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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde
Autoren: Catherine Coulter
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Arme um ihn und zog ihn fest an sich. Der Regen wurde stärker. Dienwald merkte, daß sie nicht allein waren.
    Auf dem oberen Rand der Böschung stand Walter de Grasse und sah mit wutverzerrter Miene auf sie herab.

23
    Dienwald tat so, als hätte er Walter nicht gesehen. Vorsichtig löste er sich von Philippa und zog ihr das Kleid wieder über die Beine. »Liebster ...«, sagte sie leise. »Liebster, verlaß mich nicht!«
    Während er seine Kleider in Ordnung brachte, sagte er zu ihr: »Komm, Philippa, du mußt jetzt aufwachen!«
    Über ihnen erscholl Sir Walters rauhe Stimme: »Habt ihr euch genügend amüsiert, du Hurensohn? Wenn die kleine Schlampe nach mehr verlangt, werde ich es ihr verabreichen. Ich kann ihr größeres Vergnügen bereiten als du.«
    Walter! Blitzschnell setzte Philippa sich auf und sah ihren Vetter, die Hände in die Hüften gestützt, in regennasser Kleidung oben auf der Böschung stehen. Er hatte ihnen zugesehen. Ihr wurde übel bei dem Gedanken. Zugleich erfaßte sie blinde Wut. Sie krabbelte auf die Beine.
    Dienwald nahm eine ihrer Hände in seine und drückte sie. Seine Stimme klang fast unpersönlich, als er fragte: »Was willst du, de Grasse?«
    »Ich will das haben, was mir zusteht. Ich will sie haben, auch wenn du dich an ihr vergangen hast.«
    Dienwald drückte ihr jetzt fest die Hand und sagte so gelassen wie zuvor: »Du kannst sie nicht haben, de Grasse. Sie war nie für dich bestimmt. Sie gehört mir. Wie du selbst gesehen hast, gehört sie mir mit Haut und Haaren.«
    »Nein, du Schweinehund! Ich werde sie heiraten! Sie hat gar keine Wahl. Denn ich nehme dich gefangen, und dann muß sie sich einverstanden erklären.«
    Dienwald sah ihn scharf an. »Zu spät, de Grasse. Du kommst viel zu spät. Philippa hat bereits mit dem Segen ihres Vaters - des Königs - mich geheiratet.«
    »Du lügst!«
    »Warum sollte ich?«
    Walter stutzte einen Moment und sah seinen Feind verblüfft an. De Fortenberry war schon sein Feind gewesen, bevor Walter ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hatte. Es war lange her, daß Dienwalds Vater Walters Vater im Turnier besiegt und ihm seinen Besitz abgewonnen hatte. Doch das war nicht mit rechten Dingen zugegangen. Nein, sein Vater war betrogen und sein einziger Sohn um sein Erbe gebracht worden.
    »Ich hätte dich schon töten sollen, als ich dich gefangen nach Wolffeton brachte. Die Rippen habe ich dir zwar gebrochen, aber das war nicht genug, obgleich ich meine Freude daran hatte. Ich hätte dich foltern lassen sollen, bis ich deine Schreie nicht mehr mit-anhören hätte können. Und dann hätte ich dir das Schwert in den Bauch stoßen sollen. Aber nein, ich habe Graelams Rückkehr abgewartet, weil ich mir einbildete, er würde dich nach Recht und Gesetz aburteilen, er würde das Unrecht tilgen, das an meinem Vater und mir begangen wurde. Ich war damals dumm. Ich ahnte ja nicht, daß Lord Graelams Frau, dieses kleine Biest Kassia - deine Geliebte -, es wagen würde, dich heimlich zu befreien. Aber sie hat es getan. Verflucht sei sie! Beim Höllenfeuer, ich hätte sie dafür töten sollen!«
    »Aber du hast es nicht getan«, sagte Dienwald. »Und Graelam machte dich zum Kastellan von Crandall. Er kannte ja nicht deinen abgrundtiefen Haß. Doch du warst nicht damit zufrieden, das Vertrauen deines Oberherrn zu genießen. Nein, es war dir unmöglich, deinen Haß wegen eines eingebildeten Unrechts zu vergessen. Du mußtest meine Leute ermorden, ihre Hütten und Ernten verbrennen und ihre Haustiere umbringen. Du bist zu weit gegangen, de Grasse. Graelam weiß inzwischen von deinen Untaten. Er läßt dich keine weiteren mehr begehen. Er wird dich mit eigener Hand töten.«
    »Mich töten? Nein, de Fortenberry, du hast keine Beweise von irgendwelchen Brandstiftungen und Morden gegen mich. Und ohne Beweise würde Graelam nie etwas unternehmen. Ich kenne ihn gut. Er ist ein dummer Narr, bildet sich aber ein, er durchschaute die Menschen wie der liebe Gott selber. Und wenn er dich tot vorfindet, gibt es wiederum keinen Beweis gegen mich. Er wird nichts gegen mich unternehmen.«
    »Danach hast du noch Philippa und meinen Sohn entführt. Du wirst sterben, Walter, und mit deinem Tod stirbt auch endlich deine sinnlose Feindschaft.«
    »Entführt! Ha! Ich habe meine Kusine befreit. Es war reiner Zufall, daß sie deinen elenden Balg bei sich hatte. Ich habe ihm auch nichts zuleide getan, dem kleinen Giftzwerg. Du kannst die Wahrheit nicht zu deinen Zwecken verdrehen.«
    »Nun
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