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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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Feind stehen und ließ die Säcke fallen. Er sah Lucas in die Augen – in der Erwartung, den Wahnsinn darin zu erkennen, doch da war nur eine tiefe Kränkung zu sehen.
    MaryAnn zerrte erneut an ihren Fesseln, doch Lucas hielt sie mit eisernem Griff fest.
    »Ich habe nie gesagt, dass du mir nacheifern sollst, Lucas«, erwiderte Sam, nach irgendeiner Schwachstelle suchend, wo er ansetzen konnte. »Die Highschool ist fünfundzwanzig Jahre her.«
    »Und du bist fortgegangen und hast alles hinter dir gelassen.«
    »Ja!«, rief Sam. »Das machen doch alle so.«
    »Du hast mich im Stich gelassen.«
    »Im Stich gelassen? Wovon redest du? Wir sind zusammen auf ein paar Partys gegangen, wir waren nicht verheiratet. Ich hatte meine eigenen Pläne, und die wollte ich verwirklichen.«
    »Du hattest auch Verantwortung, Sam. Ihr alle.«
    »Das ist doch verrückt, Lucas. Darum geht es doch in der Highschool, dass man noch keine Verantwortung übernimmt. Ich war niemandem irgendwas schuldig.«
    »Ich habe fünfzehn Jahre verloren«, versetzte Lucas so aufgebracht, dass ihm Speichel aus dem Mund lief, »und du sagst, du schuldest mir nichts?«
    Sam sah ihn verständnislos an. »Was meinst du damit?«
    »Fünfzehn Jahre, Sam. Hast du eine Ahnung, was sie da drinnen mit mir gemacht haben? Glaubst du, ich hatte eine Chance, meine Pläne zu verwirklichen? Ich wollte sterben, und wo warst du?«

    Sam hob verständnislos die Hände. »Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.«
    »Der Abschlussball.«
    »Ich bin früh gegangen. Mein Wagen war schon vollgepackt, und ich hatte es eilig, nach Hollywood zu kommen. Das war ja kein Geheimnis.«
    »Du hast Susan dazu gebracht, zu lügen.«
    »Susan? Susan Millar? Was willst du damit …«
    »Du hast mit ihr geschlafen.«
    »Ja, aber …« Sam schüttelte zornig den Kopf. »Lucas, ich war einfach ein Junge, der seinen Spaß hatte. Ich habe mir nie etwas genommen, was ich nicht freiwillig bekommen habe. Susan und ich sind miteinander ins Bett gegangen, na und?«
    Lucas kniff die Augen zusammen, und er riss an MaryAnns Fesseln, dass sie aufschrie. »Sie hat mich mit einem solchen Hass angesehen.«
    Sam bemühte sich, seine Wut zu unterdrücken. »Wer? Susan?«
    Lucas’ Stimme brach, als er versuchte zu lachen. »Du hast es nicht einmal gewusst. So wichtig war ich dir.«
    » Was nicht gewusst?« Sams Blick sprang zu seiner Tochter hinunter. Er wollte sie so gern einfach nehmen und mit ihr weglaufen.
    »Sie hat mich beschuldigt, dass ich sie vergewaltigt hätte«, sagte Lucas. »Aber ich habe sie gar nicht angerührt. Im Gegensatz zu dir. Und Ironwood. Sogar der verdammte Wikinger hat es getan. Aber ich bin dafür ins Gefängnis gegangen. Du bist nicht einmal zur Verhandlung gekommen. Du hättest aussagen können, was für eine Hure sie war.«

    »Sie haben dich für die Vergewaltigung verurteilt?«, fragte Sam schockiert. »Niemand hat es mir gesagt. Nicht Susan, und auch nicht die Polizei …«
    »Und ich muss zusehen, wie ihr alle völlig unbehelligt euer Leben lebt«, fuhr Lucas fort. »Ich habe deinen Werbespot im Fernsehen gesehen. Und auch, wie Zack geehrt wurde für seine Arbeit, für die ich ihm als Versuchskaninchen gedient habe. Sogar der Wikinger, dieses gemeine Arschloch, wurde wie ein Held gefeiert. Soll ich mich auch noch von euch verhöhnen lassen?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Sam ungeduldig. »Wir leben einfach nur unser Leben.«
    »Ein Leben, das ihr nicht verdient.«
    »Warum?«
    »Weil ihr es gestohlen habt. Mir.« Lucas fletschte die Zähne. »Und jetzt geh zurück und lass die Säcke liegen.«

117
    Zack lief den Tunnel hinunter, den Geräuschen eines Kampfes folgend, die zu ihm drangen: eine schreiende Frau, ein brüllender, fluchender Mann.
    Als er in die Zelle stürmte, hielt ein Riese von einem Mann eine Frau am Hals fest und drückte sie gegen die
Wand. Die Frau war im Dunkeln nicht zu erkennen, aber er konnte sehen, dass der Mann wütend war. Aus einem Riss quer über das Auge lief ihm das Blut über die Wange.
    Dann, als sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, erkannte er, dass die Frau Jasmine war. Ihr Gesicht war geschwollen und mit blauen Flecken übersät, und ihre Augen traten aus den Höhlen, doch es war eindeutig seine Frau – und sie lebte!
    »Lass sie runter!«, schrie Zack. »SOFORT!«
    Der Muskelprotz drehte den Kopf herum und grinste spöttisch, doch er drückte nur noch fester zu. »Wie zum Teufel bist du …«
    Eine Kugel durchbohrte
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