Nicht tödlich. Nicht, wenn sie rechtzeitig ärztliche Hilfe bekommt.«
    »Sie steht kurz vor einem Schock.« Tse-Mallory zog sich die Jacke aus und deckte Clarity von vorn damit zu. Die Kanten saugten sich sofort mit Blut voll.
    Truzenzuzex zog etwas hervor, das wie eine Waffe aussah. »Halte sie fest«, befahl er knapp. Flinx kauerte vor Clarity und fasste sie bei den Schultern. Hätte er es nicht getan, wäre sie hingesunken. Ihr Blick war unfokussiert, die Lider flatterten.
    Truzenzuzex warf einen Blick auf den wachsamen Scrap. Da der Minidrache spürte, dass die Absichten des Thranx völlig selbstlos waren, blieb er zusammengerollt auf Flinx’ Schulter und machte keine Anstalten, einzugreifen. Truzenzuzex aktivierte das pistolenähnliche Gerät, und ein weißer Dunst trat aus der Mündung. Clarity stöhnte, während der Thranx ihr sys tematisch den aufgerissenen Rücken besprühte, bis der Behäl ter leer war.
    Flinx sah, dass die Wunde jetzt von einer glänzenden, grauen Substanz bedeckt war, die rasch fest wurde und wie ein durchscheinendes Plastik aussah. Clarity war der Kopf nach vorn gesunken, ihre Augen waren geschlossen.
    »Synthetisches Chitin«, erklärte Truzenzuzex, »um verwundete Thranx, nicht um Menschen zu verbinden. Aber es wird auf Kalziumbasis hergestellt und ist gut verträglich. Es wird die freiliegenden Knochen so lange abdecken, bis sie im Krankenhaus ist. Da kann es mit einem geeigneten Lösungsmittel entfernt werden. Bis dahin stoppt es die Blutung und verhindert eine Infektion.« Er sah Flinx eindringlich an. »Aber ich will dir nichts vormachen. Die Wunde ist an manchen Stellen tief, und soweit meine Kenntnisse der menschlichen Physiologie reichen, hat sie sehr wahrscheinlich auch einige innere Verletzungen.«
    »Mit anderen Worten«, fügte Tse-Mallory hinzu, »wenn wir sie nicht zu einem Arzt bringen, wird sie sterben.«
    »Dann bringen wir sie hin.« Flinx zeigte mit grimmigem Gesicht auf die Luke.
    Tse-Mallory fasste ihn mäßigend an der Schulter. »Ich habe die Wunde auch gesehen, Flinx. Meine Kenntnisse über den menschlichen Organismus reichen etwas weiter als Trus. Glaub mir, wir können sie nicht dorthinauf hieven und über das Startfeld schleppen. Sie braucht Hämoglobin, Serum, Antibiotika und eine gefederte Trage, auf der sie erschütterungsfrei transportiert werden kann. Sonst …«
    »Sonst?«, fragte Flinx durch den Geschossdonner.
    »Egal wie behutsam wir mit ihr umgehen und obwohl Tru die Wunde so schnell verschlossen hat, die erste stärkere Erschütterung kann zum Herzstillstand führen.«
    Wie Flinx da hockte und die bewusstlose Clarity stützte, fühlte er sich, obwohl von seinen Freunden umgeben, völlig allein. Wie sonst auch. Endlich hatte er jemanden gefunden, mit dem er zusammen sein wollte. Jemanden, den er liebte und mit dem er offen reden konnte. Mit dem er die einsamen Momente im freien Raum zwischen den Welten teilen konnte. Und nun sah es so aus, als sollte er ihm wieder genommen werden.
    Aber nicht für immer, schwor er sich. Nicht für immer.
    »Ins Krankenhaus.« Sein Flüstern war kaum zu verstehen. Pip liebkoste besorgt mit spitzer Zunge seine Wange.
    Tse-Mallory nickte und nahm das Komgerät von seinem Gürtel. »Die Peaceforcer werden einen verschlüsselten Kanal benutzen. Wir müssen über eine Shuttleport-Frequenz mit ihnen Kontakt aufnehmen. Wenn ich erkläre, wer Tru und ich sind und wie unsere Lage hier ist, können wir ihnen Clarity anvertrauen.«
    Flinx blickte so scharf und so eindringlich auf, dass selbst der unerschütterliche Tse-Mallory zusammenfuhr. »Wir werden sie niemandem ›anvertrauen‹.« Er sah Truzenzuzex an. »Wenn sie hinter der Gruppe her sind, die uns angegriffen hat, wäre es vielleicht kein Problem. Aber wie du schon
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