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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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nicht.
    Myriam blieb stehen, um auf den Beamten direkt hinter ihr zu warten. »Meine Lampe ist ausgefallen.«
    »Nehmen Sie meine, ich habe noch eine zum Ersatz.«
    Er reichte ihr die Taschenlampe. Sobald sie sich wieder umwandte, sah sie Ron weiter vorne im Dunkeln abtauchen. Er sprach ins Funkgerät, doch Myriam wagte nicht, auf dem feuchten Boden schneller zu gehen, aus Angst, ihre Füße könnten den Weg nicht finden, würden ins Leere treten.
    Die Anspannung machte ihre Bewegungen fahrig und unsicher. Unwillkürlich griff ihre Hand an die kalte, raue Betonwand, um sich festzuhalten. Fast wäre ihr die Taschenlampe aus den klammen Fingern gerutscht.
    Erneut lagen 250 Schritte hinter ihr, als ein plötzlicher Knall sie zusammenschrecken ließ. Sie erstarrte, horchte auf das leiseste Zeichen. Ihr Herz hämmerte laut. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, schrak sie zusammen.
    »Warten Sie hier«, hörte sie den Beamten hinter sich flüstern. »Jemand hat geschossen.«
    Kurz darauf hörte Myriam einen zweiten Schuss. Sie brauchte keine Zeit, um sich zu entscheiden: Ein tiefer Atemzug, und Myriam rannte los. Der Lichtkegel der Taschenlampe sprang hoch und runter. Ihre Füße fanden den Weg allein, trotzdem stolperten sie ständig über Steine. Einmal drohte sie abzurutschen, doch sie fing sich sofort wieder, und nun ließen ihre Finger die Wand nicht mehr los. Bereits nach wenigen Sekunden brannte die aufgeschürfte Hand wie Feuer.
    Sie hatte nur das eine Bild vor Augen: Henri, wie er mit dem Gesicht nach unten auf den Gleisen lag. Und sie kannte die Antwort auf sein Ultimatum - sie hatte sich entschieden. Dass das in diesem Moment keine Rolle spielte, daran dachte sie nicht. Auch nicht an David, der für diesen Wahnsinn verantwortlich war, dessen verwirrter Verstand diese verschlungenen Gedanken hervorgebracht hatte, diese Spinnweben seiner Fantasie, die Szenarien entwarf - aus Eifersucht? Aus Rache? Oder das Schlimmste: Es gab keine Erklärung.
    Myriam stoppte, hob die Taschenlampe und versuchte etwas zu erkennen.Von vorne kamen Geräusche, Stimmen, aber undeutlich. Sie lauschte einige Minuten in der Dunkelheit, bis sie ohne nachzudenken laut nach Ron rief. Es hallte von den Wänden des Tunnels wider.
    Niemand antwortete ihr.
    »Ron, wo bist du?«, wiederholte sie.
    Von irgendwoher vernahm sie Schritte, die über Kies rannten.
    »Beweg dich nicht«, hörte sie Ron flüstern und spürte seine Hand auf ihrer Schulter.
    »Was ist los? Wer hat geschossen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Dann sah sie ein weiteres Licht an der gegenüberliegenden Wand des Tunnels aufblitzen. Einer der Polizeibeamten kam mit der Taschenlampe auf sie zu. »Was ist los?«
    »Auf der anderen Seite befindet sich jemand«, erwiderte Ron.
    »Bleiben Sie stehen«, erklang es plötzlich. »Kommen Sie nicht näher. Machen Sie die Taschenlampe aus!«
    Eine laute Stimme, jung zwar, aber entschieden. Weiter oben, ein gutes Stück von ihnen entfernt. Die Dunkelheit erschwerte die Orientierung.
    »David?«, rief Ron.
    »Mein Revolver liegt an der Schläfe Ihres Freundes. Ich werde abdrücken, wenn sie näher kommen.«
    »David! Sei nicht töricht! David!«, schrie Myriam.
    »Sei still!« Rons Hand legte sich auf ihren Mund.
    Sie stieß sie weg.
    Er packte sie fest an der Schulter. »Nimm dich zusammen!«
    Ron wartete einige Sekunden, dann fragte er laut mit ruhiger Stimme, während er sich weiter vorwärtsbewegte: »Was willst du?«
    »Lassen Sie mich meine Aufgabe zu Ende führen.«
    Sie sollte schweigen, brachte es aber nicht über sich, schrie erneut: »Henri?«
    »Wenn du nicht sofort... ich reiß dir den Arsch auf, wenn das hier vorbei ist«, hörte sie Ron leise fluchen.
    Sie versuchte sich zu beruhigen.Wenn es Henri war, den David in seiner Gewalt hatte, warum antwortete er nicht? Doch sie wagte nicht, länger nach ihm zu rufen.
    »Welche Aufgabe?«, fragte Ron und flüsterte gleichzeitig: »Myriam, gib mir die Taschenlampe.«
    »Ich brauche sie«, protestierte sie, als sie auch schon Rons Hand in ihrer fühlte und er ihr die Lampe entriss.
    Diese verdammte unerträgliche Stille. Myriam versuchte zu schätzen, wie weit David von ihnen entfernt war, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ron hielt die Taschenlampen nach unten gerichtet. Er wollte sich einen Überblick über die Umgebung verschaffen.
    »Licht aus!«, erklang erneut Davids Stimme. »Oder ich erschieße ihn. Es würde mir keinen Spaß machen, aber ich tue es!«
    Das
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