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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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Stöhnen übertönte. Langsam stand er auf, aber sein Zittern zwang ihn, sich an einen Holzpfosten zu lehnen. Kleine Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen.
    Das Stöhnen hatte aufgehört.
    Decker spähte hinter seiner Deckung hervor.
    Der korpulente Mann war auf den Rücken gefallen, ein Arm lag auf der Brust, der andere auf dem Boden. Der Rumpf hatte sich verdreht und ruhte auf der Hüfte, der Bauch berührte den Boden. Die Beine waren gekreuzt. Das Gesicht war schwer zu erkennen, aber der Figur nach hätte es ohne weiteres Merrin sein können.
    Decker kam aus seinem Versteck.
    Donatti stand mit gekreuzten Armen über der verrenkten Leiche. Sein Blick war nach unten gerichtet. Er flüsterte kaum hörbar. »Das kommt davon, wenn man jemanden warnt. Er hätte Sie umlegen sollen.«
    »Haben Sie...« Deckers Herz raste, er versuchte, Luft zu bekomme n. »Waren Sie das oder ich?«
    Donatti sah auf. »Gratuliere!«
    »Verdammt!« Decker verspürte leichten Schwindel.
    »Nur die Ruhe«, sagte Donatti. »Das war doch wohl nicht der Erste?«
    »Leider nicht.« Er schluckte und starrte dem Toten ins Gesicht. Nicht Merrin, aber auf jeden Fall ein Cop. »Wer ist noch da?«
    »Nur die beiden Frischlinge, die Chaims Büro bewachen. Ich weiß nicht, wer drin ist, weil nicht mal ich durch Wände sehen kann.«
    »Noch mehr von denen?«
    »Von denen? Sie meinen Cops?«
    Decker nickte.
    »Soviel mir bekannt ist, nicht«, antwortete Donatti lächelnd. »Ich wusste, dass Sie wiederkommen.« »Ich muss auf Sie aufpassen, Chris.«
    »Quatsch. Ihr Ego hat es nicht zugelassen, das ich Ihren Schwager rette.« »Gehn wir?«
    Zielsicher führte Donatti Decker durch ein Labyrinth aus Kisten, Kartons und Paletten. Wenig später hatten sie sich bis auf zwanzig Meter an das Büro herangearbeitet. Unter der Tür drang Lichtschein hervor. Niemand war zu sehen.
    Wo waren die Aufpasser?
    Donatti trat einen Schritt zurück und zog Decker in den Schatten, während er sich im Raum umsah. Sie fanden Deckung hinter einem Stapel Holzkisten. »Das gefällt mir nicht.«
    »Wo sind die Jungs?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was heißt das?«
    »Ich weiß es nicht. Eben waren sie noch da.« »Jetzt sind sie weg. Wo sind sie? Im Büro?« »Kann sein.« »Kann sein?«
    »Schnauze! Ich bin kein Gedankenleser.«
    »Arschloch!«, gab Decker zurück. Er sah durch das Zielfernrohr, das er von einer Seite zur anderen führte.
    Zuerst war da nichts, dann bemerkte er eine fast unmerkliche Bewegung am Rand seines Gesichtsfelds. Bevor er es richtig registriert hatte, riss er Donatti zu Boden und stieß ihn nach links, während Kugeln in eine Reihe Kartons mit Fernsehern einschlugen. Unzählige Glas- und Metallsplitter flogen durch die Luft und regneten auf ihre Köpfe.
    Danach Totenstille.
    Die Sekunden verstrichen, begleitet vom Prasseln des Regens auf das Dach. Decker lag am Boden, Donatti kauerte sprungbereit in der Hocke. Beide verharrten reglos und verständigten sich durch Blicke.
    Decker sah, wie Chris einen Finger hochhielt.
    Die Minuten vergingen. zwei. drei. vier.
    Da nichts zu sehen war, reagierten andere Sinne sensibler. Decker sah, wie Chris die Augen schloss. Beide waren Profis und wussten, dass man nicht den ersten Schritt tun durfte.
    Wer wartet, gewinnt.
    Fünf. sechs. sieben.
    Sehr lange dauerte es nicht. So war das nun mal mit Amateuren: Sie waren zu ungeduldig. Sie mussten ihr Opfer einfach besichtigen, um sich daran weiden zu können. Und da das Glas unter ihren Schuhen knirschte, hätten sie ihre Ankunft auch über Lautsprecher bekannt geben können. Obwohl Donattis Augen geschlossen blieben, ging ein Lächeln über sein Gesicht, das immer breiter wurde, je näher das Geräusch kam.
    Er öffnete die Augen und gab Decker ein Zeichen, unten zu bleiben. Dann zählte er die Sekunden mit fünf ausgestreckten Fingern ab.
    Fünf. vier. drei. zwei. eins.
    Ein rascher Blick hinter den Kartons hervor, dann zwei Schüsse.
    Das war alles.
    Decker konnte sie nicht sehen, hörte sie aber fallen - das Krachen von Knochen auf Zement.
    Donatti flüsterte: »Sie können aufstehen.«
    Sehr vorsichtig kam Decker auf die Füße, blieb aber noch in der Hocke und wartete. Seine Hände waren mit kleinen Schnitten übersät, Turnschuhe und Regenjacke glitzerten, als wären sie mit Pailetten besetzt. Plötzlich wurde die Dunkelheit von einem Keil gelblichen Lichts, das auf den Boden fiel, zerrissen. Knirschen, Schritte und das Geräusch von etwas, das über den Boden geschleift wurde.
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