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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit
Autoren: Greg Bear
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Zeichenketten in diesem riesigen Labyrinth Palindrome sein müssen. Es existieren hier also Bücher, die spiegelverkehrt andere Bücher darstellen. Darüber hinaus mag es noch weitere, raffiniertere Symmetrien geben, die unsere ehrgeizigen Bibliothekare dazu nutzen können, ihre Suche einzugrenzen.
     
    Da wir uns erlaubt haben, uns eine leibniz’sche Rechenmaschine vorzustellen, die die Zukunft vorhersagen kann, können wir auch noch einen Schritt weitergehen: Stellen wir uns eine Technologie der fernen Zukunft vor, die tatsächlich eine Universalbibliothek erzeugen und erforschen kann (und die hellen Köpfe, denen das Spaß machen würde).
    Da unser Universum, wie wir unterstellen, nicht groß genug ist, eine Bibliothek diesen Ausmaßes in stofflicher Form in sich aufzunehmen, gehen wir davon aus, dass all diese in sich variierenden Datenreihen in einem künstlichen Universum erzeugt, gespeichert und verarbeitet werden. Möglich, dass dieses künstliche Universum andere Dimensionen hat, die die unserigen tangential berühren.
    Nehmen wir mal an, dass sich die Zeit innerhalb dieses künstlichen Bereichs anders verhält als bei uns und es erlaubt, gewaltige Rechenoperationen ohne jeden Zeitdruck durchzuführen. Nehmen wir außerdem an, dass wir – anstatt innerhalb dieses künstlichen Universums eine reale, stoffliche Bibliothek
zu schaffen – den ganzen Bereich als Speicher für eine Art digitaler Version nutzen. Darüber hinaus statten wir diesen Bereich mit speziellen Forschern aus, die fähig sind, Datenreihen schnell und effizient zu analysieren. (Sie können als Erstes die oben erwähnten Methoden dazu nutzen, die Suche einzugrenzen, indem sie alles ausschließen, das sich einer Komprimierung widersetzt oder symmetrisch ist.)
    Das ist auch nicht unwahrscheinlicher als irgendeine leibniz’sche Rechenmaschine, die künftige Zustände berechnet, denn vermutlich wäre sie auf ähnliche Zaubertricks angewiesen.
    Und jetzt wollen wir uns – der Beweisführung zuliebe – auch noch vorstellen, dass das Schnittfeld der Tangente zwischen diesem künstlichen Universum und unserem eigenen recht klein ist – nicht größer als ein Kieselstein. Diesen Kieselstein kann man innerhalb unseres Universums beliebig verschieben, ohne dass es Auswirkungen auf den »inneren« Bereich des Steins hat. Darüber hinaus unterstellen wir, dass die Zeit innerhalb dieses Kiesels viel schneller abläuft als in unserem Universum.
    Besonders schlau können wir vorgehen, wenn wir zur Erschaffung unserer Bibliothek von Babel unterschiedliche Herangehensweisen wählen. Es mag zwar nicht die effizienteste Methode sein, aber wir können in sich variierende Zeichenketten auch dadurch erzeugen, dass wir jedes »Buch« als Matrix von Pixeln innerhalb eines Würfels betrachten, dessen Seitenlänge jeweils 1000 Pixel beträgt. Wir beginnen in einer Ecke des Würfels, zählen acht Pixel für jeden Buchstaben oder jedes Zeichen und arbeiten uns durch alle Pixel des Würfels hindurch, indem wir stets dieselbe Richtung verfolgen. Auf diese
Weise erfassen wir eine Milliarde Pixel pro »Buch«. Da ein Zeichen durch acht Pixel erfasst wird, enthält ein Buch 125 000 000 Buchstaben, Leerzeichen oder Interpunktionszeichen – mehr als genug! (Ein solches Buch könnte circa 100 Kopien des Romans Die Stadt am Ende der Zeit umfassen.)
    Darüber hinaus lässt sich der Würfel in verschiedene Richtungen drehen, so dass sich jede Zeichenfolge auch noch auf andere Weisen lesen lässt.
    Innerhalb unseres »Miniversums« vom Umfang eines Kiesels beginnen unsere Hilfsbibliothekare – künstliche Intelligenzen, die für diese Aufgabe besonders geeignet sind – jetzt damit, sich durch die ungeheure Masse von Büchern zu graben, ähnlich wie Termiten sich durch einen riesigen Baumstamm arbeiten. Irgendwann stoßen sie auf die winzige Teilmenge einer Textfolge, die in dieser oder jener Weise von Interesse ist. Wenn sie andere Suchkriterien zugrunde legen, werden sie möglicherweise andere Teilmengen finden, die in anderer Hinsicht interessant sind.
    Effizienter wäre vielleicht eine von Vernor Vinge beschriebene, allerdings leicht abgewandelte Herangehensweise. In seinem Roman Rainbow’s End (2006) behauptet er, die einfachste Möglichkeit, eine ganze Bibliothek einzuscannen, bestehe in Anbetracht der riesigen künftigen Verarbeitungskapazität von Rechnern darin, alle Bücher zu schreddern und in einen mit Kameras versehenen Tunnel zu werfen. Die Kameras würden
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