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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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soll in Andischan warten, bis ich ihr weitere Nachrichten gebe.« Collin Cameron war den Ausführungen seines Geschäftsfreundes mit unbeweglicher Miene gefolgt.
    »Ich glaube, mein bester Witthusen, Sie sind viel zu ängstlich. Ich komme von England … war auch in Deutschland … Kein Mensch denkt an kriegerische Verwicklungen. Von Ihnen werde ich direkt zum Bürgermeister gehen, ihm meine Aufwartung machen. Wenn der Taotai irgendwelche Befürchtungen hat, wird er es mich wissen lassen. Sollte ich irgend etwas hören, gebe ich Ihnen Nachricht. Aber Ihre Besorgnisse sind sicherlich unnötig.«
    Mit einem Händedruck empfahl sich Collin Cameron.
    Vor dem Hause wartete sein Kraftwagen auf ihn. Ein kurzer Wink, und das Fahrzeug setzte sich in Bewegung.
    Cameron fuhr zum Taotai. Eine Einladung … ja beinahe ein Befehl rief ihn dorthin.
    Seine Gedanken flogen zurück. Wie lange schon steckte er in diesem Spiel? Vor neun Jahren war es, an einem Wintertag. Da waren die Würfel gefallen, die über sein weiteres Leben entschieden. Da war der große Prozeß zu seinen Ungunsten entschieden, der ihm die Lordschaft Lowdale bringen sollte. An jenem Tage hatte er sich in seiner Verzweiflung den Gelben verschrieben.
    Das Knistern des Papiers riß ihn aus seinen Gedanken. Er zog es aus der Tasche und entfaltete es. Eine Einladung des Taotai. Mit chinesischen Lettern auf zähes Papier gepinselt. Unverfänglich für jeden, der nur den Text las und das unscheinbare Zeichen neben dem Namenszug des Taotai übersah.
    Das Zeichen der Schanti-Partei.
    Als Kubelai-Khan vor zwanzig Jahren das neue Reich schuf und als Kaiser Schitsu den Thron bestieg, war Toghon-Khan sein bester Feldherr. Seit Jahren saß Toghon-Khan als Vizekönig von Kaschgarien in Dobraja. Ebenso wie der Kaiser hatte er einen chinesischen Namen angenommen. Als Schanti herrschte er unter dem Zepter des Schitsu, wie er als Toghon an der Seite des Kubelai in die Schlachten geritten war.
    Viele Augen im Reiche richteten sich auf den klugen und mächtigen Vizekönig, der hier an der westlichen Grenze des Reiches Wache hielt und ein starkes Heer unter seinen Fahnen hatte.
    Solange Schitsu herrschte, würde Schanti als treuer Paladin stets an seiner Seite stehen. Aber der Tod konnte seiner Herrschaft ein Ende bereiten, und Schanti hatte seit langem für sich und seine Herrschaft vorgesorgt. In aller Stille war die große, auf den Namen des Schanti eingeschworene Organisation entstanden.
    Collin Cameron blickte auf das winzige Zeichen neben der Unterschrift am Fuße der Einladung und wußte, daß nicht der Taotai, der einfache Bürgermeister, ihn erwartete.
    Nun hielt der Wagen vor dem Amtsgebäude. Collin Cameron schritt die Treppe empor. Tief verneigten sich die Diener vor ihm. Lautlos wiesen sie ihm den Weg. Nicht der Taotai empfing ihn. Er stand vor Wang Ho. Der Generalstabschef der Armee des Schanti war es, der seinen Besuch gefordert hatte.
    »Das Berliner Unternehmen, zu dem Sie uns veranlaßten, ist mißlungen.«
    »Schroffe Abweisung trat auf die Züge des Angeredeten.
    »Nicht meine Schuld, Herr General. Ich hatte in meinem Bericht ausdrücklich betont, daß die Hauptpanzer zu sprengen wären. Die Sprengung ist mit unzulänglichen Mitteln unternommen worden. Ich muß die Verantwortung für die Durchführung dieser Unternehmung ablehnen.«
    »Auch das Orenburger Unternehmen ist mißlungen! Vor fünf Minuten ist der telephonische Bericht eingegangen. Sie hatten uns gemeldet, daß der Oberingenieur Isenbrandt im fahrplanmäßigen Postschiff fährt. Wir haben das Schiff angreifen lassen. Unser Schiff ist von einem Compagniekreuzer vernichtet worden. Der Oberingenieur ist nicht in dem Postschiff gefahren. Er hat im Gegenteil das Compagnieschiff kommandiert. Wie erklären Sie ihren unzutreffenden Bericht?«
    Collin Cameron fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sekunden hindurch verharrte er in nachdenklichem Schweigen.
    »Erklären? … Es gibt nur eine Erklärung. Ich vermute … ich fürchte, hier hat ein Verräter seine Hände im Spiel.«
    »Dann wird es Ihre Aufgabe sein, ihn zu finden.«
    »Herr General, ich lehne jede Verantwortung für das Mißlingen meiner Pläne ab. Den Verräter zu suchen, ist Ihre Aufgabe. Zu etwas anderem … Bitte, lesen Sie …«
    Cameron griff in die Brusttasche, entfaltete schweigend ein Papier und überreichte es dem General.
    Wang Ho hatte seine Miene in der Gewalt. Unwillkürlich neigte er das Haupt, als er die eigenhändige Unterschrift
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