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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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Internet zu kommen, doch es funktionierte nicht. Dann testete sie ohne große Hoffnung ihr Satellitenhandy. Das Gleiche. Es musste einen Grund haben, dass der Wyr nicht redete. Vielleicht war dieser Grund ein Trauma, vielleicht auch etwas anderes. Sie beschloss, ihn fürs Erste nicht zu bedrängen und ihm die Chance zu geben, seine Geschichte zu erzählen, wenn er dafür bereit war.
    Draußen wurde der Wind lauter. Nach einer halben Stunde kehrte Jackson zurück. Einige Augenblicke bevor es an der Tür klopfte, begann der Hund wieder in seinem heiseren, brüchigen Ton zu knurren. Claudia hatte ihre Pistole gezogen, steckte sie jedoch wieder ein, ehe sie Jackson hereinließ. Mit ihm wehte eine sandige Windbö in den Wagen, sodass sie die Tür schnell wieder schloss. Der Tierarzt trug eine große braune Papiertüte und einen Six-Pack Heineken. Der Duft von warmem Essen erfüllte den Wohnwagen.
    »Fernsehen ist schon ausgefallen«, sagte Jackson. »Telefon auch. Unter diesen Umständen haben wir womöglich schneller wieder Handyempfang als alles andere. Ich habe einen Stapel Filme im Haus, falls Sie sich einen davon ansehen möchten.«
    »Danke«, sagte sie. »Und danke, dass Sie etwas zum Abendessen geholt haben.«
    »Gern geschehen. Was macht unser Kerlchen?«
    »Ist ruhig. Essen Sie mit uns?«
    »Klar, warum nicht«, sagte Jackson.
    Sie lösten den Esstisch aus seiner Befestigung an der Wand und klappten ihn herunter. Mit einer Geste forderte Claudia Jackson auf, sich auf die L-förmige Couch zu setzen. Sie selbst setze sich an die kurze Seite, damit sie schnell aufstehen konnte, wenn es nötig war. Die Gerichte waren typische, deftige Diner-Kost, zweimal gebratenes Hühnchen mit Kartoffelbrei und Mais und ein Schmorbratentopf mit Kartoffeln und Gemüse. Dazu gab es eine Extratüte mit Brötchen. Claudia öffnete zwei Flaschen Bier, eine stellte sie vor Jackson auf den Tisch, die andere an ihren eigenen Platz.
    »Kann er jetzt wieder ein Schmerzmittel bekommen?«, fragte sie.
    Jackson sah auf seine Armbanduhr. »Wenn Sie ihn dazu bringen können, sie einzunehmen, ja. Stecken Sie es in ein Stück Brot und tunken sie das in ein bisschen Soße. Wenn er es nicht frisst, kann ich ihm eine Spritze geben.«
    Sie schob eine kleine Tablette in ein Stückchen Brot und tränkte es mit der schweren, dunklen Soße. Dann hielt sie es dem Hund unter die Nase. »Komm schon, Goldstück«, murmelte sie. »Friss das Medi-Happi, sonst kriegst du eine fiese, böse Spritze.«
    Mit seinen zusammengekniffenen, bitterschokoladedunklen Augen sah der Hund sie so angewidert an, dass sie grinsen musste.
    »So reden Sie mit ihm, ja?« Jackson biss in sein Hühnerbein und sagte mit vollem Mund: »Ich kann nicht glauben, dass er Sie noch nicht gebissen hat.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich kann es selbst nicht glauben. Ist er nicht toll? Ich denke, ich kaufe ihm ein Strass-Halsband. Pink müsste ihm gut stehen.«
    Der Wyr stieß ein leises Schnauben aus, machte jedoch keine Anstalten, den Bissen aus ihrer Hand anzunehmen.
    Warum wollte er das Medikament nicht nehmen? Sie versuchte sich vorzustellen, was sie in seiner Lage tun würde. Telepathisch sagte sie zu ihm:
Du kannst die Medizin ruhig nehmen. Ich war bei den Special Forces, bin jetzt im Ruhestand. Ich bin bewaffnet und werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Du bist in Sicherheit. Du brauchst keine Schmerzen zu haben, und du brauchst heute Nacht nicht auf der Hut zu sein.
    Er sah ihr in die Augen und nahm behutsam den Bissen aus ihrer Hand entgegen. Mit seinen verletzten Halsmuskeln fiel ihm das Schlucken schwer, aber er schaffte es.
    Unerklärlicherweise traf sie dieser Vertrauensbeweis so tief, dass ihre Augen feucht wurden. Sie strich ihm übers Ohr und sagte mit heiserer Stimme: »Danke.«
    Als sie auf ihren Platz am Tisch gerutscht war, lag sein Kopf neben ihren Füßen. Mit einem fast lautlosen Grunzen rückte er näher, bis er die Schnauze auf ihre Schuhspitze legen konnte. Sie spürte das leichte Gewicht auf ihrem Fuß und machte sich so steif, dass ihre Muskeln unter Protest schmerzten.
    Sie hasste es, wenn ihr die Tränen kamen. Lieber hätte sie sich eine Kugel eingefangen, als zu weinen. Sie wusste, wovon sie sprach, schließlich war sie schon mal angeschossen worden. Und seinetwegen hatte sie gleich zweimal an einem Tag feuchte Augen bekommen.
    Blöder Hund.

3
Gesetz
    Er wusste, dass er sehr bald ein paar Entscheidungen treffen musste, aber an einem Scheißtag wie
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