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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle
Autoren: Stephen R. Lawhead
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nach dem vierten Klingelton abgenommen. »Hallo, hier ist Tony.«
    »Dad?«
    »Cassie? Bist du das? Was ist los?«
    »Ja, ich bin’s. Muss irgendetwas los sein, wenn eine Tochter ihren Vater anruft?«
    »Nein, nein – keineswegs, Liebling«, erwiderte er rasch. »Es ist nur … Weißt du, wie viel Uhr es ist?«
    »Äh …« Cass hielt inne. »Ist es etwa spät? Tut mir leid, ich hab den Zeitunterschied vergessen.«
    »Kein Problem, Schatz. Ich bin froh, dass du mich angerufen hast. Was gibt’s?«
    »Nichts. Es tut mir leid. Leg dich wieder schlafen. Alles ist in Ordnung. Ich werde dich ein anderes Mal wieder anrufen.«
    »Cassandra«, sagte ihr Vater in einem Tonfall, den er für gewöhnlich anschlug, wenn er ein ernstes Gespräch führen wollte. »Was gibt’s? Ich möchte dir helfen.«
    Sie holte tief Luft. »Dad, hattest du jemals einen dieser Tage, an dem die ganze Welt auf den Kopf gestellt wurde?«
    »Natürlich, mein Herzstück. Das ist mir erst letzten Donnerstag passiert.«
    Cass konnte hören, wie er sich durch das Zimmer bewegte und sich dann in seinem großen Ledersessel niederließ.
    »Also erzähl mir davon. Was hat deine Welt auf den Kopf gestellt?«
    »Nicht bloß meine Welt, Dad«, betonte Cass. »Die Welt von jedem. Genau genommen ist das ganze Universum aus den Angeln gehoben oder unterbrochen worden, oder … Ich weiß nicht, was es gewesen ist. Es ist bloß so sonderbar. Es ist unerklärlich.«
    »Nun …« Sein Lachen war ein beschwichtigendes Geräusch, sanft und vertraut. »Du wirst es versuchen müssen, ansonsten werden wir nicht sehr weit kommen.«
    »Das ist es genau. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
    »Okay.«
    Sie konnte hören, wie er den Wissenschaftlerhut aufsetzte.
    »Analysiere nichts, beginne einfach mit dem Anfang. Und lass nichts aus. Womit haben wir es zu tun?« Als sie weiterhin schwieg, fügte er hinzu: »Denk nicht nach – rede einfach. Tier, Pflanze oder Mineral?«
    »Kennst du diese Wirbel beziehungsweise Vortexes? «, fragte sie. »Die berühmten Sedona Vortexes? «
    »Der Ausdruck ist mir bekannt … Nach dem, was du mir erzählt hast, bin ich davon ausgegangen, dass es sich dabei um nichts anderes als einen Schwindel handelt, der von den Einheimischen aufgebauscht wurde, um die Tourismusbranche anzukurbeln – ein ausbeuterischer Unsinn.«
    »Das nehme ich zumindest an …« Cassandra seufzte.
    Es stimmte: Die Sedona Vortexes hatte man als langweiliges altes New-Age-Geschwätz abgetan. Welche wissenschaftliche Legitimität dieses Konzept auch immer besitzen mochte – falls überhaupt ein winziger Bruchteil von Realität darin steckte –, es war nun das Steckenpferd von alternden Hippies, Verehrern der Erdgöttin, Möchtegern-Mystikern sowie von verschiedenartigen Verrückten, Scharlatanen und Betrügern. Und ob sie existierten oder nicht, diese »Wirbel« waren gut für die Wirtschaft von Sedona: Von Vortex-Jeepfahrten und Vortex-Hubschrauberflügen über Vortex-Seelenlesungen bis hin zu den mit Vortex-Energie aufgeladenen Schmucksachen – all das war nur für einen hübschen Preis zu haben.
    »Sprechen wir über dieselbe Sache?«, fragte ihr Vater.
    »Ja, aber etwas ist heute geschehen – etwas wirklich Eigenartiges. Ich nehme an, du würdest es ein Naturphänomen nennen – jedoch von einer Art, wie ich es nie zuvor gesehen habe.«
    »Hervorragend!« Bevor sie auf diesen Ausruf etwas erwidern konnte, wollte er rasch wissen: »Also, wo bist du gewesen? Und was hast du gemacht, als du dieses Phänomen beobachtet hast?«
    Zunächst erzählte sie ihm von ihrem Arbeitsalltag – von der Ausgrabungsstätte und ihren Tätigkeiten dort – und beschrieb anschließend, wie sie Freitag in den Canyon gefolgt war. Als sie zu dem kam, was als Nächstes geschehen war, geriet sie ins Stocken.
    »Ja, ja, mach weiter«, drängte ihr Vater sie. »Denk nicht nach, sondern spuck es einfach aus.«
    »Du weißt sicherlich, dass all deine Kollegen dauernd über diese besonderen Dimensionen des Universums sprechen?«
    »Mathematische Dimensionen, ja.«
    »Nun … Was, wenn sie nicht bloß mathematisch wären?« Sie holte Atem und sprang ins kalte Wasser. »Dad, ich glaube, ich bin in eine andere Dimension gereist.«
    Dieses Eingeständnis stieß am anderen Ende der Verbindung auf Schweigen.
    »Dad? Bist du noch da?«
    »Du meinst …«, begann er, hielt dann kurz inne und fing erneut an: »Was genau meinst du eigentlich?«
    »Lediglich, dass ich in der einen Sekunde im
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