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Die Spieler

Die Spieler

Titel: Die Spieler
Autoren: Markus Griesheim
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Petzold.“
     
„Dann müssen wir ihr wohl die Identifizierung zumuten.“
    Van de Hoogten zieht sich sein Jackett über. Es ist kurz vor Mittag. In der Kantine gibt es heute
Rheinischer Sauerbraten, wenn er früh genug kommt, erwischt er vielleicht eins von den saftigen
Endstücken.
„Was ist mit dem Wagen?“ fragt er Yvonne Hassinger, als beide im Begriff sind, den
Raum zu verlassen.
     
„Was soll damit seit? Er fährt einen Alfa 156. Ein älteres Modell.“
    „Das habe ich auch gerade gelesen, Yvonne! Ich will wissen, ob nach dem schon
gefahndet wird! Selbst wenn die vermisste Person nicht unser Mann ist, wär das doch hilfreich,
wenn man den Wagen findet. Könnte mir jedenfalls vorstellen, dass man das bei der richtigen Polizei so macht. Hat man den Wagen, hat man vielleicht auch den Fahrer. Und wenn da keiner drin
sitzt, könnte es ja dann unsere Leiche sein. Mahlzeit, Frau Kollegin!“
Van de Hoogten lässt die Oberkommissarin hinter sich stehen. Er mag es nicht, wenn die Arbeit
nur halbherzig gemacht wird.
    „Kann ich ja veranlassen, während du in der Kantine bist. Ich geh ja nicht essen.“ Jedenfalls nicht so oft wie du, du Frittenmoppel! Wenn Yvonne Hassinger nicht gerade eine
geraucht hätte, müsste sie jetzt gleich eine rauchen. Der Dicke wird immer unerträglicher. Der
Dicke stresst!
*
     
„Kommen Sie hier durch, es dauert nicht lange.“
    Yvonne
Hassinger
führt
Heike
Petzold
durch
einen
mäßig
beleuchteten
Gang
der
rechtsmedizinischen Abteilung des Frankfurter LKA-Gebäudeskomplexes. Heike Petzold wirkt sehr
gefasst. Ihre Augen sind leicht entzündet. Die Weinattacken kommen unangekündigt. Seit ihrem
Anruf beim Polizeipräsidium hat sie diesen Gedanken nicht mehr aus ihrem Kopf weg denken
können. Dieser Gedanke, dass ihrem Christian etwas zugestoßen sein könnte. Ein Unfall mit dem
Wagen vielleicht. Oder beim Sport. Letzte Nacht hat sie kaum Schlaf gefunden. Sie hat sich in
ihrem Arbeitszimmer an die Akten gesetzt. Hat Fahrtenbücher gegen gerechnet und Lohnlisten
eingebucht. Dann hat sie wieder geweint. Im Morgengrauen konnte sie endlich etwas ruhen.
    Yvonne
Hassinger geht voran und öffnet eine Schwingtür, in die eine Milchglasscheibe
eingelassen ist, auf der weithin sichtbar in großen Lettern GM/Ia aufgemalt ist. Heike Petzold kennt
diesen grell beleuchteten Raum. Aus den Tatortkrimis. Aus dem Fernsehen. Nur, dass es so kalt in
diesem Raum ist, wusste sie nicht. Eine junge Frau im weißen Kittel sitzt an einem Schreibtisch und
spricht in ein Diktiergerät. Als sie die beiden kommen sieht, unterbricht sie ihre Arbeit. Yvonne
Hassinger nickt ihr zu.
„Der Mann von der Nidda am Wochenende.“ sagt sie zu der jungen Frau gerichtet.
    „Ja, ist hier
drüben vorbereitet.“ antwortet diese und zeigt auf einen Rollbahre aus
Edelstahl, die mit einem grünen Tuch abgedeckt ist. Darunter sind die Konturen eines Menschen zu
erkennen.
„Wird es gehen?'“ fragt Yvonne Hassinger die Zeugin.
     
Sie legt ihre Hand dabei auf deren Oberarm. Heike Petzold nickt auf das Tuch starrend.
     
„Geben Sie uns ein Zeichen, wenn Sie so weit sind!“ sagt die andere Frau.
    „Es muss ja wohl, wenn es Gewissheit geben soll!“ antwortet Heike Petzold sich
selbst Mut machend. Dann fordert sie die Gerichtsmedizinerin mit einer kurzen Handbewegung auf,
das Tuch zu entfernen.
*
     
Draußen auf dem Flur bringt Yvonne Hassinger der auf der Bank wartenden Lebensgefährtin
des Opfers einen Kaffee. Sie setzt sich neben sie und gibt ihr den Becher.
     
„Vorsicht, heiß!“ warnt Yvonne Hassinger
     
„Danke, da drin war es auch sehr kalt, den hab ich jetzt nötigt“ bedankt sich Heike
Petzold. Ihre Stimme hat ein zitterndes Timbre. Sie kämpft mit den Tränen.
     
„Und Sie haben den Ring wirklich nie vorher gesehen an ihrem Freund?“
     
Yvonne Hassinger hatte ihr die Sachen gezeigt, die die Polizei bei Christian Paulus gefunden
hatte.
     
„Nein, wirklich nicht! Christian trug keinen Schmuck. Außer dem
Sternzeichenkettchen, dass ich ihm mal geschenkt habe in den ersten Tagen unserer.... Liebe.“
     
Bei den letzten Worten versucht Heike Petzold ihre Tränen zu unterdrücken. Doch es gelingt ihr
nicht.
     
„Es tut mir so leid.“ sagt die Beamtin und legt einen Arm um sie. „Wir gehen nach
oben. Wir brauchen jetzt nur noch einen Unterschrift von Ihnen.“
     
Heike Petzold fängt wieder an zu weinen, als sie zum Fahrstuhl laufen. Sie hätte auch geweint,
wenn ihr
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