Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
schien.
    Angespannt wartete Mythor darauf, daß sie wieder zum Vorschein kamen. Aber nichts dergleichen geschah. Nach einer Weile fühlte er Zweifel in sich aufsteigen.
    Vorsichtig folgte er den Weibern, darauf bedacht, daß sie ihn nicht zufällig überraschten.
    Doch sie waren wie vom Erdboden verschluckt.
*
    Hatten sie ihn bemerkt und trachteten nun danach, auch ihn in ihre Gewalt zu bringen? Mythor zog Alton. Das Gläserne Schwert ließ das lähmende Gefühl des Grauens weichen, das ihn beschlich.
    Er suchte Spuren, fand aber keine auf dem von nachgiebigen Moospolstern überwucherten Boden. Schon war er gewillt, das Vorhandensein von Magie anzunehmen, als ein plötzliches Geräusch ihn aufmerken ließ. Es war ein hohles Brausen wie aus der Tiefe eines Brunnenschachts, und es schwoll an gleich dem Atemzug eines Dämons und verstummte abrupt wieder.
    Mit der Klinge stocherte Mythor in das Gestrüpp, das ihn umgab. Er war überrascht, als er unvermittelt ins Leere stieß.
    Schnell teilte er die Äste mit beiden Händen.
    Ein düsteres, enges Loch gähnte ihn an, das versteckt zwischen den Wurzeln der Büsche lag. Ausgetretene Stufen führten hinab ins Innere der Schwimmenden Stadt.
    Nur auf diesem Weg konnten die Weiber mit Jerka verschwunden sein. Mythor zögerte nicht, ihnen zu folgen.
    Dumpfe, stickige Luft schlug ihm entgegen. Es roch nach Schimmel und Fäulnis.
    Der Sohn des Kometen mußte vorsichtig sein, denn kleine Rinnsale verwandelten den Boden in eine tückische Rutschbahn.
    Eine drohende Finsternis umfing ihn. Vorsichtig tastete Mythor sich vorwärts. Manchmal blieb er stehen und lauschte, aber es war nur sein eigener Herzschlag, den er laut und überdeutlich vernahm.
    Auf Altons Schein mußte er verzichten. Er benötigte beide Hände, um nicht in eine ungewisse Tiefe zu stürzen.
    Grünes Leuchten huschte über die Wände – wie das flüchtige Aufblitzen fallender Himmelssteine. Die Flechten und Moose waren es, die diese Helligkeit spendeten.
    Endlich konnte Mythor das Ende des Schachtes erkennen. Wasser bedeckte beinahe kniehoch den Boden; er bemerkte es allerdings erst, als er hineinstieg. Obwohl es von angenehmer Wärme war, fröstelte er.
    Ein kaum mannshoher Stollen führte von hier aus in die Schwammwucherungen hinein. Alton in der Rechten, ging Mythor vorsichtig weiter.
    Verzerrt und in vielfachem Echo hallte ein Schrei durch die Unterwelt Gondahas . Selten hatte der Kämpfer der Lichtwelt etwas so Unmenschliches vernommen.
    Eine flüchtige Berührung ließ ihn zusammenzucken. Wie Spinnwebfäden legte es sich auf seine Schultern – bleiche Flechten und Wurzeln, die zusammen einen dichten Vorhang bildeten. Unter Mythors zupackender Hand schienen sie zurückzuweichen und sonderten eine schleimige Flüssigkeit ab.
    Klagend schwang Alton durch die Luft und durchtrennte dieses zarte doch äußerst widerstandsfähige Gespinst. Ein Raunen hob an, das aus dem Nichts heraus zu kommen schien. In der Schnelle eines einzigen Gedankens steigerte es sich zum dumpfen Grollen. Das Schwammgewebe schien zu erzittern. Ein unverhofftes Aufbäumen des Bodens riß Mythor beinahe von den Füßen.
    Ein zweiter heftiger Stoß folgte.
    Der Sohn des Kometen taumelte vorwärts, während hinter ihm Teile der Wand ausbrachen und den Gang halb verschütteten. Zurückblickend sah er Wurzeln sich wie Schlangen durch das Gestein winden. Die Geräusche glitten in den Bereich des Unhörbaren hinüber. Heftige Kopfschmerzen ließen ihn aufstöhnen.
    Der Stollen verzweigte sich, führte mit einem Teil schräg nach oben, während der andere scheinbar tiefer in den Schwamm hineinreichte. Nur diesen konnten die Weiber genommen haben.
    Die Hände an die Schläfen gepreßt, hastete Mythor weiter. Nach einer Weile ebbten die Schmerzen ab.
    Der Gang wurde lichter.
    Im Hintergrund erkannte der Gorganer huschende Gestalten. Aber sie waren zu weit entfernt, als daß es ihm möglich gewesen wäre, ihr Aussehen festzustellen.
    Mythor hatte das untrügliche Gefühl, daß er hier dem Geheimnis der Schwimmenden Stadt auf der Spur war. Er hätte viel dafür gegeben, Scida jetzt an seiner Seite zu haben. Die alte Amazone schien wesentlich mehr zu wissen, als sie bisher preisgegeben hatte.
    Von irgendwoher erklang dumpfes Murmeln, das nach kurzer Zeit abbrach und sich wiederholte.
    Eine Beschwörung?
    Mythor folgte dem Klang.
    Tiefer drang er in das Gewirr von Höhlen und Gängen ein, das sich allmählich als wahres Labyrinth erwies. Dennoch würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher