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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2
Autoren: Celia Friedman
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der beste Zeitpunkt dafür.«
    »Er braucht mich an seiner Seite …«
    »Eure Anwesenheit kann ihn nicht vor den Folgen seiner eigenen Torheit bewahren.« Ramirus sprach jetzt im strengen Ton eines Vaters, der ein geliebtes Kind ermahnte. »Was wird geschehen, wenn ein Fürst, der Danton nur gezwungenermaßen Gefolgschaft leistete, beschließt, nicht mehr unter der Führung des Hauses Aurelius stehen zu wollen? Solche Männer haben nämlich eigene Magister. Und nun haben sie freie Hand. Kein Gesetz schreibt ihnen vor, was sie Eurem Sohn antun dürfen und was nicht. Begreift Ihr, was das bedeutet?« Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Ein einziges Wort vom Magister eines feindlichen Herrschers, und der ganze Palast könnte über ihm zusammenbrechen. Oder die Erde könnte sich auftun und ihn und sein gesamtes Haus verschlingen. Es ist nur eine Frage der Zeit, Majestät. So leid es mir tut, das ist die Wahrheit. Und ich zöge es vor, wenn Ihr dann nicht hier wäret, um sein Schicksal zu teilen.«
    Sie umklammerte mit beiden Händen die Brüstung und kämpfte ihre Gefühle nieder … oder suchte sie zumindest vor Ramirus zu verbergen. Es muss einen Weg geben , dachte sie verzweifelt. Alle Diskussionen, die sie seit Dantons Todesnacht mit sich selbst geführt hatte, rasten ihr nun abermals durch den Kopf. Welchen anderen Weg hätte sie einschlagen können? Dantons Großkönigtum war ein zerbrechliches Gebilde, das mit einer einzigen falschen Bewegung zum Einsturz gebracht werden konnte. Und jetzt hatte es den Anschein, als würde der geeignetste Erbe nicht lange genug am Leben bleiben, um seine Aufgabe zu erfüllen.
    Und dann wurde ihr schlagartig klar, was sie zu tun hatte.
    »Schließt Euren Kontrakt mit mir«, sagte sie, drehte sich um und richtete sich zu voller Größe auf. Ihr Stolz verlieh ihren Worten Kraft. »Ich bin die Königinmutter des Hauses Aurelius. Schließt Euren Kontrakt mit mir.«
    Ramirus schien es die Sprache verschlagen zu haben. »Das ist …« Er zögerte, suchte nach dem rechten Wort. »… gegen alle Regeln. Vorsichtig ausgedrückt.«
    »Das gilt auch für die Seelenfresser und die Magister, die ihnen dienen. Und für ein Königshaus, das in einer einzigen Nacht drei Könige verliert. Und …« Sie wies auf die schwarze Ödnis unterhalb des Palastes. Ihr weiter Seidenärmel flatterte im Wind. »… für all dies.«
    »Und wie wird Salvator es aufnehmen, wenn Ihr ihm sagt, was Ihr getan habt? Dass Ihr seinem Willen getrotzt und den Zorn dieses Zerstörers herausgefordert habt, den er so sehr verehrt.«
    »Ich werde es ihm nicht sagen. Es bleibt unser Geheimnis.«
    »Es kann kein Geheimnis bleiben«, widersprach er. »Jedenfalls nicht, wenn ich Eure Familie schützen soll.«
    »Dann lasst unter den Magistern lediglich verbreiten, dass ein Kontrakt mit dem Hause Aurelius geschlossen wurde. Mehr nicht. Müssen sie denn alle Einzelheiten kennen? Allein die Tatsache, dass ein Kontrakt existiert, sollte doch andere Magister daran hindern, zum Schlag gegen meine Familie auszuholen. Lautet so nicht Euer Gesetz?«
    »Ja.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Das Gesetz lautet so …«
    »Und damit wäre auch Salvator als mein Sohn geschützt, richtig?«
    »Majestät …« Seine Augen waren hart und kalt, aber das musste kein schlechtes Zeichen sein; sie kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er seine Gefühle gerade dann am sorgfältigsten versteckte, wenn sie am stärksten waren. »Und was wollt Ihr mir als Gegenleistung für dieses … Geheimbündnis anbieten? Wer sich von unseresgleichen in den Dienst eines Königshauses stellt, tut das nicht aus Liebe zur Knechtschaft, sondern weil er sich etwas davon verspricht. Etwa die Möglichkeit, an der Schaffung und Erhaltung großer Nationen mitzuwirken oder am Ansehen und am Nachruhm des jeweiligen Herrn teilzuhaben. Das wäre durch einen Geheimkontrakt nicht sicherzustellen. Was also habt Ihr mir stattdessen zu bieten?«
    »Ihr wollt ein Angebot, Ramirus?« Sie trat einen Schritt näher an den Magister heran; zwischen ihnen knisterte die Luft. Trat etwa die Magie ihres Blutes wieder zutage? Seit jener Nacht, als der Seelenfresser umgekommen war, fragte sie sich, wo ihre Grenzen lägen. »Ich biete Euch etwas, das Ihr mehr ersehnt als alles andere. Euch geht es weder um Reichtum noch um Ansehen oder irdische Macht. Ich weiß, was Ihr wirklich begehrt.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern von unwiderstehlicher Intimität. »Im Blut der
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