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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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gesehen hätte.
    „Geh fort, Vanessa“, sagte er gepresst. „Lass mich in Ruhe.“
    „Brady.“
    „Geh fort!“, fuhr er sie an, die Augen dunkel vor Zorn. „Ich habe mich gar nicht so sehr verändert, wie du glaubst.“
    „Ich auch nicht.“ Sie baute sich vor ihm auf. „Wenn du mit deinem blöden Macho-Gehabe fertig bist, habe ich dir etwas zu sagen.“
    „Nur zu. Ich gehe inzwischen in den Schatten.“ Er wandte sich ab, schnappte sich im Vorbeigehen sein Handtuch und rubbelte sich den Kopf ab.
    Sie stürmte ihm nach. „Du bist noch genauso unmöglich wie früher, Brady Tucker.“
    Er streifte sie mit einem verachtungsvollen Blick und ließ sich im Schatten einer Eiche nieder. „Und?“
    „Und deshalb wundert es mich, dass ich mich überhaupt in dich verliebt habe. Noch dazu zweimal.“ Sie atmete tief ein. Dies lief nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Sie musste es noch einmal versuchen. „Es tut mir leid, dass ich dir meinen Standpunkt vor meiner Abreise nicht richtig erklären konnte.“
    „Du hast es sehr gut erklärt. Du willst keine Hausfrau sein.“
    Sie biss sich auf die Lippe. „Ich glaube, ich sagte, dass ich nicht weiß, wie man einen Haushalt führt, und dass ich nicht sicher bin, ob ich es überhaupt lernen möchte. Das leuchtende Beispiel für mich war meine Mutter, und sie war verdammt unglücklich. Ich fühlte mich verunsichert und unfähig.“
    „Wegen eines Thunfischauflaufs?“
    „Nein, verdammt, nicht deswegen. Weil ich nicht wusste, ob ich es fertigbringe, die Aufgaben einer Frau, einer Hausfrau und Mutter und die einer Musikerin unter einen Hut zu bringen. Ich war mir über die einzelnen Definitionen einfach noch nicht im Klaren. Im Grunde war ich überhaupt noch nichts von allem.“
    „Du warst eine Frau und Musikerin.“
    „Ich war meines Vaters Tochter. Bevor ich nach Hyattown zurückkam, bin ich nie etwas anderes gewesen.“ Erregt ließ sie sich neben ihm ins Gras fallen. „Ich trat auf Befehl auf, Brady. Ich spielte die Musik, die er auswählte, ging, wohin er mich schickte. Und ich fühlte, wie er wollte, dass ich fühlte.“
    Sie seufzte tief auf und ließ den Blick in die Ferne schweifen. „Ich kann ihm daraus nicht mal einen Vorwurf machen. Das will ich auch gar nicht. Du hattest recht, als du sagtest, dass ich nie gegen ihn aufbegehrt habe. Das war mein Fehler. Wenn ich es getan hätte, wäre vieles vielleicht anders verlaufen, aber das werde ich nie wissen.“
    „Vanessa …“
    „Nein, lass mich zu Ende reden, bitte. Ich habe mich so intensiv damit beschäftigt.“ Sie spürte, dass er noch immer zornig war, doch sie sah einen kleinen Hoffnungsschimmer darin, dass er ihre Hand nicht wegschob, als sie sie auf seine legte. „Meine Rückkehr nach Hyattown war das Erste, was ich seit zwölf Jahren ganz allein unternommen hatte, aber im Grunde hatte ich nicht einmal dabei eine Wahl. Ich musste zurückkommen. Es war noch so vieles unerledigt.“ Sie sah ihn an und lächelte. „Ich hatte nicht erwartet, dass auch du dazugehörst, und als es sich dann herausstellte, hat es alles noch mehr kompliziert.“
    Gedankenverloren riss sie einen Grashalm ab. „Oh ja, ich wollte dich. Selbst wenn ich wütend auf dich war, wollte ich dich. Ich glaube, gerade darin lag das Problem. Ich konnte nicht klar denken, wenn du in der Nähe warst. Ich glaube, das konnte ich nie. Als du dann vom Heiraten sprachst, wurde mir klar, dass es nicht genügt, einfach nur zu wollen. Einfach nur zu nehmen.“
    „Du hast nicht nur genommen.“
    „Ich hoffe nicht. Ich wollte dir nicht wehtun. Kann sein, ich wollte dich zu sehr schonen. Ich wusste, dass du es missbilligen würdest, dass ich in Cordina auftreten wollte.“
    Er war jetzt wieder ruhig. „Ich würde nie von dir verlangen, deine Musik aufzugeben, Vanessa. Oder deine Karriere.“
    „Nein, das weiß ich.“ Sie stand auf und trat hinaus in die Sonne. Er folgte ihr. „Aber ich hatte Angst, dass ich dir zuliebe alles aufgeben würde. Und wenn ich das täte, wäre ich nicht mehr ich, Brady.“
    „Ich liebe dich so, wie du bist, Vanessa.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Der Rest sind nur Bagatellen.“
    „Nein.“ Sie sah ihn an, und in ihrem Blick lag eine leidenschaftliche Intensität. „Erst als ich wieder fort war, wurde mir klar, worauf ich verzichte und wohin ich steure. Mein Leben lang wurde mir befohlen, was ich zu tun hatte. Entscheidungen wurden für mich getroffen. Ich hatte nie eine Wahl. Aber
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