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Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Titel: Die Sextherapie: Roman (German Edition)
Autoren: Amber Stevens
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dem Pub, wo sie sich nach der Arbeit oft einen genehmigten, auch keine interessanten Männer. Sie schwärmte für ihn und hatte im Laufe von zwei Jahren sicher siebenundfünfzig Flaschen Pinot Grigio bei ihm bestellt, ohne den Mut aufzubringen, ihn nach seinem Namen zu fragen. Wahrscheinlich war sie sowieso nicht sein Typ. In Brionys Zeitschrift hieß es nämlich, Südafrikaner würden auf Frauen stehen, die leidenschaftlich waren wie Wildkatzen und geschmeidig wie Springböcke. Shelley hingegen war eher schüchtern wie ein Springbock, und das einzig Wilde an ihr war ihre zerzauste schulterlange Haarmähne.
    »Du musst mal richtig durchgevögelt werden«, riss Briony sie aus ihren Tagträumen. »Gefickt, bis du furzt.«
    Shelley lief feuerrot an. »Briony!«, zischte sie.
    »Du hast sexuelle Komplexe und musst dich deinen Ängsten stellen.«
    »Ich habe keine sexuellen Komplexe«, empörte sich Shelley.
    »Doch, hast du«, beharrte Briony. »Hast du je daran gedacht, eine Therapie zu machen?«
    Shelley sah ihre Freundin finster an. »Schau auf meine Lippen, Briony. Ich. Brauche. Keine. Therapie! Wir haben dieses Thema schon öfter durchgekaut.«
    »Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen«, entgegnete Briony spitz.
    Wahrscheinlich hätte sie noch etwas hinzugefügt, wäre sie nicht von Sonia Bailey unterbrochen worden. Herrisch und strotzend vor Tatendrang, kam die Geschäftsführerin hereingerauscht.
    Bailey gehörte zu den Menschen – von denen es nach Shelleys Vermutung in jeder größeren Organisation einen gab -, deren größte Freude es war, schlechte Nachrichten zu überbringen. Als sie das glückliche Funkeln in Baileys Augen bemerkte, wurde ihr ganz flau im Magen. »Totes Holz herausschneiden und unrentable Geschäftszweige abstoßen« waren Baileys Spezialgebiete, auch wenn sie keine Ahnung vom Tagesablauf in einer Zeitschriftenredaktion hatte. Briony vertrat die These, ihre einzige sexuelle Befriedigung sei es, Mitarbeiter an die frische Luft zu setzen.
    Bailey räusperte sich, damit ihr auch alle aufmerksam zuhörten, was völlig überflüssig war, denn sämtliche Redakteurinnen musterten sie ohnehin in banger Erwartung und fragten sich, ob wohl noch Zeit war, die Familienfotos von den Schreibtischen zu räumen, bevor man sie zum Aufzug scheuchte. In der vergangenen Woche hatte Shelley sicherheitshalber ihren Arbeitsvertrag studiert. »Ein Wochengehalt für jedes Jahr, das ich hier tätig war, plus einen Monat Kündigungsfrist, plus Entschädigung für nicht genutzte Urlaubstage...«
    »Also, Leute«, begann Bailey. »Ich habe schlechte Nachrichten. Kate Hurley ist mit sofortiger Wirkung in den Vorruhestand gegangen. Der Vorstand von West End Magazines war darüber zwar sehr betrübt...«
    Briony schnaubte, schaffte es aber, das Geräusch als Husten zu tarnen.
    »... doch wir mussten uns mit ihrer Entscheidung abfinden. In den letzten fünfundzwanzig Jahren wären diese Zeitschrift und West End Magazines ohne Kates Beitrag nicht zu denken gewesen, aber...«, Baileys Augen wurden schmaler, »... die Leserschaft von Frau mit Herz schrumpft seit einiger Zeit drastisch, und die finanziellen Verluste für unsere Verlagsgruppe werden von Monat zu Monat und Jahr zu Jahr größer.«
    Shelley stellte fest, dass Baileys Atem während des Vortrags immer schneller geworden war. Inzwischen keuchte sie fast.
    »Seit unseren Spitzenzeiten mit fast einer Million Exemplaren im Jahr 1986 ist die Auflagenhöhe auf unter siebzigtausend gesunken, die kostenlosen Werbeexemplare mitgerechnet. Die Zeitschrift erreicht ihre Zielgruppe nicht mehr, hat kein klares Profil und schreibt rote Zahlen.«
    Sie holte tief Luft und machte eine dramatische Pause. Ihre Wangen waren leicht gerötet.
    »Deshalb lohnt sich die Zeitschrift nicht mehr, und unsere Verlagsgruppe kann sie nicht länger tragen.« Als sie sich dem Höhepunkt ihres Vortrags näherte, waren ihre Augen geschlossen. »Darum haben wir den Beschluss gefasst...« Sie hielt noch einmal inne, wie um den Orgasmus hinauszuzögern, und schlug die Augen wieder auf. Erstaunt stellte Shelley fest, dass das Funkeln verschwunden war. Bailey wirkte enttäuscht, als hätte man sie um etwas betrogen. Offenbar kam jetzt der Teil der Rede, den sie sich lieber erspart hätte.
    »... dem Blatt ein neues Gesicht zu geben und es einer radikalen Verjüngungskur zu unterziehen. Frau mit Herz bekommt eine letzte Chance, sich zu verändern.«
    Bailey griff nach dem Telefon auf dem
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