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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Geisterwelt.«
    »Wir nennen jemanden, der auf Geisterstraßen reist, einen Weltenwanderer.«
    »Also gut. Aber wie machst du das? Dieses Weltenwandern – bringst du es mir bei?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist nicht für dich bestimmt.«
    Trotz weiterer Versuche mehr aus ihm herauszubekommen – wobei sie ihn bedrängte, ihm drohte und ihn sogar mit der Ankündigung von Schikanen einzuschüchtern versuchte –, weigerte sich Freitag, ihr mehr zu erzählen. Schlussendlich war sie gezwungen, ihre Bemühungen aufzugeben und zur Ausgrabung zurückzukehren, um deren Absicherung zu überwachen.
    Während der Rückfahrt zur Stadt war Cassandra geistesabwesend und verwirrt – ein Verhalten, das von ihren Mitarbeitern im Van nicht unbemerkt blieb.
    »Du bist ja heute so still«, stellte Anita fest, eine der Studentinnen, auf die die Ausgrabung angewiesen war, um die Drecksarbeit zu erledigen.
    »Wirklich?«, fragte Cass. »Tut mir leid.«
    »Hast du was?«
    »Vermutlich bin ich nur ein wenig müde.«
    »Wem sagst du das! Mac hat uns den ganzen Nachmittag mit Beuteln voller Schutt kämpfen lassen.«
    »Hm.« Cassandra blickte aus dem Fenster des Vans und betrachtete die vorüberziehende Landschaft – alles war rot, golden und purpurn im Licht des frühen Abends. »Es ist wirklich eine wunderschöne Gegend«, sagte sie geistesabwesend.
    Anita starrte sie einen Augenblick lang an. »Bist du sicher , dass mit dir alles in Ordnung ist?«
    »Ja, mir geht’s gut. Warum sollte es anders sein?«
    »Ich dachte, Greenough wäre eventuell mit diesen Nachrichten über die Stilllegung der Ausgrabung zu dir gekommen.«
    »Das ist wohl anzunehmen …« Sie wandte sich wieder der Betrachtung des Horizonts mit seinen monumentalen Sandsteinfelsen zu.
    Nach einer Weile fuhr der Van-Konvoi auf den Parkplatz des Motels.
    »Hey, Cass – gehst du mit uns ins Red Rocks? «, rief Anita, als das Team ausstieg und sich auf den Weg über den Parkplatz machte. Das Red Rocks bot billige Tacos und kaltes Bier an und war das offizielle Lokal für Ausgräber.
    »Ja, später, denke ich«, erwiderte Cassandra, während sie fortging. »Ihr macht erst mal ohne mich weiter.«
    Am Empfang holte sie sich ihren Schlüssel ab und schlenderte zu ihrem Zimmer. Das King’s Arms Motel erinnerte an ein langweiliges altes Flohkino, doch es war im Vergleich zu den Standardpreisen in Sedona ausgesprochen billig. Darüber hinaus handelte es sich um den einzigen Ort in der Stadt, der halbwegs gewillt war, auf die Belange von Ausgräbern einzugehen. In der Lobby roch es nach feuchtem Hund, was man erfolglos durch den Einsatz von Pine Sol zu kaschieren versuchte. Das Ergebnis war ein beißender Geruch. Das stinkt aber , dachte sie nicht zum ersten Mal. Entgegen jeglicher Erwartung war es kein Zuckerschlecken, als arme Wissenschaftlerin in einem Urlaubsort für reiche Touristen zu leben. Man konnte sich nicht umdrehen, ohne daran erinnert zu werden, dass man nicht dazugehörte und obendrein einen Raum beanspruchte, der sich besser durch lukrative Gäste nutzen ließe.
    Sobald sie in ihrem Zimmer war, warf sie sich auf das durchhängende Bett und starrte zur Decke hoch. Ihre Gedanken drehten sich im Einklang mit dem knarrenden Deckenventilator. Sie ließ sich Zeit mit Duschen und Umziehen, und als sie im Red Rocks eintraf, war die Party in vollem Gange. Die Arbeitsbienen der Ausgrabung feierten, dass sie gerade mindestens zwei, vielleicht sogar drei Tage frei bekommen hatten. Aus Rücksicht auf die Befindlichkeit der amerikanischen Ureinwohner und aus dem Wunsch heraus, eine Konfrontation mit Senator Rodriguez zu vermeiden und ihm so eine Bühne für Agitationen zu verwehren, hatte Joe Greenough angekündigt, dass sie über das Wochenende die Arbeiten unterbrechen würden. Nach einem Bier und einer Handvoll Nachos machte Cassandra Schluss für heute, entschuldigte sich und schlich davon. Sie spazierte allein zum Hotel zurück; äußerlich war sie ruhig, doch in ihrem Innern tobte ein Chaos aus halb fertigen Gedanken und wilden Spekulationen.
    Nachdem sie ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, ergriff sie das Telefon, wählte und drückte den Hörer an ihr Ohr, während das Freizeichen wieder und wieder ertönte. Als sich niemand meldete gab sie auf, unterbrach die Verbindung und schaltete das Fernsehen ein. Sie setzte sich auf das Bett und schaute sich etwa eine Stunde lang geistlose Sitcoms an; dann nahm sie erneut das Telefon in die Hand.
    Diesmal wurde
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