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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2
Autoren: Celia Friedman
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sie ergaben kein Bild. Kostas hatte einem Seelenfresser gedient. Seelenfresser nährten sich von Lebewesen. Was hätte diese radikale Verwüstung dem falschen Magister oder seinem Herrn eingebracht? Ihr eigenes Unbehagen – so sehr er sich daran erfreute – konnte allein noch keine Rechtfertigung für seine Tat sein.
    Irgendwo fehlte noch ein Steinchen. Alle Instinkte ihrer Lyr -Seele versicherten ihr, es sei wichtig. Sie müsse es finden.
    »Majestät?«
    Eine vertraute Stimme, eine Stimme aus besseren Zeiten. Das Herz tat ihr weh, als sie sich dem Sprecher zuwandte. Ich wünschte, alles könnte wieder werden wie vor einem Jahr , dachte sie. Warum mussten uns die Götter einer so grausamen Prüfung unterwerfen? »Ramirus.«
    Der greise Magister neigte leicht den Kopf. Der Abendwind fuhr ihm durch den wallenden weißen Bart. »Ich habe Euch versprochen zu kommen.«
    Sie seufzte schwer und fand zunächst keine Worte.
    »Das Gespräch lief nicht gut, nehme ich an?«
    Sie schaute noch einmal über die Landschaft. »Er gedenkt, seine Krönung hier stattfinden zu lassen, Ramirus. Dantons zerstörter Wald soll Menschen wie Monarchen daran erinnern, dass das Leben vergänglich ist und dieselben Götter, die einst die Erde schufen, sie auch zerstören können.«
    »Ach ja. Das Credo der Büßermönche. Eine eigenartige Tradition.« Er stellte sich neben sie an die Mauer und blickte ebenfalls auf das Land. »Es war eine befremdliche Entscheidung, ihn zu Dantons Nachfolger zu erwählen.«
    Sie sprach erst, als sie sicher war, ihre Gefühle im Griff zu haben. »Im Grunde blieb mir gar kein anderer Ausweg.«
    »Ihr hättet ihn im Kloster lassen können. Dort hätte er sein Leben lang vergnügt seine Litaneien gesungen und der Freude am weiblichen Geschlecht entsagt, ohne die irdische Macht jemals zu vermissen.«
    »Mag sein.« Sie nickte. »Aber vielleicht hätte er auch ein paar Jahre zugesehen, wie sein jüngerer Bruder herrschte, um dann zu entdecken, dass Leben mehr zu bieten haben könnte als Askese und Kasteiung … und dann hätte er sich womöglich betrogen gefühlt, sein Geburtsrecht eingefordert und damit das Großkönigtum gespalten.« Gwynofar seufzte. »Mit der Aufforderung, sein Erbe anzutreten, wollte ich ihn auf die Probe stellen. Hätte er nicht genau so geantwortet, wie er es tat, so hätte ich meinen vierten Sohn auf den Thron gesetzt und Salvator seinem sonderbaren Gott mit den zwei Gesichtern überlassen. Aber Dantons Blut fließt stark in den Adern meines Zweitgeborenen. So stark, dass er, als ihn der Ruf zur Macht ereilte, seinem Gelübde und seinem Glauben entsagte und ohne Zögern gehorchte. Glaubt Ihr wirklich, ein solcher Mann wäre sein ganzes Leben lang still im Hintergrund geblieben? Glaubt Ihr, Valemar hätte die Kraft besessen, ihn niederzuhalten?«
    »Möglicherweise wäre es besser gewesen, wenn eine Frau den Thron für sich beansprucht hätte.«
    Sie sah ihn scharf an.
    »Im Norden ist das nicht ohne Beispiel«, bemerkte er.
    »Aber wir sind hier nicht im Norden. Meint Ihr nicht, dass ein beachtlicher Teil von Dantons Vasallenfürsten sofort aufbegehren würde, wenn ich ihnen diesen Vorwand lieferte? Ich bin nicht von hier; das werden sie nicht vergessen. Und hinter meinem Rücken munkelt man, ich sei eine Schneehexe, ein Wechselbalg oder …« Sie lachte kurz auf. »Inzwischen habe ich sogar den Überblick über die Gerüchte verloren. Während Salvator …«
    Sie verstummte und schloss kurz die Augen.
    »Ihr habt ihm nahegelegt, sich einen Magister zu wählen«, sagte Ramirus. Eine Frage.
    Sie nickte.
    »Er hat abgelehnt, nicht wahr?«
    »Nun, er sagte, sein Gott würde das nicht gestatten. Wenn er diese Art von Macht bräuchte, würde er sich an Hexen und Hexer halten.«
    »Ich hatte Euch gewarnt, dass es so kommen könnte.«
    »Ja.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Das habt Ihr.«
    »Und was nun?«
    Sie zuckte verkrampft die Schultern. »Wir machen weiter wie bisher. Ich versuche, aus dem, was mir die Götter an Karten in die Hand gegeben haben, das Beste zu machen. Wie ich es immer getan habe.«
    Er nickte knapp. »Dann solltet Ihr von hier fortgehen, Majestät. Sobald das Protokoll es gestattet.«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Ich werde ihn nicht im Stich lassen.«
    »Ihr würdet ihn nicht im Stich lassen. Ihr würdet nur … auf Reisen gehen. Eure Eltern besuchen. Oder Eure Töchter. Wie oft habt Ihr mir gesagt, dass Ihr Euch wünscht, sie häufiger sehen zu können. Dies ist
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