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Die Séance

Die Séance

Titel: Die Séance
Autoren: Heather Graham
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erwischt, der Leute umbrachte. Vielleicht habt ihr da unten in Miami nicht so viel davon mitgekriegt, aber hier oben sind alle total verängstigt gewesen. Dieser Typ wurde auch heute beerdigt.”
    Und sie hatte eine Rose auf seinen Sarg gelegt.
    Später, als sie mit ihrer Großmutter allein war, wurde ihr wieder gesagt, sie solle nicht mehr davon reden, ihren Großvater sehen zu können.
    “Du hast ihn geliebt, Kleines. Das weiß ich. Aber du darfst nicht mehr erzählen, dass du ihn gesehen hättest, auch wenn ich weiß, du willst mir damit nur das Herz leichter machen.”
    “Tue ich dir weh, Granma?”, fragte sie.
    “Nein, das ist es nicht.”
    “Was dann?”
    Granma sah sie ganz ernst an. “Es ist gefährlich. Sehr gefährlich. Heute hast du dich von ihm verabschiedet. Niemals, niemals wieder darfst du an ihn denken, als ob er zu dir sprechen würde … dir nahe käme … niemals wieder.”
    “Granpa würde mir nie etwas antun.”
    “Granpa nicht.”
    “Aber …”
    Granma sprach plötzlich ganz intensiv. “Um Granpa sehen zu können … hast du eine Tür geöffnet. Und Gott allein weiß, wer sonst noch durch diese Tür treten kann.”
    Bei den Worten ihrer Granma wurde ihr eiskalt.
    “Granma, hat Ana die Wahrheit gesagt? Alle glauben, mit zwölf wäre ich noch nicht alt genug, um irgendwas zu verstehen. Aber das stimmt nicht. Bitte, sag mir, ist heute auch ein Mörder beerdigt worden?”
    Das Gesicht ihrer Großmutter wurde bleich. “Sprich nie davon, sprich diesen Namen nie in Verbindung mit deinem Großvater aus!”
    “Was für einen Namen?”
    “Das geht dich nichts an. Es ist vorbei. Eine entsetzliche Zeit ist vorüber. Und dein Großvater … nun, er ist jetzt in Gottes Obhut. Was hingegen aus solchen Monstern wird, das weiß ich nicht.”
    Dann gab Granma ihr einen Kuss und hielt sie fest. “Es ist alles gut, mein Kind, alles gut. Zwischen uns ist so viel Liebe! Ich habe dich, und ich habe deine Mom und meinen lieben Sohn und seine Freunde … Es ist alles gut.”
    Christie betrachtete sie. Sie wollte schreien, denn es war nicht alles gut. Sie wollten alle immer die ganze Welt von ihr fernhalten, aber bestimmt war es besser, die Welt zu verstehen, als sich davor zu verstecken.
    Aber hier im Haus ihrer Großeltern – jetzt nur noch dem ihrer Großmutter – waren alle viel zu durcheinander.
    Wie verloren.
    Sie wusste nicht genau, warum, und das machte ihr Angst. Nicht Angst vor ihrem Granpa, sondern lediglich …
    Angst.
    Angst vor den Toten.
    In dieser Nacht konnte sie nicht schlafen. Sie lag hellwach in ihrem Bett und betete stumm zum Himmel, dass er ihr nicht erscheinen möge.
    Und das tat er auch nicht.
    Wahrscheinlich war sie so durcheinander gewesen, dass sie sich einfach nur Sachen eingebildet hatte.
    Granpa, bitte komm nicht mehr. Komm niemals wieder. Wenn du mich auch nur ein bisschen liebst, bitte, dann komm niemals wieder.
    Sie redete sich selbst ein, dass sie nur einen Luftzug spürte, obwohl es keinen gab. Eine sanfte Berührung, als ob …
    Als ob man sie gehört und verstanden hätte.
    Ihr Großvater tauchte nicht mehr auf.
    Tatsächlich hat sie ihn nie wieder gesehen, nicht einmal in ihren Träumen.
    Und als die Jahre dahingingen, vergaß sie die Geschehnisse, langsam, aber vollständig.
    Es war bloß ein Traum gewesen, genau wie ihre Mutter gesagt hatte.
    Daran konnte sie glauben, beinahe zwölf Jahre lang. Und dann, eines Tages, musste sie begreifen, dass ihre Großmutter damals die Wahrheit gesagt hatte.
    Die Toten sehen zu können … das war gefährlich.

1. KAPITEL
    E in Autopsieraum roch immer nach Tod, egal wie gründlich er sterilisiert war.
    Und es war dort nie dunkel, wie so oft in so vielen Filmen. Falls überhaupt, war es zu hell. Alles hier kündete vom Tod, und zwar ganz nüchtern und sachlich.
    Die nüchternen Fakten, ja, die waren es, hinter denen sie her waren. Die Stimme des Opfers war für immer verstummt, und nur der mitteilsame, aber stille Schrei des Leichnams war übrig, um denen zu helfen, die einen Mörder fassen wollten.
    Jed Braden konnte nie begreifen, wie der Gerichtsmediziner und die Cops angesichts dieses Ortes so blasiert sein konnten, dass sie es fertigbrachten, mitten im Autopsieraum nicht nur zu essen, sondern ihr Fastfood regelrecht zu verschlingen.
    Nicht dass er nicht selbst schon in genügend Autopsieräumen gewesen wäre. Tatsächlich war er wesentlich vertrauter mit seiner gegenwärtigen Umgebung, als er jemals hätte sein wollen. Aber
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