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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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kniff die Lippen zusammen.
    »Halt! … Das darf nicht sein … Herr von Löwen!« Der Kommandant folgte mit den Blicken dem Finger des Oberingenieurs. Ein gelbes Pünktchen löste sich von dem Raubschiff und sank in die Tiefe. Der Kommandant sprach durch das Telephon. In dichten Salven feuerte das Compagnieschiff. Weiße Schrapnellwölkchen umhüllten das niedersinkende gelbe Fleckchen und wischten es aus dem blauen Himmel.
    Aber schon tropfte es weiter aus dem todwunden Raubschiff.
    Ein zweiter, dritter, vierter und fünfter Fallschirm löste sich fast gleichzeitig von ihm und sank nach unten.
    Die Geschütze des Compagnieschiffes arbeiteten wie Schnellfeuerpistolen. Die Wolken der platzenden Schrapnells umhüllten den vierten Fallschirm so dicht, daß man das Gelb seiner Form nicht mehr zu erkennen vermochte.
    »Jetzt hat’s ihn! … Nein, da ist er noch … jetzt hat’s ihn doch … nein … ich weiß nicht …«
    Wellington Fox stieß die Worte mit Leidenschaftlichkeit eines Jägers hervor, während er das Schicksal des vierten Fallschirms verfolgte.
    In den letzten Minuten war das Kompagnieschiff dem bewegungslosen Raubschiff immer näher gekommen. Noch einmal drei Schüsse aus den schwersten Rohren. Dann brach das führerlose Schiff in drei Teile auseinander. Wie Steine stürzten sie in die Tiefe und schlugen dumpf auf den Boden auf. Die Rohre des Compagnieschiffes schwiegen. Unwahrscheinlich wirkte die Stille nach dem Getöse des vorangegangenen Kampfe«.
    Der Kommandant brach als erster das Schweigen.
    »Horrido! Herr Isenbrandt … Das war also Ihre kleine Abwechslung!«
    Isenbrandt trat auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. »Das war gute Arbeit, Herr von Löwen. Es waren nicht die hundert oder zweihundert Passagiere des Postschiffes, die Sie vor dem Tode bewahrt haben … Denn offensichtlich ging die Absicht der Piraten nicht auf Raub, sondern auf Vernichtung … Es war diesmal mehr …
    Doch nun ‘runter! Besehen wir uns die Strecke in der Nähe.« Im schnellen Gleitflug stieß der Kreuzer in die Tiefe. Nach wenigen Minuten setzte er dicht neben den Überresten des abgeschossenen Schiffes auf.
    Mit dem Kommandanten standen Georg Isenbrandt und Wellington Fox zwischen den Trümmern des Wracks. Verbogenes Fachwerk, zerfetzte Bleche, zerschlagene Transmissionen. Zwischen zertrümmerten Lafetten lagen die Überreste mensch licher Körper.
    »Mongolen … Mongolische Räuber?«
    Zweifelnd brachte der Kommandant die Worte hervor. »Jedenfalls Gelbe, Herr von Löwen! Gelbe! Es ist wichtig, daß Sie das in Ihrem Bericht an die Gesellschaft betonen …
    Was macht Nummer achtzehn?«
    »Ah! … Da!«
    Der Kommandant deutete nach Nordosten.
    »Es hat wieder Richtung Orenburg genommen. Seine Beschädigungen scheinen nicht allzu schwer zu sein. Es erreicht mit eigener Kraft den Hafen.
    Wir sollten bis Ferghana durchfahren, Herr Isenbrandt. Mit Ihrer Zustimmung würde ich indes gern in Orenburg zwischenlanden.«
    »Bitte, Herr von Löwen!«
    Wenig später nahm das Compagnieschiff Kurs auf Orenburg.
    *

Nummer achtzehn steuerte von Norden her den Orenburger Hafen an. Jetzt konnte man auch mit unbewaffnetem Auge erkennen, daß sein Rumpf an mehr als einer Stelle schwere Verletzungen aufwies. Nur mit Mühe konnte der Führer sein Schiff in der Luft halten.
    Jetzt senkte es sich über der Plattform und warf die Leinen aus. Geschickt griff das Bodenpersonal zu. Aber sie hatten heute viel länger als sonst zu richten und zu dirigieren, bevor das Schiff endlich über dem Gleis stand und seine starken Räder in die Schienen eingriffen.
    Propellerschwirren lenkte die Blicke von neuem aufwärts. Das Wachtschiff der E. S. C. erschien.
    Sicher und schnell, ohne die Hilfe der Bedienungsmannschaften abzuwarten, setzte das Schiff auf der Plattform auf. Seine Treppe wurde ausgelegt. Georg Isenbrandt und Wellington Fox traten in Begleitung des Kommandanten ins Freie.
    Zu dritt bestiegen sie einen der Fahrstühle, fuhren in die Tiefe und begaben sich zum Posthotel.
    Georg Isenbrandt wandte sich an Herrn von Löwen:
    »Während Sie sich mit dem Kommandanten von Nummer achtzehn besprechen, werde ich mit Mr. Fox im Hotel eine Erfrischung nehmen. Sie werden die Liebenswürdigkeit haben, es uns wissen zu lassen, wenn Sie abfahrtbereit sind.«
    In der kleinen Trinkstube hinter dem großen Speisesaal fanden die beiden Freunde eine behagliche Ecke, in der sie allein und ungestört sitzen konnten.
    Der Raum war im Stile der alten deutschen
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