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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan.
Autoren: Rebecca Gablé
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wahrlich auf den Kopf.
    Es war ein bitterer Abschied. Alle, die in die Verbannung gingen, hatten das schöne Dorf am Fluss geliebt, denn sie hatten es erschaffen und mit ihrem Ideenreichtum und ihren Fertigkeiten gestaltet. Und sie alle ließen geliebte Menschen zurück.
    Candamir und Osmund hatten keine letzte Aussprache gesucht. Die Kluft war zu tief. Ehe die Versammlung sich auflöste, hatten sie einen letzten, finsteren Blick gewechselt, und das war alles. So erging es den meisten. Sie ließen Brüder, Schwestern, Kinder oder Eltern zurück, und keiner zweifelte daran, dass es ein Abschied für immer war. Doch nirgendwo gab es eine Versöhnung, gingen sie doch nur fort, weil sie sich mit den Anhängern der Gegenseite einfach nichts mehr zu sagen hatten. Weil es der einzige Weg schien, um einen Bruderkrieg zu vermeiden.
    Auch die Kinder und das Gesinde waren niedergedrückt, während sie das Geschirr und die Wandbehänge in die Truhen packten, den Hochsitz abbauten, die Ernte an Bord brachten und das Vieh zum Verladen bereitmachten. Seine Werkstatt räumte Candamir persönlich aus, wickelte seine schönsten Werkzeuge in ölgetränkte Tücher und verstaute sie in einer Kiste. Die zweite Garnitur ließ er Godwin da.
    Sie alle bewegten sich eigentümlich schleppend, als seien Hände und Füße unwillig, in die Tat umzusetzen, was der Verstand befahl. Niemand konnte sich vorstellen, wirklich von hier fortzugehen.
    »Wohin, Candamir?«, fragte Hacon, als sich die Verbannten am Abend vor dem Aufbruch in der Schmiede versammelten.
    Sein Bruder hob langsam die Schultern. »Ihr wisst so viel wie ich. Nach Süden, sagt mein Gefühl.«
    »Nach Süden?«, wiederholte Haldir skeptisch. »Dorthin, wo es erst vor ein paar Nächten Feuer geregnet hat?«
    Candamir schüttelte den Kopf. »An die Südküste Catans, meinte ich. Möglichst weit weg von hier und dem Leeren Land.«
    Harald gab ihm Recht. »Lasst uns südwärts fahren, bis wir die Berge sichten, von denen Berse gesprochen hat, und jenseits davon einen Ort suchen. An der Südostküste vielleicht. Dann liegen die Berge zwischen uns und allem, was wir zurücklassen. Wenn wir neu anfangen wollen, sollten wir auch wirklich alle alten Bande kappen, sonst mag sich herausstellen, dass alles umsonst war und es doch noch zum Krieg kommt.«
    »Dann führe du uns, Harald«, sagte Candamir. »Ich … bin zu ratlos.« Vielleicht auch zu mutlos. Die Vorstellung, noch einmal ganz von vorn anzufangen – Wälder zu roden, Häuser zu bauen, angstvoll auf die erste Ernte zu hoffen -, drohte ihn völlig zu lähmen. »Ich sehe nur Finsternis, wenn ich in die Zukunft schaue.«
    Seine Schwester trat hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Es ist die Trauer um deinen Ziehbruder, die deine Glieder und deinen Geist schwächt, aber das wird vergehen, Candamir, du wirst sehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Sie hat Recht«, murmelte der Schmied. Auch er war unglücklich über den endgültigen Bruch mit seinem Sohn und machte sich Vorwürfe, aber er wirkte gefasst. Und als er seinen jungen Schwager anschaute, schien der Blick zu sagen: Hast du denn immer noch nicht begriffen, wie das Leben sein kann? Was hast du erwartet?
    Candamir zuckte mit den Schultern und sagte nichts mehr.
    Die anderen berieten noch eine Weile, aber sie sprachen mehr über die Verteilung von Mensch und Vieh auf die Schiffe als über ihr Ziel, denn dies war Catan, und sie waren zuversichtlich, dass das Land reich und der Boden fruchtbar sein würde – ganz gleich, wo sie siedelten.
    Genau wie in Elasund verbrachte Candamir auch dieses Mal die letzte Nacht vor dem Aufbruch an Bord seines Schiffes. Solange noch ein Rest Tageslicht herrschte, kamen allenthalben Leute an Bord und brachten noch ein Fass Met oder einen Sack Korn, doch schließlich wurde es
    finster.
    Als Candamir endlich allein war, vergrub er den Kopf in den Armen und weinte. Es dauerte lange, denn er hatte allerhand zu beweinen. Es fühlte sich ungewohnt an, und die Tränen versickerten in seinem Bart und kitzelten ihn auf Wangen und Kinn, aber trotzdem fand er es schwer, wieder aufzuhören. Der Verlust seines Freundes und der Trümmerhaufen, vor dem er stand, ängstigten ihn. Und die Erkenntnis, dass er alles noch einmal genauso machen würde, dass er einfach nicht wusste, was er hätte besser machen können, war ein sehr schwacher Trost.
    Als er schließlich Siglinds leichten Schritt auf den Deckplanken hörte, fuhr er sich
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