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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
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Luft von draußen ins Zimmer. Am Hafen und in der Straße wachte die Stadt allmählich auf. Mopeds knatterten am Hotel vorbei, Autos hupten, von weit her irgendeine Sirene, Stimmen, und dazwischen der Bagger einer Baustelle.
    Krumpeter drehte sich auf seinem Kissen immer wieder von der einen Seite auf die andere.
    Doch mit einer runden Million unter dem Bett war es nicht so wichtig, ob er gut schlief oder weniger gut.

Ein eleganter Bankdirektor und ein dicker Chinese

    Seitdem sie das Ding geplant hatten, waren sich Ekke Krumpeter und sein Kumpel Manni Zasche darüber im klaren gewesen, daß am Ende ausschlaggebend sein würde, was sie mit dem Geld anfingen, wenn alles funktioniert hatte und wenn es ihnen tatsächlich gelungen war, den Tresor im KaDeWe auszuräumen.
    Sie hatten stundenlang immer wieder ihre Köpfe gemartert, bis die vom vielen Nachdenken geraucht hatten.
    Darüber allerdings waren sie sich einig gewesen, daß sie die Moneten vorerst nicht einmal mit der Beißzange anfassen durften. Es wäre so ziemlich das dämlichste gewesen, wenn sie sich dadurch verraten hätten, daß sie plötzlich mehr Geld ausgaben, als man es von ihnen gewohnt war.
    „Also, was mich betrifft“, hatte Krumpeter schließlich erklärt, „ich setze alles auf eine Karte und kratze mit dem Zaster in der Tasche die Kurve, ganz schnell, und bevor die Polizei aufgewacht ist. Und ich weiß auch schon lange, wohin
    „Wenn ich nur an den Zoll oder die Paßkontrolle am Flugplatz denke, wird mir schon schlecht. Mann, das ist mir zu riskant“, hatte Zasche für seine Person festgestellt. „Ich bleib’ hier, deponiere meine Piepen vorerst in einem Privat-Safe bei der UNION-Bank oder wo immer und verkrümle mich wie ein Regenwurm. Wetten, daß sie mich nicht kriegen?“
    Als Ekke Krumpeter so gegen zehn Uhr das Hotel „Nahoata“ verließ, blitzten die Gespräche in seiner Erinnerung wieder auf, und er überlegte kurz, ob es Manni wohl geschafft hatte, in Berlin mit seinem Beuteanteil unterzutauchen.
    Krumpeter spazierte zuerst ein Stück an der immer wieder von den Wellen besprühten Hafenpromenade entlang, die nach dem letzten tahitischen König „Boulevard Pomare“ benannt war. Weiter geradeaus mußte er gleich an der Post vorbeikommen, und dann ging’s rechts in die Rue Georges Lagarde. Er hatte den Stadtplan wie ein auswendig gelerntes Gedicht im Kopf.
    Der Verkehr staute sich immer wieder. Nicht viel anders als in Paris oder London. Nur die Fahrzeuge waren von anderer Art. Leichte Motorräder kurvten und knatterten an den Autos vorbei und zwischen ihnen hindurch. Und überall und immer wieder die Trucks, diese offenen, exotisch-bunt bemalten Minibusse mit hölzernen Längsbänken, bis zum Wetterdach vollgefüllt mit braunen Menschen, flatternden Hühnern und quiekenden Schweinen. Und wo man hinguckte, auf den Gehsteigen oder mitten in den Straßen, herrenlos herumstreunende Hunde. Aber auch blitzblanke und elegante Limousinen. Schließlich war Papeete das Verwaltungszentrum für ganz Französisch Polynesien.
    Und die Hitze war wieder da, drückend und feucht.
    Krumpeter befürchtete, daß ihm der Schweiß am Körper entlanglief, wenn er nur den Arm hob. Aber das hätte er im Augenblick ohnehin bloß mit dem linken Arm machen können. Mit dem rechten trug er nämlich seinen Handkoffer, mit ständigem Körperkontakt zum Oberschenkel und die Faust eng um den Griff gepreßt.
    Krumpeter war unterwegs, um seine Beute in Sicherheit zu bringen. Und zwar da, wo normalerweise die meisten Menschen ihr Geld aufbewahren.
    In Deutschland wäre das allerdings nicht ganz so einfach gewesen.
    Inzwischen tauchten neben und über den Köpfen der Fußgänger immer häufiger knallrote Punkte in der Größe von Tennisbällen auf. Das waren die ,Pompos’ , die roten Bommeln auf den Mützen der französischen Matrosen in ihren blütenweißen Uniformen. Mit den Bügelfalten an den Hemden und den kurzen Hosen konnte man glauben, sie seien allesamt gerade aus dem Wäscheschrank gekommen. Der Flugzeugträger schien mit seiner Tausendmannbesatzung Pause zu machen. Und jetzt waren Straßenhändler aufgescheucht so wie drüben am Hafen ein Möwenschwarm durch eine Schiffssirene. Sie waren auf einmal da, Polynesier, Tahitianer, Chinesen und Afrikaner. Mit lauten Stimmen fielen sie über die Matrosen her und versuchten, ihnen Muschelketten zu verkaufen, Perlmuttkästchen, Schnitzereien, Korallenschmuck, nachgemachte Speere, Kriegskeulen und Handtrommeln.
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