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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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Seil um.
    Â»Hier seid ihr also, wir haben euch gesucht«, sagte Tijan. Er hatte sich auf den Tisch gerettet und hockte dort im Schneidersitz, das Adlerei im Schoß. Der Magister stand ein Stück von ihm entfernt und saugte wehleidig an einem Schnitt in seiner Hand.
    Â»Und was machen wir jetzt?«, fragte Trurre, gab seine vergebliche Suche nach einer Fessel auf und setzte sich kurzerhand auf die bewusstlose Chaantrea.
    Alle bis auf Maris sahen ihn und dann einander an. Vanandel hatte sich beruhigt, sie stand neben Lluis und hielt seine blutige Hand. »Der Ring ist ja ab«, flüsterte sie. »Hast du gewusst, dass das wahrscheinlich ein Bannring war?«
    Lluis lächelte schwach. »Ja, aber es ist mir etwas zu spät eingefallen.«
    Vanandel sah zu Maris, der ungerührt mitten in dem ganzen Durcheinander stand und leise mit dem Herrn von Wasserberg sprach. »Hat sie das mit dem Bruder im übertragenen Sinne gemeint?«, fragte sie nachdenklich.
    Lluigolf musterte die beiden Elben. »Ich denke, nein.«
    Â»Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen«, rief Trurre. »Es ist mir nicht behaglich, mit einer Horde Orks und dem Kronprinzen dort draußen!« Er setzte hinzu: »Außerdem weiß ich nicht, wie lange unsere Gnädigste hier noch in Orrins Rucksack ruht.«
    Â»Unsere Pferde stehen im Wäldchen«, erwiderte Vanandel. »Könntet ihr Lluis mitnehmen? Er sieht angeschlagen aus.« Sie musterte Lluigolf mitleidig.
    Maris wandte sich um. »Ranvidar und Gurmendor warten auf uns, wir können Lluis im Schloss absetzen.«
    Der Herr von Wasserberg seufzte. »Ich muss das Durcheinander hier aufräumen«, sagte er. »Aber zuerst helfe ich euch. Es gibt einen Weg aus dem Haus, der euch nicht direkt in die Arme von Chaantreas Leuten führen dürfte. Aber seid vorsichtig.«
    Â»Wie willst du hier aufräumen?«, fragte Maris sanft.
    Uldis schüttelte mit verbissener Miene den Kopf. »Lass das meine Sorge sein.«
    Der kleine Schreiber sprang vom Tisch. Er hielt das sorgsam in einige Lumpen gewickelte Adlerei wie einen Säugling in den Armen. »Schnell, ehe das hier auch noch verdirbt!«
    Der Magister, dessen Gesichtsausdruck zwischen Verwirrung und Verständnislosigkeit geschwankt hatte, riss den Mund auf. »Halt!«, rief er empört. Er packte Uldis beim Arm. »Was soll das? Mein großes Werk?«
    Â»Halt dein schmutziges Maul, du Jahrmarktszauberer«, sagte Trurre und gab ihm einen Stoß mit dem Stockende. Der Zwerg sah ungewöhnlich wütend aus. »Eine Schande für unsere Zunft«, rief er. »Blutopfer! Schwarze Kunst! Als besäßest du überhaupt die Macht, die Resonanz dieser Magie zu bändigen!«
    Â»Ich besitze diese Macht, o ja!« Der Magister baute sich vor Trurre auf und starrte wütend auf ihn hinab. Speicheltröpfchen sprühten aus seinem Mund. »Ich habe dies hier geschaffen, kannst du überhaupt erkennen, was es ist, tumber Zwerg?«
    Er hielt Trurre das Opfermesser vor die Nase, das er zuvor vom Boden aufgelesen hatte.
    Â»Drachengold«, konstatierte Trurre.
    Â»Jawohl, Drachengold«, kreischte der Magus. »Und damit werde ich das Werk vollenden, mein Werk! Finger weg von dem ajja ! Gib es mir zurück!« Er fuhr herum und zerrte an Tijans Schulter.
    Â»He«, riefen mehrere Stimmen gleichzeitig. Vanandel und Trurre stürzten sich auf den wild mit seinem Messer herumfuchtelnden Magier, der den kleinen Schreiber gepackt hielt, der seinerseits darum kämpfte, das kostbare Ei weder herzugeben noch im Getümmel fallen zu lassen.
    Uldis führte seinen Bruder aus dem gefährlichen Bereich, zu Lluigolf, der unschlüssig zu den Kämpfenden hinsah, und sagte leise: »Ihr solltet gehen. Jetzt. Eure Freunde werden euch folgen.«
    Maris ließ seine Hand auf der Wange des Elben ruhen. »Was wird mit dir?«
    Â»Ich bin bereits tot«, sagte der Herr von Wasserberg. »Gestorben vor langer, langer Zeit. Du hast mich beweint, mein Bruder.«
    Maris schüttelte den Kopf. »Ich habe dich gehasst, das ist wahr. Aber ich wusste immer, dass du lebst. Komm mit uns nach …«
    Seine Stimme wurde leiser, er stockte, und Uldis lachte leise. »Wohin? Zurück in den Wandernden Hain? Und um was zu tun – mich von den Unseren wieder in die Verbannung schicken zu lassen? Ich kann nicht zurück, Maris. Ich habe keine Wahl mehr. Du
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