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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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des Schanti erblickte. Mit unbewegter Miene gab er das Papier zurück.
    »Sie haben recht, Mr. Cameron. Es geht um größere Dinge.«
    Sorgfältig barg Collin Cameron das Papier wieder in der Brieftasche. Ruhig sprach er weiter.
    »Sie haben die Pläne des Ilidreiecks erhalten, Herr General?«
    »Sie sind in meiner Hand. Die Toresani hat sie durch einen zuverlässigen Boten von Andischan an mich geschickt.«
    »Die Wichtigkeit wird von Ihnen richtig gewürdigt?«
    »Die Compagnie zeichnet Dämme und Schmelzanlagen auf chinesisches Gebiet ein. Voraussetzung dafür ist, daß sie das Gebiet in ihre Gewalt nimmt.«
    »Sie wird es tun, Herr General! Der europäische Staatenbund wartet nur auf die entscheidende Meldung aus Peking, um vorzugehen.«
    »Der Bund wird uns nicht unvorbereitet finden, Mr. Cameron. Diese Pläne hier geben uns einen guten Grund, unsere Vorbereitungen in großem Maßstab zu treffen.«
    »Was werden Sie mit den Ausländern in den Grenzgebieten machen? In Aksu, in Yarkand, in Khotan, auch hier in Kaschgar sitzen zahlreiche europäische Familien.«
    »Wir werden sie von heute an überwachen. Sowie es losgeht, schieben wir sie in Lager nach dem Innern des Landes ab.«
    »Ich habe es nicht anders vermutet. Nur in einem besonderen Fall möchte ich selbst den Schutz oder, wenn Sie so wollen, die Aufsicht übernehmen. Meine Firma unterhält freundschaftliche Beziehungen zu dem hiesigen Hause Witthusen. Ich bitte Sie um die nötigen Vollmachten …«
    Wang Ho beugte sich über den Tisch und schrieb. Collin Cameron nahm das beschriebene Blatt, trocknete es sorgfältig ab und steckte es zu den übrigen Dokumenten in seine Brieftasche.
    *

Der Sergeant, der die Meldung des Barons von Löwen an Georg Isenbrandt überbrachte, daß das Schiff in zehn Minuten startbereit sei, vergaß, bei seinem Fortgehen die Tür hinter sich zu schließen. So blieb sie halb offen stehen und gestattete den Freunden, zu sehen und zu hören, was in dem anstoßenden Hotelsaal vor sich ging.
    Aus dem Stimmengewirr hoben sich deutsche Worte heraus. Eine Frauenstimme war es. Ein junges Mädchen, das mit einem der Platzschaffner sprach. Wellington Fox sah ein feines Gesicht. Lichtblondes Haar umrahmte die schmale Stirn, unter der lichtblaue Augen erglänzten.
    Sie beklagte sich über den Ausfall des Schiffes nach Andischan.
    »Mein Vater erwartet mich. Was wird er sagen, wenn ich ausbleibe? … Er wird in Angst um mich sein … Was soll ich nur tun?«
    Der gutmütige Schaffner suchte sie zu trösten.
    »Wir können ja telephonieren. Wohin wollen Sie denn … nach Kaschgar …«
    Wellington Fox wiederholte mechanisch die letzten Worte.
    »Nach Kaschgar will sie … wer mag sie sein?«
    »Wer mag sie sein …«
    Georg Isenbrandt saß geistesabwesend auf seinem Stuhl. Wellington Fox wandte ihm halb den Rücken zu, so daß er die plötzliche Veränderung nicht bemerken konnte, die im Wesen seines Freundes vorging.
    »Weißt du, als Ritter ohne Furcht und Tadel sollten wir uns des armen Dinges annehmen. Wir haben den ganzen Luftkahn für uns. Was steht dem im Wege, daß wir sie bis Ferghana mitnehmen … Soll ich zu ihr gehen, es ihr anbieten?«
    Er erhielt auf seine Frage keine Antwort und wandte sich um.
    »Georg! Wie denkst du darüber?«
    Noch einmal kam die Frage von den Lippen Georg Isenbrandts: »Wer mag sie sein?«
    Jetzt wandte Wellington Fox sich ganz um.
    »Was hast du denn, Georg … was ist dir?«
    Georg Isenbrandt stürzte seine Stirn in die Hände.
    »Eine Erinnerung aus schönen Tagen.«
    Isenbrandt sprach stockend, als ob ihm die Worte nur schwer von den Lippen wollten:
    »Dieses junge Mädchen … wie ich die Stimme hörte … als ich ihre Gestalt sah … als ob ich sie wiedersähe … Maria Ortwin …!«
    Wellington Fox versuchte sich die Szene zu erklären. Er wußte von dem kurzen Glück seines Freundes. Lodernde, brennende Liebe … und dann die jähe Trennung durch den Tod.
    Wellington Fox war damals in den Vereinigten Staaten. Er hatte die verstorbene Braut seines Freundes nie gesehen. Aber er begriff wohl, daß hier eine täuschende Ähnlichkeit obwalten müsse.
    »Ich glaube, Georg, wir tun ein gutes Werk, wenn wir die junge Dame mitnehmen. Soll ich sie auffordern?«
    »Ja … wenn sie mit uns fahren will. Sprich du mit ihr.«
    Mit großer Geschwindigkeit ging Wellington Fox daran, diesen Auftrag zu vollziehen.
    Und dann stand Wellington Fox bei ihm und machte ihn mit Maria Feodorowna Witthusen bekannt.
    »Ich danke

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