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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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Jugendliebe. Hoheiten jubelten ihr zu, und sie verkehrte in königlichen Palästen. Alles, was er ihr hier bieten konnte, war ein Haus in den Wäldern und einen schlecht erzogenen Hund.
    Aber niemand würde sie je so lieben wie er. Wie er sie schon sein ganzes Leben lang geliebt hatte. Und sollte er sie je wieder in die Finger kriegen, dann würde sie das zu hören bekommen. Die Ohren würden ihr so klingen, dass sie anschließend einen Ohrenarzt brauchen würde.
    „Halt’s Maul!“, fuhr er Kong an, der ihn bellend umkreiste. Brady keuchte, während er mit dem Ball auf den Korb zulief. Er war außer Atem, außer Form. Der Ball sprang von der Korbkante ab und fiel zu Boden. Und Pech hatte er obendrein auch noch.
    Er drehte sich um, erwischte den Ball noch – und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    Da stand sie vor ihm, in winzigen Shorts und einer frechen Bluse, die sie unter der Brust verknotet hatte. Sie hatte eine Flasche Limo in der Hand und ein laszives Lächeln im Gesicht.
    Er wischte sich den Schweiß aus den Augen. Die Hitze, seine miserable Laune und der Umstand, dass er zwei Nächte nicht geschlafen hatte, konnten durchaus zu Halluzinationen führen. Blieb ihm denn gar nichts erspart?
    „Hallo, Brady.“ Obwohl ihr Herz wie ein Schmiedehammer pochte, gelang es ihr, ihre Stimme kühl und ein bisschen arrogant klingen zu lassen. „Du bist schrecklich erhitzt.“ Ohne den Blick von ihm zu wenden, nahm sie einen langen Schluck aus der Flasche, fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe und hielt ihm dann die Flasche hin. „Willst du einen Schluck?“
    Hatte er jetzt endgültig den Verstand verloren? Er war nicht mehr achtzehn. Aber er konnte sie riechen, ihren unverwechselbaren Duft spüren, und er spürte den harten Gummi des Balles in seinen Handflächen und den Schweiß, der ihm über Brust und Rücken lief. Vanessa beugte sich nieder, um den Hund zu streicheln. Dabei warf sie das Haar zurück und streifte ihn mit einem herausfordernd lächelnden Blick.
    „Netter Hund.“
    „Was, zum Teufel, tust du hier?“
    „Ich gehe spazieren.“ Sie richtete sich wieder auf, setzte die Flasche an die Lippen und leerte sie. Dann warf sie sie in einen Abfallkorb. „Du warst schon besser im Basketball“, sagte sie beiläufig. Dann machte sie ihren Schmollmund. „Willst du mich denn gar nicht packen?“
    „Nein.“ Denn er war sich nicht sicher, ob er sie küssen oder schütteln würde.
    „Oh.“ Vanessa spürte, wie ihre Zuversicht dahinschmolz. „Heißt das, du willst mich nicht mehr?“
    „Zum Teufel mit dir, Vanessa!“
    Sie wandte sich ab, damit er ihre aufsteigenden Tränen nicht sah. Dies war nicht der Augenblick für Tränen. Oder für Stolz. Ihr kleines Spielchen, mit dem sie an seine nostalgische Ader rühren wollte, war offensichtlich ein Fehler gewesen. „Du hast das Recht, böse zu sein.“
    „Böse?“ Er warf den Ball weg, dem Kong begeistert nachsetzte. „Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Was für ein Spiel spielst du jetzt wieder mit mir?“
    „Es ist kein Spiel.“ Sie sah ihn aus feucht schimmernden Augen an. „Es war nie ein Spiel. Ich liebe dich, Brady.“
    Er wusste nicht, was er davon halten sollte. „Du hast dir verdammt viel Zeit gelassen, um mir das zu sagen.“
    „Ich habe mir so viel Zeit gelassen, wie ich brauchte. Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe.“ Ihre Kehle war so eng, dass sie kaum atmen konnte. „Wenn du mir etwas zu sagen hast … ich werde zu Hause sein.“
    Er packte ihren Arm. „Geh nicht einfach wieder weg. Geh nie wieder so weg.“
    „Ich will mich nicht mit dir streiten.“
    „Ach nein? Du kommst einfach so daher und raubst mir meine Ruhe. Du erwartest von mir, dass ich die Dinge so weiterlaufen lasse. Dass ich in allem, was ich möchte und brauche, zurückstecke. Dass ich dich immer wieder ziehen lasse, wenn es dir passt, ohne ein Versprechen, ohne Zukunft. Aber das will ich nicht. Von jetzt an heißt es alles oder nichts, Vanessa.“
    „Hör mir doch zu …“
    „Den Teufel werde ich.“ Er riss sie an sich, brutal und rücksichtslos. In seinem Kuss lag keine Zärtlichkeit. Er war wie eine Bestrafung. Vanessa wehrte sich gegen die gewaltsame Umarmung, aber seine Muskeln waren wie Stahl. Die Heftigkeit und Maßlosigkeit seines Ausbruchs faszinierte und erschreckte sie gleichermaßen.
    Als er sie schließlich losließ, rang sie nach Atem. Sie hätte ihn geschlagen, wenn sie nicht die dumpfe Verzweiflung in seinen Augen
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