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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Befreiungskrieges vom Boden kannte. Das Schiff erschütterte nicht – es schwankte. Die Trägheit zeigte sich in den Weiten des Alls mächtiger und zugleich langsamer.
    Dann riss die gesamte Länge des spanischen Schiffes auf. Es sah nach einem Volltreffer aus. Teile der Wandverkleidung schleuderten ins All, die dahinter liegenden Verstrebungen stürzten in sich zusammen. Staub schwebte vor der Szenerie, so dass der angerichtete Schaden nicht auszumachen war. Emilio stellte sich die Spanier vor – erstarrt in stummen Schreien, als die Dekompression sie kalt erwischte. Ja, es sah gut aus für die Acalli .
     
    Emilio wandte sich zum Gehen. Er wollte Mateo suchen, wollte, jetzt wo die Schlacht im Abklingen war, gemeinsam mit ihm auf den Tag zurückschauen und über die Verwirrungen lachen, die in der Hektik geschehen waren.
    Als er noch einen Blick zurück warf, sah er, dass sich der Nebel aus Staub vor dem spanischen Schiff gelichtet hatte. Er schaute in eine Kammer, die von den eigentlichen Decks getrennt war. Die Bruchkante um die Öffnung war sauber, fast als hätte sich eine Tür ins Innere geöffnet. Dort warteten weitere Spanier, alle trugen Raumanzüge und viele standen hinter großen Geschützen verborgen.
    Diese Tatsache allein, so schockierend und lähmend sie auf manche der Kämpfer wirkte, hätte wohl nicht gereicht das Kräfteverhältnis zu verschieben. Die Acalli hätte sich aus der Schussbahn gedreht und die Männer wieder den Einzelkampf aufgenommen. Im Hintergrund des Raumes aber sah Emilio nun den wahren Drachen der Spanier. Ein kugelförmiges Gerät mit einem Durchmesser von drei Metern schob sich durch die Angreifer und auf das Schlachtfeld. Es war aus glänzendem Metall, mit deutlich hervorstechenden Nieten. An der Vorderseite befanden sich ein kleines Rundfenster und mehrere Greifer und Waffenarme. Eine Höllenmaschine, von der man erwarten mochte, dass sie jeden Moment Feuer spuckte. An der Rückseite war, wie Emilio es erwartet hatte, ein Luftschlauch, der ins Innere des Schiffes auslief. Dieser aber war mit unzähligen Metall-Gliedern verkleidet. Eine sichere Burg für den Aggressor.
    Langsam schwebte der Drache über die Kämpfenden hinweg. Im Vorbeiziehen riss er Schläuche, die in seinem Weg lagen, aus den Halterungen und achtete wenig darauf, Freund von Feind zu unterscheiden. Männer, die sich versuchten in seinen Rücken und auf den Schlauch zu setzen, schüttelte er leichtfertig ab. Er steuerte auf die Acalli zu.
     
    Kurz zuvor hatte Emilio tatsächlich einen Anflug von Hoffnung gehabt. Jetzt stand er wieder im Angesicht des Drachens und dieser hier war feindlich gesinnt.
    Mateo, was würdest du zu der Bestie sagen? Würdest du es mit einem Lächeln abtun, und mir erklären, dass dieses dampfspuckende Ungetüm ganz so aussieht wie Ayauhteotl , die Göttin des Dampfes und des Nebels, die auch die Göttin der Eitelkeit ist? Und dass Eitelkeit noch nie zum Sieg geführt hat ? Emilio wusste, was er sagen musste. Ein Blick auf seine Werkzeuge zeigte ihm, dass dieses eine Mal tatsächlich eine Person das Schicksal der anderen in der Hand hatte.
    Er berührte die silberne Maske auf seinem Gesicht. Im Moment wollte er sie lieber als Totem betrachten, als Schutzgeist und Talisman, denn als technologischen Parasiten, der ihn seiner Mimik beraubte.
    Mateo hatte ihm einmal von den Nahua der Huasteca-Region erzählt, die den Frühling als Mēcoz , als maskierte Geister der Unterwelt begingen. Lieber hätte er jetzt sein Okular bei sich getragen, das ihm erlaubte, die Schmetterlinge zu sehen. Aber vorbei war die Träumerei. Er war jetzt einer der Unterwelt. Ein echter Drachenbändiger.
    Emilio ballte die Faust um sein Werkzeug. Vier Minuten hatte er Zeit, bevor die Dekompression ihn tötete. Entschlossen trat er in die Folie, die allzu leicht nachgab. Er hörte ein Reißen, zischend entwich die Luft, dann war jedes Geräusch verschwunden.
    Mit einem kräftigen Tritt stieß sich Emilio von der Oberfläche der Acalli ab. Der Drachen hatte sich an die Seite des Schiffes gesetzt und bearbeitete die Rohre und Streben mit seinem Greifwerkzeug. Nicht mehr lang, und er hätte die Struktur des Schiffskörpers derart beschädigt, dass die Acalli unrettbar in die Weiten des Alls abgedriftet wäre.
    Emilio beschrieb einen großen Bogen und sank dann langsam an der Schiffswand entlang, eben dahin, wo die verbliebene Gravitation des Planeten ihn hinführte: genau in die Arme der Bestie.
    Viele der Bändiger aus
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