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Die Spieler

Die Spieler

Titel: Die Spieler
Autoren: Markus Griesheim
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mit den Zähnen von
der Schale ab. Der Gaumen stimmt sich ein. Arka sieht ihn bettelnd an. Als er sie an der Schale
schnüffeln lässt, trottet sie beleidigt aus der Küche. Er hat den Polen erschlagen. Er hat sich mit der
    Prostituierten während seiner Dienstzeit getroffen . Der Streit mit K. stand daher in keinem
unmittelbaren dienstlichen Zusammenhang. Der letzte
Schlag hat auch seine Polizeikarriere
beendet. Auch wenn es aus Notwehr geschah. Auch wenn er einer Nutte das Leben gerettet hat. In
der Frankfurter Rundschau stand nur ein eineinhalb Spalten großer Artikel. Fast 20 Jahre einer
Kriminalbeamtenlaufbahn abgehandelt
in wenigen Worten, nüchtern und farblos wie
die
Druckerschwärze auf dem grauen Zeitungspapier.
Die Sahne ist sauer – ein Schuss Vollmilch tut es auch. Der rote Sirup klebt an Palmstsedts
Fingern. Er muss sich schon wieder die Hände waschen. Kowalczyk stand nicht mehr auf .
    Dann macht er es sich mit dem Kreol vor dem Fernseher bequem. Arka klettert behäbig murrend
zu ihm auf die Couch und legt ihren Kopf in seinen Schoss. Während er ihr versonnen hinter dem
Ohr krault, blättert Palmstedt mit der anderen Hand van de Hoogtens Akte durch.
    Das Bild der Leiche zeigt einen jungen Mann mit sportlich definiertem Körper, 185 cm groß und
dunkelblond, ansonsten ein haarloser, im lebenden Zustand bestimmt ein perfekter Körper, der
selbst so aufgequollen noch beeindruckt. Todesursache eine Schussdoublette in den Nacken, zwei
7,65-mm-Geschosse, jedes war sofort tödlich. Geschosse einer Allerweltswaffe. Wie die der Polizei.
Wie die, die Palmstedt selbst gelegentlich im Dienst trägt. Mit dieser Waffe wird auch der Vatikan
bewacht. Die Schweizer Gardisten tragen sie unter ihrem historischen Wams. Im Namen des Herrn.
Zum Schutz des rechen Glaubens. Junge Schweitzer Soldaten für zwei Jahre rekrutiert zum Dienst
für die Ewigkeit. Junge, sportliche Männer wie – wie der Junge auf dem Foto.
    Ein Mord also ähnlich der Kowalczyk-Serie
vor Jahren, Palmstedts letztem großen Fall.
Kowalczyk, der einsame Pole, der im Auftrag der Mafia die Genicke der Uran-Russen, die sich
damals in das Geschäft drängten, perforierte. So wie
hier. Die
Einschusskanäle liegen eng
beieinander, eine Kugel verfing sich zwischen Genick und Kehlkopf, die andere trat durch den
Unterkiefer wieder aus. An dieser Stelle hatte sich im Wasser ein ein-Euro-stück-großes schwarzes
Loch gebildet. Von der Kugel sind Profilaufnahmen angeheftet. Vielleicht helfen sie, die Waffe zu
finden. Kowalczyk benutzte bei jedem Mord eine neue Waffe. Nur das Kaliber blieb gleich. Der
Körper des Jungen wurde auf dem Rücken liegend fotografiert, die Einschussstelle im Nacken ist
daher nicht zu sehen. Aber Palmstedt weiß auch so, wie sie aussieht. Doch Kowalczyk kommt als
Mörder nicht mehr in Frage. Hier ist ein Kopist am Werk gewesen. Ein zynischer. Der der Leiche
einen Ring ansteckt. Als ein Zitat. Als eine Verbeugung. Dem die Kowalczyk-Akte bekannt ist oder
der möchte, dass die Polizei diese Schlüsse zieht.
*
    Der Früchtetee, der aus Ihrer Tasse mit dem aufgetragenen Schnappschuss von Christian und ihr
auf der Sackrodelbahn des kleinen Taunusfreizeitparks dampft, lässt die Bildschirmscheibe ihres
alten PCs beschlagen. Heike Petzold hatte an jenem Tag eine kleine Nichte zu Besuch. Sie, ihr Christian und das Kind verbrachten den ganzen Tag in dem Park. Christian hatte stundenlang mit
der Kleinen herumgealbert und war sich für keine Kinderattraktion zu schade. Pony reiten, Traktor
fahren, Wasserbob. Aber ob Christian auch ein guter Vater sein könnte, weiß Heike Petzold nicht. Er
ist selbst noch zu sehr Kind, zu unreif, zu unselbständig.
    Während ihr PC schleppend die Bits und Bytes des Hauptspeichers durch zählt beim Hochfahren,
sucht sie hinter sich im Regal den Karteikasten der Landschaftsbaufirma, die sie vom Büro Soller
vor Wochen schon für die Jahresabschlussarbeiten mit nach Hause genommen hat. Heike Petzold
hat
einen
Heimarbeitsplatz.
Von
hier
aus
kann
sie
auf
das
Kanzleiwesen
von
zwei
Steuerberaterbüros zugreifen. Im Büro Soller ist es in diesen Tagen etwas eng, da wegen der
Steuerprüfung des netten IT-Beraters dieser haufenweise Akten bei Frau Soller abgegeben hat. Er ist
erst vor kurzem Mandant des Büros und die Buchhaltungsunterlagen, die den Prüfungszeitraum
betreffen, liegen daher im Steuerberaterbüro noch nicht vor.
    Heike Petzold kann den schwarzen Plastikkasten aber
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