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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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warnen. Sag oben Bescheid, die Tafelrunde fällt aus ...«
    »Und das Turnier? Wir haben die Spiele schon vorbereitet!«
    »Ich kam, um euch zu warnen. Ich habe keine Zeit mehr, sondern muß zurück nach Old Manhattan. Mehr als eine Stunde kann ich nicht wegbleiben!«
    »Heute nacht kommt wieder eine Sonde, Nail. Wenn sie etwas für uns mitbringt ...«
    »Das wußte ich nicht«, sagte der schlanke Mann bestürzt. Er überlegte. »Notfalls müßt ihr die Sonde über Fernsteuerung zurückschicken. Ich möchte nicht, daß wir im Augenblick zuviel riskieren.«
    Leise, schlürfende Schritte kamen aus dem verwinkelten Gang. Nail McMan wirbelte zur Seite. »Bis zum nächstenmal, Mona, und ... Terra eterna!«
    Das Mädchen sah ihm mit zuckenden Mundwinkeln nach. Nail McMan nahm immer drei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinaufrannte. Er wählte einen Umweg, um nicht mit der Gruppe zusammenzutreffen. Er hatte einfach keine Zeit mehr für lange Erklärungen. Durch das vordere Restaurant trat er wieder nach draußen. Mit geschickten Sprüngen lief er bis zur Mitte der Fließstraße. Er warf einen kurzen Blick zu der nur eineinhalb Meter hohen Tür auf der anderen Straßenseite. Die beiden Restaurants lagen sich schräg gegenüber. Seit einiger Zeit dienten sie der Gruppe der Tafelrunde als geheimer Treffpunkt. Was als lose Vereinigung von Feinschmeckern begonnen hatte, war inzwischen eine ernstzunehmende Untergrundbewegung geworden.
    Die Mitglieder der Tafelrunde glaubten daran, daß es eine Zukunft für die Erde gab. Doch keiner von ihnen hatte die Erde jemals gesehen.
    *
    Reanny stöhnte auf. Seine Brust spannte sich und drohte zu zerspringen. Alles in ihm war heiß und angespannt. Das Blut pulsierte mit harten Stößen in seinen Ohren, während seine Augen aus den Höhlen zu treten drohten. Ein unangenehmes Kribbeln lief durch seine Hände und Füße. Er versuchte, sich aufzurichten, fiel jedoch sofort wieder zurück. Sein ganzer Körper dröhnte wie die große Glocke, mit der sie auf der Insel das Vieh zusammengetrieben hatten. Er atmete flach und hastig. Er hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Immer wieder spannte er seinen breiten Brustkasten und versuchte, seine Lungen mit Luft zu füllen. Kalter Schweiß rann über sein Kinn, seinen Hals und seine Schultern. Angestrengt bemühte er sich, seine Augen einen Spaltbreit zu öffnen. Er sah nur verschwommen den Nebel. Als die breiten Kanülen in seine Armvenen drangen, bäumte er sich ohne großen Widerstand auf. Schwach und vollkommen erschöpft fiel er wieder zurück. Er zwang sich mit aller Kraft, nicht wieder das Bewußtsein zu verlieren. Eine Zeitlang sah es so aus, als würde er diesen Kampf verlieren. Er stöhnte und keuchte, dann hatte er es geschafft. Sein bis in die letzte Faser durchtrainierter Körper überwand die Schmerzen und die schwarze Dunkelheit, die ihn verschlingen wollte.
    Er entspannte sich und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Semisopochnoi!
    Der Name seiner Insel stand klar und deutlich vor ihm. Er erinnerte sich an den Vulkankegel, an die glühende Magmafläche, an die Ställe, das Blockhaus und an seine Männer. Seine Nasenflügel vibrierten leicht, als er an den Geruch von kaltem Wasser und warmen Tierleibern dachte. Und er wußte genau, daß da noch etwas anderes gewesen war ...
    Vorsichtig tasteten sich seine Gedanken an die letzten Minuten vor seiner Ohnmacht heran. Es war sinnlos! Je mehr er sich auf das konzentrierte, was mit ihm geschehen war, um so unklarer und verschwommener wurde seine Erinnerung. Es gab einen Punkt, an dem er einfach nicht weiterkam. Von seinem Vater hatte er gelernt, Probleme zu lösen, indem er sie umging. Wie im Halbschlaf ließ er seine Gedanken schweifen. Er lenkte sie nicht, doch er versuchte, unerwünschte Assoziationen auszuschalten.
    Völlig unerwartet zuckte er zusammen. Er richtete sich ruckartig auf. Sekundenlang kämpfte er gegen ein starkes Schwindelgefühl an. Ihm war etwas eingefallen. Sein Unterbewußtsein hatte eine Information freigegeben. Vollkommen klar erinnerte er sich an das kreischende Jaulen. Er war draußen gewesen, als er es gehört hatte, und doch wußte er genau, daß er nicht zu den Wolken hinaufgeblickt hatte.
    Seine Zähne gruben sich in seine Unterlippe. Der Geschmack seines eigenen Blutes rief eine Welle von Übelkeit in ihm hervor. Er mußte sich zwingen, nicht wieder ohnmächtig zu werden. Seine Muskeln verkrampften sich. Mit den Händen ertastete er sich
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