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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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hätten Sie es getan?“
    „Ja. Aber es wäre mir schwergefallen. Erwartet dieser Mann von Ihnen, dass Sie etwas aufgeben, das Ihnen wichtig ist?“
    „Nein, er erwartet überhaupt nichts von mir … und doch erwartet er alles.“
    Gabriella lächelte wieder. „Darin sind die Männer ja auch ganz groß.“
    „Ich habe Dinge über meine Vergangenheit und meine Familie erfahren, die mir sehr zu schaffen machen. Ich bin nicht sicher, ob ich diesem Mann das geben kann, was er von mir erwartet. Ich habe Angst, am Ende ihn und mich selbst bei diesem Handel zu betrügen.“
    Gabriella schwieg einen Augenblick. „Sie kennen meine Geschichte. Sie ging ja durch alle Zeitungen. Nachdem ich gekidnappt worden war und mein Gedächtnis verloren hatte, schaute ich in das Gesicht meines Vaters und erkannte ihn nicht. Ich schaute meinen Bruder an und sah einen Fremden. So schlimm es für mich auch war, für sie war es noch schlimmer. Aber ich musste mich wieder finden, und das ist nicht leicht. Ich bin nicht besonders geduldig und zurückhaltend.“
    Vanessa lächelte unwillkürlich. „Man erzählt sich so allerlei.“
    Lachend griff Gabriella nach ihrem Glas und trank einen Schluck. „Schließlich fand ich mein Gedächtnis wieder. Ich erkannte auch meine Familie, seltsamerweise war alles anders. Es ist nicht leicht zu erklären, aber als ich sie wieder erkannte, als ich sie wieder liebte, sah ich sie mit ganz anderen Augen. Ihre Fehler und Schwächen, an denen ich mich früher oft gerieben hatte, waren nicht mehr von Bedeutung.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Vergangenheit vergessen hatten?“
    Sie schüttelte den Kopf, dass ihre Brillantohrringe klimperten. „Oh nein, nicht vergessen. Man kann die Vergangenheit nicht vergessen. Aber ich sah sie nun mit anderen Augen. Und plötzlich fiel es mir auch gar nicht mehr schwer, mich zu verlieben.“
    „Ihr Mann hat großes Glück gehabt.“
    „Ja, das sage ich ihm gelegentlich.“ Sie erhob sich. „Ich glaube, ich lasse Sie jetzt lieber allein, damit Sie sich bereit machen können.“
    „Danke.“
    An der Tür blieb Gabriella noch einmal stehen. „Wenn ich das nächste Mal in Amerika bin … vielleicht laden Sie mich dann einmal ein.“
    „Mit dem größten Vergnügen.“
    „Werde ich dann diesen Mann kennenlernen?“
    „Ja.“ Vanessa lachte froh. „Ich denke, das werden Sie.“
    Als sich die Tür hinter Gabriella schloss, blieb Vanessa noch eine Weile sitzen. Langsam wandte sie den Kopf, bis sie sich im Spiegel sehen konnte. Sie sah dunkelgrüne Augen, einen sorgfältig geschminkten Mund und eine Mähne rotbraunen Haares. Sie sah eine Musikerin … und eine Frau.
    „Vanessa Saxton“, murmelte sie und lächelte leise. Plötzlich wusste sie, weshalb sie da war, weshalb sie gleich auf die Bühne gehen würde. Und weshalb sie anschließend nach Hause fliegen würde.
    Nach Hause.
    Es war viel zu heiß, um Basketball zu spielen, ganz besonders für einen dreißigjährigen Spinner. Das sagte sich Brady unentwegt, während er ein ums andere Mal den Ball durch den Korb warf.
    Obwohl die Kinder Sommerferien hatten, hatte er den Sportplatz ganz für sich allein. Offensichtlich hatten Kinder mehr Verstand als ein liebeskranker Doktor.
    Obwohl das Thermometer in schwindelnde Höhen geklettert war und die Luftfeuchtigkeit ihm nicht nachstand, hielt Brady es immer noch für besser, draußen in der Sonne zu schwitzen, als allein im Haus zu brüten.
    Warum, zum Teufel, hatte er sich eigentlich freigenommen?
    Er brauchte seine Arbeit. Er brauchte etwas, um seine Stunden zu füllen.
    Er brauchte Vanessa.
    Nein, das war etwas, worüber er hinwegkommen musste. Er dribbelte auf den Korb zu und warf. Der Ball rutschte über den Rand und fiel dann durch.
    Brady hatte Bilder von Vanessa gesehen. Sie waren im Fernsehen gekommen und durch alle Zeitungen gegangen. Die ganze Stadt sprach seit zwei Tagen von nichts anderem.
    Er wünschte, er hätte sich die Bilder nicht angeschaut. Vanessa in diesem schillernden weißen Kleid und dem glänzenden Haar, das ihr über den Rücken fiel. Ihre wunderbaren Hände, die über die Tasten glitten, sie streichelten und ihnen unglaublich schöne Musik entlockten. Ihre Musik. Es war die Komposition, die sie damals gespielt hatte, als sie auf ihn wartete.
    Ihre Komposition. Sie hatte sie beendet.
    So wie sie ihre Beziehung zu ihm beendet hatte.
    Wie konnte er auch erwarten, dass sie in so ein verschlafenes Nest zurückkam? Zurück zu ihrer
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