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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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Wieder neue Dörfer … Auf der Karte nicht eingetragen … merkwürdiger Baustil … das sieht ja beinahe amerikanisch aus.«
    Ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen Isenbrandts.
    »Es ist auch amerikanisch, Fox! Deutsch-amerikanisch! Pfälzer aus den Seestaaten, die jetzt nach hier übergesiedelt sind.«
    Das Schiff stand jetzt über Perowsk und folgte eine größere Strecke dem vielfach gewundenen Lauf des Sir Darja.
    Isenbrandt deutete in die Tiefe, wo der breite, grüne Strom deutlich zu sehen war.
    »Jetzt sind wir am alten Jaxartes. Bis hierhin ist der große Alexander auf seinen Eroberungszügen vorgedrungen. Wir sind weitergekommen. Fünfhundert Meilen weiter nach Osten. Wir schaffen Neuland für Hunderte von Millionen Menschen.« Maria Feodorowna spann seinen Gedankengang weiter:
    »Ein gewaltiges Werk! Doch die Gelben sehen es nicht gern. Ich höre, wie sie bei uns in Kaschgar darüber sprechen. Fremde Teufeleien, die dem Gelben und dem Blauen Fluß das Wasser nehmen. Vielleicht müssen wir eines Tages den Ort verlassen, an dem wir seit zwanzig Jahren wohnen.«
    Prüfend ruhte der Blick Georg Isenbrandts auf den Zügen der Sprecherin.
    »Der Tag kann schneller kommen, als Sie denken. Ich werde Sie warnen. Versprechen Sie mir, meiner Warnung zu folgen …«
    Maria Feodorowna streckte dem Reisegefährten die Rechte entgegen. Ihre Blicke trafen sich.
    »Ich danke Ihnen, Herr Isenbrandt!«
    Der Kreuzer hatte jetzt den Stromlauf verlassen. Während der Fluß einen weiten Bogen nach dem Süden schlug, verfolgte er Südostkurs, überflog die Hochgebirgskette bei Chotkal und stand jetzt schon dicht vor Andischan. Es wurde Zeit, an den Abschied zu denken.
    Auf dem Hangar neben dem Endbahnhof der Strecke Andischan-Osch-Kaschgar landete das Compagnieschiff.
    Erst die Technik des Dynotherms hatte es ermöglicht, in kurzer Zeit und mit geringen Baukosten den großen Tunnel durch das gewaltige Terekmassiv zu bohren und die neue Linie bis Kaschgar durchzuführen.
    Georg Isenbrandt und Wellington Fox begleiteten Maria Witthusen zum Zug. Sie standen dort, bis sich der Zug in Bewegung setzte. Wellington Fox zog ein seidenes Tuch und winkte. Georg Isenbrandt sprang auf das Trittbrett des rollenden Zuges. Er beugte sich zu Maria Feodorowna, flüsterte ihr wenige Worte zu und war mit einem Sprung wieder neben seinem Freund.
    * Der Knall des Schusses, der den Kaiser des Himmlischen Reiches auf das Schmerzenslager warf, war bis in die letzten Erdenwinkel gedrungen. Millionen Herzen bebten … wie immer, wenn das Schicksal einen ganz Großen unter den Menschen traf, von dessen Sein oder Nichtsein dasjenige von Millionen Kleiner abhing. Und je länger die Zeit des Wartens, desto unerträglicher wurde die Spannung.
    Wie alljährlich, hatte sich der Herrscher zu Wintersausgang nach Schehol begeben, um hier Erholung von der Last der Regierungsgeschäfte zu suchen. Hier, wo die strenge Bewachung seiner Person nicht so scharf wie in Peking durchgeführt wurde, hatte ihn die Kugel eines Republikaners getroffen.
    Der Schuß war tödlich. So lautete der Bericht der Ärzte für die wenig Vertrauten der nächsten Umgebung. Aber die Lage des Reiches verbot eine Veröffentlichung dieses Berichtes.
    Kaum zwanzig Jahre waren vergangen, seitdem der junge, tatkräftige Mongolengeneral Kubelai die Herrschaft des Riesenreiches an sich gerissen hatte. Bis dahin war China eine Republik, deren beste Kräfte durch nie zur Ruhe kommende Wirren aufgezehrt wurden.
    Auf schneller, blutiger Bahn war der Mongolenkhan an die Spitze des Riesenreiches geeilt, alles niederwerfend, was sich ihm in den Weg stellte. Dann hatte er das Spiel gespielt, das von jeher jedem Usurpator geläufig war. Um seine Herrschaft zu festigen, wurde das chinesische Nationalbewußtsein aufgepeitscht, bis alle Augen gegen den äußeren Feind gerichtet waren.
    In zähem Ringen hatte er den Europäern eine Position nach der anderen entrissen, bis er das Land von den »Ausbeutern« befreit hatte. Mit der gleichen Energie und Tatkraft widmete er sich dann dem Ausbau der inneren wirtschaftlichen Kräfte seines Landes.
    Mit seinen Erfolgen wuchs sein Ehrgeiz ins Unermeßliche. Schon bevor die Europäische Siedlungsgesellschaft ihre Tätigkeit in Turkestan begann, hatte sich ein Auge auf diese Gebiete gerichtet. Doch damals schien ihm der mögliche Gewinn den Preis der hohen Opfer nicht wert.
    Erst als die Pläne der Siedlungsgesellschaft bekannt wurden, Pläne, die dort ein großes,
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