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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde
Autoren: Catherine Coulter
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willst. Tu, was du immer tust, wenn wir zu Hause sind!«
    Im Sessel zurückgelehnt, fuhr ihr Dienwald geistesabwesend durch die dichten Haarsträhnen. Noch immer melancholisch schaute er in die orangefarbenen Flammen des Kamins.
    Schließlich sagte er: »Ich bin nicht mehr ich selbst.«
    »Das stimmt«, sagte Philippa und legte ihre Wange an sein Knie. »Jetzt gehören auch ich und das Kind, das ich unterm Herzen trage, zu dir.«
    Seine Hand stockte, und seine mürrische Miene verschwand in einem Augenblick. »Was?«
    »Das Kind in meinem Schoß. Unser Kind.«
    »Das hast du mir ja noch gar nicht gesagt.«
    Es klang empört. Philippa lächelte.
    »Warum sagst du mir das erst jetzt? Schließlich bin ich der Vater!« Schon wollte er einen lauten Streit vom Zaun brechen. Doch sie war nicht gewillt, darauf einzugehen.
    Mit einer Stimme, die so ruhig war wie die mondlose Nacht, sagte sie: »Damit wollte ich warten, bis du meinem Vater begegnet bist und deinen neuen Titel und Rang erhalten hast. Jetzt haben wir alle Ehrungen, Huldbeweise und Anerkennungen, alle Banketts und das Herumscharwenzeln der Höflinge glücklich überstanden und können zu unserem wahren Leben in Cornwall zurückkehren. Morgen verlassen wir London. Dann werden wir auf dies alles zurückblicken wie auf einen Traum, der uns kaum berührt hat.«
    »Außer daß ich jetzt ein Peer des Reiches bin und das Geld des Königs in meiner Schatztruhe klimpert. Das Geld des Königs, nach dem ich nie verlangt habe.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie und streichelte ihm zärtlich mit der Hand über den Oberschenkel. Dabei grinste sie, denn sie wußte, wie sehr er sich nach einem Streit mit ihr sehnte. Du kannst es nicht ertragen, daß ich so still und vernünftig bin, mein Gatte. Aber ausgerechnet jetzt will ich mich nicht streiten.
    Seine Finger faßten fester in ihre Locken. »Ja, ich habe das alles nicht gewollt. Man hat mich dazu gebracht, mich wegen eines ehrlichen Raubüberfalls schuldig zu fühlen, und das vor einem Mann, der mich reingelegt und betrogen hat! Wie mir das zuwider ist! Und jetzt geruhst du endlich, mir mitzuteilen, daß du ein Kind erwartest! Du meinst also, du könntest entscheiden, wann ich von meinem Kind erfahren darf. Du hast es mir vorenthalten. Das wirst du noch schwer bereuen.«
    »Was willst du denn mit mir machen?«
    Jetzt verspottete sie ihn auch noch! Er sah in ihr lachendes Gesicht, sah, wie sich an ihren Wangen Grübchen bildeten, und hätte sie am liebsten gewürgt. »Keine Sorge, ich werde mir schon etwas überlegen.«
    Sie fragte mit der Stimme einer schüchternen Jungfrau: »Wird es auch etwas sein, das eines Grafen würdig ist? Würdig eines Lords von St. Erth, dieses bösen Schurken und Halunken?«
    Vergeblich suchte er nach einer passenden Antwort. Da nahm er ihren Kopf in beide Hände und küßte sie fest auf den Mund.
    Als er sich wieder aufrichtete, sah er in ihren Augen den Glanz aufsteigender Leidenschaft und die sanfte Nachgiebigkeit ihres Wesens. So war es immer, und wie immer fühlte er grenzenlose Befriedigung und überwältigende Freude. Er lächelte, küßte sie wieder, ließ dann ihren Kopf los und umfaßte ihre Brüste. Sie stöhnte leise und richtete sich etwas auf, um ihm näher zu sein. Sie drängte sich zwischen seine Beine.
    Da löste er sich von ihr und grinste sie schadenfroh an. »Da, jetzt nehme ich Rache! Es ist eine würdige Rache für einen Mann, der in diesem Königreich sein Salz wert ist. Ich tat nur so, als wollte ich dich verführen, und als du so weit warst, mich anzuflehen, ich sollte die Verführung vollenden, da machte ich Schluß. Wenn das keine würdige Rache ist!«
    Philippa sah ihn lange Zeit schweigend an. Er wurde unruhig, rührte sich aber nicht und sagte auch kein Wort. Dann sah er, daß Tränen aus ihren Augen traten und ihr über die Wangen liefen. Sie gab aber keinen Laut von sich. Dann flossen mehr Tränen.
    »Philippa, weine doch nicht! Ich ...«
    Er zog sie an sich, er wollte sie tätscheln und streicheln, damit sie aufhörte zu weinen. Doch im gleichen Augenblick fuhr sie zurück und schlug mit den Fäusten auf seinen Oberkörper ein. Er bog sich ausweichend zur Seite. Der Sessel kippte, stürzte um, und beide landeten auf dem Fußboden. Er hielt seine Frau fest in den Armen. So lagen sie, die Köpfe einander zugewandt, vor dem Kaminfeuer, und jetzt grinste sie ihn offen an.
    »Ergibst du dich, mein Gatte?«
    »Ich gebe dir alles, was du willst, Dirne.«
    »Wirst du mich hier
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