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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde
Autoren: Catherine Coulter
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dicht vor dem Sieg.«
    »Beim nächstenmal«, rief Roland, »überlasse ich es Eurer Frau, Euren Gegner mit Steinen zu treffen.«
    »Bei allen Heiligen da droben«, schrie Graelam, »hört auf! Kommt herauf! Wir wollen nach St. Erth reiten. Dienwald, du kannst dich bei Roland bedanken. Er hat dir das Leben gerettet. Und nun beeilt Euch! Ich bin so durchnäßt, daß mir die Zunge im Munde klebt!«
    Nur wenige Minuten später saß Philippa in den Armen ihres Mannes auf Philbos Rücken. Einer von Graelams Männern führte ihre Stute am Zügel nach. Walters Männer hatten keinen Kampf angezettelt, denn Lord Graelam de Moreton war Walters Oberherr, und daher schuldeten sie Lord Graelam Gehorsam.
    Dienwald erkundigte sich bei ihm: »Wie seid ihr so unerwartet dazugekommen? Ich hatte zwar um Hilfe gebeten, aber nicht unbedingt von deiner Seite.«
    »Wir sind dir gefolgt«, sagte Graelam. »Roland wollte unbedingt den letzten Akt des Stückes sehen, an dem er mitgeschrieben hatte.«
    »Was meint er?« fragte Philippa ihren Mann.
    »Psst, Dirne! Das ist unwichtig. Roland hat eine lose Zunge, aber er versteht es, den Dolch zu werfen.«
    »Aber...«
    »Psst. Wirst du mich auch weiterhin so freundlich willkommen heißen wie die sanfte und vollkommene Kassia?«
    Wie erwartet, hatte er sie von dem für ihn heiklen Thema abgelenkt. Zufrieden grinste er über sie hinweg.
    Am ganzen Leibe zitternd und mit klappernden Zähnen ritten sie schließlich in den Burghof von St. Erth ein. Im großen Saal bereitete man ihnen einen überwältigenden Empfang mit Beifall, Jubelrufen und wunderbarer Wärme. Die Tische waren mit Bergen von Speisen beladen. Alle Menschen von St. Erth hatten sich versammelt. Es herrschte Lärm, es war heiß, und der Geruch der Speisen vermischte sich mit dem Geruch von Schweiß und nasser Wolle. Es war einfach wunderbar.
    »Willkommen!« sagte Philippa. »Wir sind zu Hause!«
    Plötzlich mußte sie niesen. Dienwald hob sie hoch und nahm sie auf den Arm. Er tat so, als käme er durch ihr Gewicht ins Wanken, und sagte: »Mein armer Rücken! Dirne, das geht fast über meine Kräfte. Bist du durch die nassen Kleider schwer geworden!«
    Graelam und Roland sahen grinsend zu, wie Dienwald sie aus dem großen Saal trug. Die Menschen von St. Erth brachen in einen erneuten wilden Jubelsturm aus. Graelam sagte: »Des Königs Schwiegersohn ist ein guter Mann.«
    »Ja, und jetzt ist er auch zur Besinnung gekommen«, sagte Roland. »Dennoch finde ich es merkwürdig:«
    »Was findest du merkwürdig?«
    »Daß Philippa, die doch über bemerkenswerten Geschmack und feine Sitten verfügt, diesen Kerl mir vorzieht. Ich kann es einfach nicht glauben. Es widerspricht allen meinen Erfahrungen. In Akkra hatte ich einen ganzen Harem, Graelam - du kannst dir nicht vorstellen, was meine Frauen für einen Appetit entwickelt haben! Und natürlich befriedigte ich Nacht für Nacht den Appetit jeder einzelnen. Nie brauchte sich eine zu beklagen, daß ich mich der Pflicht entzogen hätte. Aber Philippa hat mich keines Blickes gewürdigt.«
    Graelam lachte nur, griff sich ein Stück vom wohlgelungenen Kaninchenbraten und fuchtelte damit vor Rolands Gesicht herum. »Du prahlender Gockel! Du Lügenhund! Harem? Ich glaube dir kein Wort. Was für ein Harem? Wie willst du denn an einen Harem gekommen sein? Wie viele Frauen? Du hast doch bestimmt nicht mehr als eine Frau in einer Nacht befriedigt!«
    Crooky kicherte und zeigte auf die vielen Schüsseln mit Speisen. »Das ist ein Fest, my Lords! Ein würdiges Fest für einen König oder eine Königstochter und ihre Freunde!« Dann sprang er auf Dienwalds Sessel und stimmte ein Lied an.
    »Lord und Lady sahn wir gehen.
    Speis und Trank sie glatt verschmähen.
    Ihrer harrt ein andres Spiel
    Die ganze Nacht durch mit Gefühl.
    In ihrem Schlafzimmer lagen Herr und Herrin von St. Erth warm und trocken unter drei Decken, lauschten dem Regen, und einer genoß die Küsse des anderen. Plötzlich hörten sie schallendes Gelächter von unten in der großen Halle. Philippa kuschelte sich an Dienwalds Hals und fragte: »Hast du deinen Samenbestand wieder aufgefüllt?«
    »Was?« fragte Dienwald und rückte vom lachenden Mund seiner Frau ab.
    »Die alte Agnes hat gesagt, ich würde dich heimholen und dich nicht aus dem Bett lassen, bis du mich anflehst, ich soll dich schlafen lassen, damit du deinen Samenbestand wieder auffüllen kannst.«
    »Nun, da hat es keine Not, es ist noch genügend da, du lüsterne Dirne. Ich
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