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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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sollte, zu schießen. Sie hatten gewusst, dass Lucas Zack nicht mehr brauchen würde, nachdem Sam die ganze Million beisammen hatte.
    Als Zack den kleinen Sprengsatz zündete und zu Boden sank, hatte er tatsächlich zu spüren geglaubt, wie Sams Kugel vor seinen Augen vorbeischoss, ein warmer, elektrisch aufgeladener Lufthauch an seiner Stirn.
    Sam war weggefahren, ohne ein Wort zu sagen, im Vertrauen darauf, dass Zack den vereinbarten Plan ausführen würde.
    Obwohl er zu Beginn von ihm hintergangen worden war, hatte Sam ihm nun alles anvertraut, was ihm wichtig war. Zack konnte nur hoffen, dass er das in ihn gelegte Vertrauen diesmal rechtfertigen würde.

112
    Sam trat in die Bahnhofshalle ein.
    Glatte Steinwände und elegante Torbogen umgaben den mit Marmorplatten ausgelegten Boden. Die langen Mahagonibänke in der Mitte der Halle glänzten frisch poliert unter den Lichtern, die ähnlich wie Kronleuchter gestaltet waren.
    Es war ein Ort, wie ihn ein Filmregisseur als Kulisse wählen würde, um ein Happy End zu drehen, in dem der Mann aus dem Krieg heimkehrt und seine geliebte Frau umarmt. Man würde jedenfalls nicht auf den Gedanken kommen, dass hier Geld übergeben werden sollte, um das Leben einer Frau und eines Kindes zu retten.
    Sam suchte die spärlich besetzten Bänke nach Lucas ab, fand jedoch niemanden, den er kannte. Er sah sich in der Menschenmenge um, bis sein Blick auf eine gro ße Marmoruhr fiel, deren Zifferblatt deutlich vom Zahn der Zeit angenagt war. Die großen schwarzen Buchstaben unter der Uhr zeigten an, dass gleich dahinter die Züge abfuhren.
    Sam nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging mit einem Seesack über jeder Schulter auf den Bahnsteig hinaus.

113
    Der Muskelprotz verstrich einen Tupfer Vaseline über seinem zerschundenen Gesicht. Seine Haut brannte von dem Alkohol, mit dem er sie betupft hatte, um die Wunden zu desinfizieren.
    Die verdammten Tunnel waren immer feucht, und Richard fragte sich, welche jahrhundertealten Krankheiten in diesen dunklen, mit Spinnweben überzogenen Winkeln lauerten. Er kannte die Geschichte der Tunnel und wusste, dass Dutzende, wenn nicht Hunderte Männer hier unten ihr Leben verloren hatten. Manche waren eines gewaltsamen Todes gestorben, andere waren am Alkohol zugrunde gegangen. Doch es hatte auch einige gegeben, die an irgendwelchen Seuchen starben oder an Krankheiten, die einen von innen aufzehrten und die man in Zeiten der modernen Medizin längst ausgerottet glaubte. Und es mochte ja stimmen, dass sie über der Erde verschwunden waren, aber nicht hier unten in dieser feuchten Dunkelheit.
    Richard strich mit einem alkoholgetränkten Wattestäbchen über die Bisswunde an seinem Arm und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Dieses Miststück hatte tief in den Muskel gebissen und ihm mit ihren strahlend weißen Zähnen ein gutes Stück Fleisch herausgerissen. Er hoffte, dass die Narbe nicht die perfekte Form seines Bizeps ruinieren würde und damit seine Chancen in dem bevorstehenden großen Bodybuilding-Wettbewerb in Seattle zunichtemachte.

    Er war bei den letzten beiden Wettbewerben jeweils Dritter geworden und sah gute Chancen, diesmal einen Schritt nach oben zu machen. Letzte Woche hatte er im Kraftraum seinen Hauptkonkurrenten gesehen, einen stattlichen Asiaten, der für Vadik arbeitete, und ihm war aufgefallen, dass sich die Behandlung seines Hodenkrebses an seinem Körper bemerkbar machte. Der Mann schrumpfte merklich, was bedeutete, dass der Weg zum zweiten Platz für ihn frei war. Er hoffte nur, dass ihm die Attacke dieses Miststücks nicht alles vermasselt hatte.
    Frauen waren schon immer sein Fluch gewesen. Und diese hier hätte eigentlich gar nicht hier unten sein sollen. In der ersten Woche hatte er ihr Mundwerk noch recht gut ertragen, ihr Weinen und ihre Psychotricks, und solange er das Kind nicht anrührte, hatte er auch kaum Probleme mit ihr gehabt.
    Das kleine Missgeschick beim Austausch – laut Lucas hatte er Mist gebaut – änderte alles. Richard glaubte nicht, dass ihn die ganze Schuld traf. Schließlich waren da zwei Frauen und zwei Kinder, und er war ganz allein. Wenn Lucas genug Schlafmittel in den Wein getan hätte, dann wäre das weiße Dreckstück nicht aufgewacht und zur Furie geworden, als sie sah …
     
    … Die Frau schrie, als er mit dem mit Chloroform betäubten Mädchen in den Armen in der Tür stand.
    Das Schlafmittel hätte sie eigentlich für Stunden außer Gefecht setzen sollen, doch irgendwie war sie
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