Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
Vom Netzwerk:
und nicht an irgendwelche Ehemänner, die ihre Frau umgebracht haben.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, versuchte Myriam von der Tatsache abzulenken, dass er sie wie gewohnt durchschaute.
    »Wenn du das nicht selbst merkst … Tatsache ist jedenfalls, dass ich keine Lust mehr habe auf diese … diese Bettbeziehung.«
    »Bettbeziehung?«, widersprach Myriam. »Wir haben doch nicht nur Sex miteinander.«
    »Ach ja, stimmt. Da wären ja auch noch unsere Arbeitskontakte.« Der Spott in seiner Stimme war verletzend.
    Er nahm einen langen Zug, blies den Rauch langsam in die Luft und sagte schließlich mit ernstem Tonfall: »Ich will, dass wir zusammenziehen.«
    Das hatte gerade noch gefehlt.
    »Okay. Super. Du möchtest also, dass ich mich am Samstagmorgen um neun Uhr entscheide, mein Leben komplett zu ändern. Warum jetzt? Warum heute Morgen?«
    »Wann dann?«
    »Du hättest schon vorher einmal …«
    »Wann?«
    Henri griff nach seiner Hose am Boden und zog sie über. »Ich habe es satt, verstehst du. Ich will, dass du morgens neben mir aufwachst, obwohl dein Gesicht zerknittert ist und deine Haare in die Luft stehen.« Er warf ihr einen seiner kryptischen Blicke zu. »Schlecht gelaunt, weil du vor dem Morgengrauen aufstehen musst oder weil wieder keine Zeitung gekommen ist. Ich weiß, ich bin älter, dicker, langweiliger als du, aber … ich hätte gerne, dass du hier mit mir in dieser Wohnung wohnst. Sie ist groß genug. Es ist höchste Zeit, verstehst du nicht? Ich werde nicht jünger.«
    Myriam schloss die Augen. O Gott, nein, tu mir das nicht an.
    »In drei Monaten werde ich vierundvierzig.Vierundvierzig«, wiederholte er »Du bist vierunddreißig …«
    »So genau wollte ich das gar nicht wissen …«
    »Zum Teufel, ich muss mich entscheiden, ob ich noch Kinder will.«
    Ron, dachte Myriam. Das ist alles deine Schuld. Deine und Berits. Musstet ihr unbedingt Zwillinge in die Welt setzen? Uns allen mit gutem Beispiel vorangehen?
    »Sag etwas!«, hörte sie Henri.
    Sagte sie nein, würde er sie bitten zu gehen. Ja konnte sie nicht sagen. Ein Dazwischen gab es nicht. Ihr blieb also nur zu schweigen.
    »He«, Henris Stimme rutschte eine Oktave tiefer. Er kam auf ihre Seite, beugte sich hinab und legte seine Lippen auf ihre nackte Schulter. Seine linke Hand griff in ihr Haar, und er zog ihr Gesicht zu sich hinunter. Für einen Moment schloss sie die Augen und genoss es. Henri wusste verdammt genau, welche Stelle an ihrem Körper geradezu nach Berührung schrie. Dann dachte sie wieder an die Forderung, sie solle bei ihm einziehen. Sie entzog sich, öffnete die Augen und sah direkt in seine. O Gott! Die Farbe erinnerte bedenklich an Picassos düsterste blaue Periode.
    »Du solltest dein Haar wieder wachsen lassen«, sagte er und erhob sich, um nach dem Hemd zu greifen, das am anderen Ende des Bettes lag.
    Unwillkürlich versteifte sie sich. Sie konnte den Moment nicht vergessen …
    »Wenn du hier bei mir wohnst, musst du nie wieder Angst haben.«
    »Zusammenziehen? Das ist eine wichtige Entscheidung. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.«
    »In der Liebe überlegt man nicht«, widersprach Henri und fuhr sich mit der Hand durch die dichte dunkelblonde Löwenmähne. Und wie er nun energisch den Gürtel festzog, lief das Gespräch tatsächlich auf eine ernsthafte Auseinandersetzung hinaus. Etwas, das Myriam gar nicht brauchen konnte. Sie erlebte am Gericht Auseinandersetzungen genug. Und - sie befand sich eindeutig im Nachteil. Er hatte sich im Gegensatz zu ihr vorbereitet. Ihr Plädoyer existierte nicht einmal in ihrem Kopf, aber er hatte vermutlich seit Längerem Indizien gesammelt.
    Henri zog das weiße Hemd über. Das blonde Haar kringelte sich im Nacken.
    Okay, Myriam liebte diesen Anblick. Aber nur, weil man den Nacken eines Mannes liebt, zieht man noch lange nicht zu ihm.
    Jetzt drehte er sich abrupt um. »Also, wie lautet deine Antwort?«
    Myriam schloss die Augen. Sie wünschte sich, sie wäre nicht schon wieder mit in seine Wohnung gekommen. Andererseits wusste sie schon gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal in ihrem eigenen Bett geschlafen hatte. Warum also schreckte sie davor zurück, mit ihm zusammenzuleben?
    Ganz einfach: Einziehen war leicht, aber ausziehen, verdammt, das war vergleichbar mit einem militärischen Rückzug. Sie müsste die Kapitulation erklären.
    Sie schlug die Bettdecke zur Seite.
    Herrgott, wo waren ihre Kleider?
    In seinem, in Henris Badezimmer, doch sollte sie jetzt nackt an ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher