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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2
Autoren: Celia Friedman
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»Ein solcher Auftrag ist aller Ehren wert.«
    Der Erzprotektor zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sonst hört man andere Töne von dir.«
    »Wir alle haben in den letzten Wochen viel über uns selbst gelernt. Manche dieser Lektionen waren … überraschend.«
    »Aha.« Ein Schatten ging über das Gesicht des Erzprotektors. »Ich dachte, als Büßer müsstest du dich durch das Geschehen bestätigt fühlen. Die Mythen über die alten Götter erweisen sich als trügerische Hirngespinste, die geheimnisvolle ›Gabe der Lyr ‹ ist nur eine natürliche Widerstandskraft gegen die Macht der Seelenfresser. Nützlich, gewiss, aber in keiner Weise übernatürlich.«
    Salvator senkte die Stimme. »Ganz im Gegenteil. Erst darin wird die Hand des Schöpfers offenbar. Hat nicht er die Menschheit geschaffen, mit all den Begabungen und Neigungen, die uns erst zu wahren Menschen machen? Wenn ja, dann hat er uns auch diese Immunität eingepflanzt, wohl wissend, dass wir sie dereinst brauchen würden. Durch den Beweis, dass die Lyr -Gabe eine natürliche Kraft ist – untrennbar verbunden mit der Erschaffung der Menschheit –, hast du im Grunde nur bestätigt, dass sie ein Gottesgeschenk ist.« Er hielt inne. »Aber was ist mit deinen Untertanen? Wie finden sie sich damit ab?«
    Keirdwyn zuckte steif die Achseln. »Die meisten haben nur Bruchstücke von Gwynofars Visionen aufgefangen und warten nun darauf, dass die Priester eine gewisse Ordnung in das Chaos bringen. Wie sich alles weiterentwickelt, weiß ich nicht. An unserer Aufgabe ändert sich sicherlich nichts, und wenn die Seelenfresser zurückkehren, werden wir wohl kaum Zeit haben, uns über andere Dinge den Kopf zu zerbrechen: Was mich angeht …« Er biss sich auf die Unterlippe. »Ich frage mich, ob die Blutlinien der Lyr so sorgfältig bewahrt worden wären, wenn wir die Wahrheit von Anfang an gekannt hätten. Die Mythen haben über all die Jahrhunderte dafür gesorgt, dass wir uns an unseren Auftrag gebunden fühlten. Dass wir die Speere instand hielten, die Überlieferungen hüteten und die Gabe im Blut der sieben großen Familien rein erhielten … im Dienst seiner Götter tut der Mensch Dinge, zu denen er aus eigenem Antrieb niemals bereit wäre. Folglich könnten die Mythen, an die wir glaubten, von vornherein im Plan der Götter enthalten gewesen sein, um zu verhindern, dass wir in unserem Eifer erlahmten. Auszuschließen ist es nicht.«
    Colivar konnte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen. »Und was ist mit den Magistern? Welche Rolle spielen wir bei alledem?«
    Salvators Miene war eisig. »Im Lichte dessen, was uns soeben offenbart wurde, finde ich es bemerkenswert, dass es nie einen Magister mit Lyr -Blut gab. Wenn wir herausfinden, warum das so ist, könnten wir Euch vielleicht die gebührende Antwort geben.«
    Das ist kein großes Geheimnis , dachte Colivar spöttisch. Die Lyr haben eine klar umrissene Aufgabe. Ein Magister hat nur ein Ziel: sein eigenes Überleben zu sichern. Zwei Weltanschauungen, die sich nicht vereinbaren lassen.
    »Dann hast du dich mit deinem Erbe ausgesöhnt?«, fragte der Erzprotektor seinen Enkel.
    »Ja. Ich hatte …« Er schaute zu den drei Magistern hinüber, als überlegte er, ob er dieses Gespräch wirklich in ihrer Gegenwart führen sollte. Endlich nickte er grimmig und wandte sich wieder an Keirdwyn. »Ich hatte einen Traum, während unsere Streitkräfte sich sammelten. Damals schien er mir ziemlich eindeutig. Doch jetzt, nach Gwynofars Visionen, bin ich nicht mehr so sicher.«
    »Der Traum mit der Hexenkönigin?«
    Salvator nickte beklommen.
    »Du sagtest, sie wollte dich überreden, deine Truppen aus dem Norden zurückzuziehen.«
    »Richtig. Die politische Logik schien mir damals klar, deshalb hinterfragte ich sie nicht weiter. Doch sie versuchte, die Botschaft mit Hexerei überzeugender zu machen. Und das gelang ihr nicht. Ich würde mir ihr Scheitern gern als Verdienst anrechnen und behaupten, meine Seele sei gegen solche Angriffe so gut geschützt, dass die Hexenkönigin nicht weiterkam. Aber in Anbetracht der Offenbarungen des Dämmerthrons muss ich diese Behauptung infrage stellen. Besonders …« Er zögerte. »Ganz am Ende des Traums erlebte ich, wie sie sich veränderte. Ihre Augen wurden schwarz und vielfach gegliedert. Ich glaubte auch, Schwingen zu sehen. Solche Bilder tauchen in Albträumen häufig auf. Aber ich frage mich doch, ob sie in diesem Fall nicht eine besondere Bedeutung hatten.«
    Colivar wich
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