Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Worte des Stationschefs.
    »Achtzehn … tick tick tick, tä tä tä, tick tick tick …«
    Achtzehn war die Nummer des Schiffes Moskau – Orenburg, das hier in fünfundvierzig Minuten erwartet wurde. Die Morsezeichen bedeuteten den internationalen Notruf für höchste Gefahr.
    Was war geschehen?
    Mit einem Ruck schaltete der Telegraphist die eigene Sendeanlage ein. Er wollte rückfragen, aber er kam nicht dazu.
    Gerade in diesem Augenblick begann es im Telephonapparat zu rauschen und zu pfeifen. Dem erfahrenen Beamten war es klar, daß eine andere starke Station mit der gleichen Wellenlänge wie Nummer achtzehn Signale gab. Offensichtlich, um die Notrufe des Schiffes zu übertönen und unwirksam zu machen. Über seine Apparate gebeugt, versuchte er durch schnelle Umstimmung der Wellenlängen die Verständigung wiederherzustellen.
    Als es ihm nicht gelang, nahm er die Verbindung mit den Städten im Umkreis auf. Wohl hatte man auch auf diesen Stationen den Hilferuf von Nummer achtzehn vernommen, aber es waren auch dort keine Polizeischiffe zur Verfügung. Viertelstunde auf Viertelstunde verstrich, ohne daß sich eine Möglichkeit bot, dem Postschiff Hilfe zu senden.
    Der Telegraphist legte seinen Apparat wieder auf die Wellenlänge von Nummer achtzehn um. Jetzt herrschte Ruhe im Hörer. Das Zwischensprechen der Störungsstation hatte aufgehört. Aber auch das Postschiff meldete sich nicht. Vergeblich rief der Telegraphist es an. Schon war die Ankunftszeit, zu der es hier in Orenburg eintreffen sollte, um zehn Minuten überschritten.
    *

Kurs Ost zu Südost zog das Postschiff Nummer achtzehn der Linie Moskau-Orenburg in zehn Kilometer Höhe seine Bahn. Vor einer Stunde hatte es über Samara die letzte Post abgegeben und empfangen. Noch fünfundvierzig Minuten, und es sollte in Orenburg landen.
    In der Zentrale des Schiffes stand der Kommandant Gregor Dimidow neben dem wachhabenden Offizier. Angestrengt spähte der Kapitän nach Süden.
    »Schneller als wir! Keine Flagge, kein Zeichen … Was ist …?«
    Während der Kommandant die Worte sprach, war das fremde Schiff verschwunden.
    Der Kommandant ließ das Glas sinken.
    »Was halten Sie von der Geschichte?«
    Der Wachhabende machte aus seiner Meinung kein Hehl.
    »Da stimmt etwas nicht, Kapitän! Seitdem wir über die Wolga gingen, treibt sich das Schiff in unserer Nähe herum.«
    Der Kapitän ging mit unruhigen Schritten in dem kleinen Kommandantenraum hin und her. Die Verantwortung für das wertvolle Schiff mit hundertsechzig Passagieren lastete schwer auf ihm. Sollte er telephonischen Alarm geben … Unterstützung von Orenburg erbitten? … Oder sollte er notlanden?
    »Dort!«
    Das fremde Schiff war wieder aus den Wolken herausgetreten und wurde schnell größer. Der Kommandant faßte seinen Entschluß.
    »Wenn es weiter auf uns zuhält, dann nehme ich telephonische Verbindung auf und rufe um Hilfe.«
    Aber während der Kommandant dem Wachhabenden diesen Entschluß mitteilte, überlegte er schon weiter, welche Wirkung er sich von dieser Maßnahme versprechen dürfe. Orenburg war noch zu weit. Ganz unmöglich würde er den Flughafen vor dem fremden Schiff erreichen können … Hilfe von dort? … Raubüberfälle auf Postschiffe waren seit zwanzig Jahren selten geworden. Die Gegend hier galt als vollkommen sicher. Es war unwahrscheinlich, daß irgendein Polizeischiff hier schnell zur Stelle sein konnte.
    Auf einen Wink des Kommandanten schaltete der Wachhabende die Sendestation ein. Automatisch begann das Typenrad zu laufen und gab die Nummer des Schiffes in den Raum … Und dann blitzte ein Wölkchen auf dem fremden Schiff auf. Zweihundert Meter seitlich vom Postschiff platzte das Geschoß.
    Mit einem Satz stand der Wachhabende an der Morsetaste. Mechanisch hämmerten seine Finger den internationalen Notruf.
    Jetzt war alle Unschlüssigkeit vom Kommandanten gewichen. Er selbst stand am Steuer und gebot durch den Maschinentelegraphen den Turbinen die Hergabe der höchsten Leistung.
    Zickzackfahren, den Kurs so schnell und so sprunghaft ändern, daß die da drüben mit ihrem Schießen immer zu spät kommen mußten … daß nur Zufallstreffer dem eigenen Schiff gefährlich werden konnten … Zeit gewinnen … Raum gewinnen !
    * Wellington Fox kam von seinem Rundgang durch die Maschinenräume des Kompagnieschiffes wieder in die Zentrale zurück.
    »Alle Wetter, Georg! Meine Hochachtung vor der Chartered Company und ihren Schiffen …«
    »E. S. Compagnie!« verbesserte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher