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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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dem ich freiwillig ein Bier trinken würde, überlegte Ekke Krumpeter. Er spürte, wie die Angst zurückkam und daß sein Herz schon wieder einen ziemlichen Zahn draufhatte.
    Die Passagiere und die Touristen der Reisegesellschaft saßen oder standen herum, manche murrten über die Verzögerung, andere fotografierten sich aus Langeweile gegenseitig mit ihren Blumenketten um den Hals.
    Und dann geschahen ein paar Dinge fast gleichzeitig.
    Draußen auf dem Flugplatz kletterten die Fußballer in einen Bus und verschwanden. In der Halle sprang der Motor der Förderbänder an, und in Null Komma nichts war das Flugpersonal wieder da. Auch die Zollbeamten, die vor dem Eingang zusammengestanden hatten, traten ihre Zigaretten aus und schlenderten hinüber zu dem Raum hinter der Paßkontrolle.
    Ekke Krumpeter stand mit angespanntem Gesicht da, das Jackett über der Schulter, eine Hand in der hinteren Tasche seiner weißen Leinenhose. Mit der anderen stützte er sich gegen eine Betonsäule. Jetzt mußte es sich zeigen, ob sein Gepäck in Berlin noch rechtzeitig an Bord der Maschine gekommen war.
    Ja, es war —
    Über die Köpfe der Passagiere hinweg, die alle um das Förderband herumstanden, entdeckte Krumpeter seine Koffer. Sie kamen alle drei nacheinander von draußen durch die Schleuse. Zuerst der nagelneue Handkoffer und gleich hinterher die zwei andren. Ekke atmete erleichtert durch und angelte sich dann einen der jungen Gepäckträger, die mit nacktem Oberkörper oder in ärmellosen T-Shirts mit ihren Schubkarren bereitstanden.
    „Zum Taxi“, sagte er, und der junge Bursche begriff sofort, schließlich versteht man Taxi so ziemlich auf der ganzen Welt. Er wuchtete die beiden vollbepackten Koffer vom Förderband. Um den Handkoffer kümmerte sich Krumpeter höchstpersönlich. Mit ihm stellte er sich jetzt in die Schlange der wartenden Fluggäste vor der Paßkontrolle.
    Er landete schließlich ausgerechnet vor dem Schalter von Meister Proper. Aber der massige Mann zeigte jetzt ein ganz anderes Gesicht. Er strahlte auf einmal und war noch ganz aus dem Häuschen. Während er der Dame, die vor Ekke stand, den Paß abstempelte, blitzten seine Augen aus dem dunklen Gesicht. „Was sagen Sie zu unserer Nationalmannschaft? War das nicht magnifique, äh, fabelhaft?“ Er war mächtig stolz und nahm es mit der Kontrolle der Pässe nicht so genau.
    Aber weshalb auch? Das da waren Touristen, die Geld ins Land brachten und folglich einen Anspruch auf höfliche Behandlung hatten.
    Ekke Krumpeter fühlte sich ein wenig erleichtert. Er rückte seine Blumenkette zurecht, als er vor den Schalter trat. Sie war ja geradezu ein Beweis dafür, daß ihr Besitzer allein zum Betrachten von Palmen und Papageien nach Tahiti gekommen war. Er holte seinen Paß aus der Brusttasche und schob ihn unter der Glaswand hindurch.
    Meister Proper nahm ihn in die Hand, und jetzt spürte Krumpeter doch wieder ein leichtes Zittern in den Knien. Es war nicht ganz die Furcht, wie er sie bei der Kontrolle in Berlin gespürt hatte. Diesmal war es mehr eine Art Unbehagen, etwa so wie beim Arzt, wenn man sich ganz ausziehen soll.
    Der Paßbeamte mit dem rasierten Schädel warf nur einen kurzen Blick auf Krumpeter und dann auf das Foto. Wie sollte er auf die Idee kommen, daß am ganzen Paß nur dieses Foto echt war? Im übrigen freute er sich noch immer wie ein Schneekönig über die tahitischen Fußballer.
    „Ja, unsere Jungs“, sagte er triumphierend, stempelte und wandte sich dem nächsten Fluggast zu.
    Ekke passierte den Durchgang, hinter dem bereits der dunkelhäutige Bursche mit seinen Koffern wartete. Die Zollbeamten in ihren kurzärmeligen Khakihemden beachteten sie kaum. Einer von ihnen winkte sie zum Ausgang, ohne daß das lebhafte Geplauder mit seinen Kollegen abbrach. Selbstverständlich palaverte man auch hier über die siegreich heimgekehrten Fußballspieler.
    Krumpeter nahm sich ein Taxi und sagte nur: „Nahoata“. Das war der Name eines Hotels, das er in einem der Reiseführer über Tahiti und Papeete gefunden hatte. Es sei ein empfehlenswertes Touristenhotel der Mittelklasse am Hafen.
    Das Taxi war ein alter Mercedes, bei dem die Tür klemmte und dessen linker Kotflügel eingebeult war. Der Auspuff murrte laut auf, als es anfuhr.
    Krumpeter lehnte sich selig in den Rücksitz und schloß die Augen. Oh, Mann, das war herrlich. Das war wirklich gut. Meine Fresse. Er schüttelte den Kopf, trommelte mit den Handflächen auf den ledernen Handkoffer, der
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