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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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sein, wenn wir auch im Quellsystem der Flüsse schmelzen dürften, die im chinesischen Ilidreieck entspringen und in unserem Gebiet münden. Ich berühre hier eine heikle Frage, über die Herr Isenbrandt Ihnen näheren Vortrag halten wird. Herr Isenbrandt hat das Wort.«
    Als dieser sich erhob, füllte sich der Raum mit Spannung. »Meine Herren! Ich will nur ganz kurz auf die heutigen Anschläge auf unsere Tresore zurückkommen, um ihnen zu sagen: Das war gelbe Arbeit. Der Raub der Analysen und Synthesen des neuen Dynotherms ist jedoch mißlungen.
    Der zweite Anschlag ist leider gelungen. Die Pläne für die Besetzung und Bearbeitung des chinesischen Iligebietes sind fort … in chinesischen Händen. Und doch …!« Die Gestalt des Sprechers straffte sich. »Wir müssen das Ilidreieck haben!«
    »Keinen Krieg!« Der Russe rief es und sprang erregt auf. »Wir sind als nächste Nachbarn des Gelben Reiches am besten über die Machtverhältnisse informiert. Wollen Sie die blühenden Fluren Turkestans in Wüsten verwandelt sehen?«
    Lebhaftes Stimmengewirr erfüllte den Saal. Die Meinungen waren geteilt. Gelassen schaute Isenbrandt eine Weile auf die erregten Gruppen. Dann erhob er seine Stimme von neuem:
    »Um diese Gefahren zu vermeiden, machte ich meinen Vorschlag. Ich will jetzt nicht von unseren Arbeiten sprechen, die ohne das Ilidreieck nicht zur vollen Auswirkung gelangen können. Ich will mich auch nicht auf die Tatsache stürzen, daß das Land vor 150 Jahren schon einmal russischer Besitz war. Ein Blick auf die Karte hier an der Wand müßte genügen, um Sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, daß das Iligebiet unser wird.«
    Er war an die Karte herangetreten.
    »Sie sehen, wie hier vom Pamirplateau aus nördlich ziehend das Altaigebirge und anschließend der Thian-Schan die Grenze gegen China bilden. Da springt auf dem 80. Längengrad die Grenze plötzlich vom Gebirgskamm ab und geht über das offene Ilital nach Norden, statt naturgemäß auf dem Gebirgskamm zu bleiben.
    Was ist die Folge davon? Die Gelben haben hier ein Glacis, das eine ständige Drohung für uns ist.
    Die gelbe Gefahr ist noch im Werden. Sie verkörpert sich nicht nur in der Person des Kaisers Schitsu. Stirbt er, wird ein anderer kommen, unter dem sich die Entwicklung fortsetzen wird. Der Kaiser ist nur ein Exponent der Verhältnisse, die sich in jedem Fall durchsetzen. Nicht um Augenblickspolitik wollen wir handeln. Auf Menschenalter müssen wir uns sichern.«
    Georg Isenbrandt hatte geendet. Wiederum begann eine lebhafte Debatte, bis der Präsident sich Gehör verschaffte.
    »Meine Herren, wir werden morgen um dieselbe Zeit wieder zusammenkommen, um über das heute Besprochene abzustimmen.«
    *

Die Strahlen der Aprilsonne vergoldeten die Kuppeln von Orenburg und ließen sie aufleuchten und schimmern.
    Die Sonnenstrahlen überfluteten das Bahnhofsgebäude und glitzerten in tausend Reflexen in den gewaltigen Eisenkonstruktionen des großen Postflughafens neben dem Bahnhof.
    Zur Höhe von zweihundert Meter reckten sich die stählernen Bauten. Wie feine Filigranarbeit stand ihr Fachwerk in der Frühlingsluft, ein Fachwerk, das stark genug war, um in schwindelnder Höhe noch die schweren Plattformen zur Aufnahme der großen Flugschiffe zu tragen.
    Jetzt, gegen Mittag, war der Flugplatz leer. Scheinbar unbewohnt lag das Posthotel inmitten der parkartigen Gartenanlagen.
    Auf der Nordostecke der Landeplattform erhob sich ein eiserner Turm und ragte noch einmal fünfzig Meter in die Höhe. In seinem obersten Teil lagen die Diensträume für den Stationschef und die Telegraphisten.
    Der Stationschef trat in den Telegraphistenraum.
    »Was Neues, Gregor Iwanowitsch?«
    »Alles in Ordnung, Fedor Fedorowitsch.«
    Der Chef blätterte in dem Stationsbuch, das aufgeschlagen auf dem Tisch lag.
    Orenburg war ein Knotenpunkt für den Luftverkehr. Die große europäische Linie Berlin – Moskau – Orenburg spaltete sich hier in drei Zweigstrecken. Die sibirische Linie nach Omsk und Tomsk, die Südostlinie nach Ferghana und die persische Linie nach Teheran.
    Der Stationschef verglich seine Uhr mit der Normaluhr über dem Apparatetisch.
    »Noch fünfundvierzig Minuten bis zur Ankunft des Moskauer Schiffes … Starke Besetzung heute … Nach den Listen hundertsechzig Passagiere … Gregor Dimidow ist ein beliebter Kapitän … Obwohl Nummer achtzehn längst nicht mehr das neueste Schiff ist …«
    Das plötzliche Ansprechen eines der Geräte unterbrach die
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