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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
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er keine Schwierigkeiten haben, wieder an die Oberfläche zu gelangen, denn oft führten Stollen schräg in die Höhe.
    Rauch wälzte sich in trägen Schwaden heran. Er hatte einen eigenartigen, beißenden Geruch, verursachte ein unangenehmes Brennen auf der Zunge und ließ die Augen tränen. Aber diese Erscheinungen verschwanden schnell wieder.
    Ein rhythmisches Pochen ertönte, das langsam lauter wurde.
    Mythor gelangte an einen Seitengang, der in Flammen zu stehen schien. Es war kein Feuer, das alles verzehrend dort wütete, sondern kalte, irrlichternde Glut, die ihn anlockte.
    Wenn sein Erinnerungsvermögen ihn nicht trog, mochte er sich mittlerweile auf der anderen Seite Gondahas befinden.
    Alle Geräusche erstarben in dem Moment, als Mythor seinen Fuß in eine kleine, von natürlich gewachsenen Schwammsäulen mehrfach unterteilte Höhle setzte.
    Hier gab es unzählige, eiförmige Gebilde, übermannsgroß und dicht an dicht liegend.
    In den Gängen zwischen ihnen brannten neben Fackeln auch Räucherstäbchen. Diese waren es, die den durchdringenden Geruch und das kalte Feuer verbreiteten. In ihrem Schein schienen die Eier zu leben, sich zu bewegen unter huschenden Schatten.
    Mythor fühlte das Unheimliche, das diesem Ort anhaftete.
    Aufmerksam sah er sich um. Jemand mußte in der Nähe sein, der die abgebrannten Hölzer durch neue ersetzte. Aber niemand zeigte sich.
    Ihm fiel auf, daß die Eier keine feste Schale besaßen, sondern von einer lederartigen dicken Haut überzogen waren, unter der es oft zuckte und vibrierte, als rege sich Leben in ihnen, das dem Zeitpunkt des Ausschlüpfens nahe war.
    Welche unheimliche Brut verbarg sich unter der Oberfläche Gondahas? War es das, wonach Scida suchte? Hatten ihre Hexe und die Amazonen ebenfalls diese Höhlen gefunden und deshalb sterben müssen?
    Mythor hielt das Heft des Gläsernen Schwertes fester. In dieser unheimlichen Umgebung vermittelte es ihm das Bewußtsein von Sicherheit.
    Immerhin gab seine Entdeckung Anlaß zu ernsthafter Besorgnis.
    Mythor dachte an die Eier von Riesendrachen, obwohl er solche nie gesehen hatte. Aber es gab uralte Überlieferungen, in denen sie beschrieben und gleichzeitig mit dem Fluch der Verdammnis belegt wurden.
    Gondaha – die Verdammte!
    Lag hier die Wahrheit verborgen?
    Ein Geräusch erklang, als würde grober Stoff zerreißen. Instinktiv ahnte Mythor die drohende Gefahr und fuhr herum, Alton zum Schlag erhoben.
    Täuschte er sich, oder war die Bewegung in einem der »Dracheneier« heftiger geworden? Zögernd trat er näher heran, als plötzlich die lederne Haut auf die Länge einer Elle aufriß und eine mächtige, an ihrem Ende mit drei langen Widerhaken versehene Klaue nach ihm griff.
    Mythor verspürte einen schmerzhaften Schlag gegen seinen Leib, der ihn von den Beinen riß. Noch im Fallen warf er sich zur Seite, und unmittelbar neben ihm klatschte der plattgedrückt wirkende aber kräftige Arm auf den Boden.
    Was immer in der Geborgenheit dieses Eies heranwuchs, es begann sich heftiger zu bewegen. Schon zuckte die Klaue erneut hoch und peitschte auf Mythor herab.
    Er aber wirbelte das Gläserne Schwert herum, und mit einem schwungvoll geführten Hieb durchtrennte er Sehnen und Muskelstränge. Zuckend fielen die Widerhaken ihm vor die Füße. Auch jetzt schienen sie noch bestrebt, ihn zu erreichen.
    Mythor blieb keine Zeit, um darauf zu achten. Blitzschnell bohrten sich drei weitere Fangarme durch die Eihülle und schossen auf ihn zu. Einen schlug er ab, dann wich er zurück.
    Jenes dumpfe Pochen, das er schon vorher vernommen hatte, ertönte wieder. Von überallher schien es zu kommen.
    Das Ei riß nun an vielen Stellen zugleich auf. Aber noch verhüllte es, was sich in ihm verbarg.
    Weitere Klauen peitschten heran. Mit beiden Händen mußte Mythor Alton schwingen, um ihrer Herr zu werden.
    Die Gestalt des Tieres konnte er nur ahnen. Es schien, als würde dessen Raserei um sich greifen. Schon entstanden winzige Risse in einigen der anderen Eier.
    Mythor ahnte, daß er gegen eine Vielzahl dieser Geschöpfe verloren war. Mit wütenden Hieben verschaffte er sich Luft und schlug auf das Wesen ein, bevor es vollständig schlüpfen konnte. Gräßliches Fauchen zerriß die Luft und erstarb, als Alton bis ans Heft in der Schale verschwand.
    Unvermittelt schlossen sich zwei knochige, fleischlose Hände um Mythors Hals. Rasselnde Atemzüge drangen an sein Ohr.
    Er riß das Schwert zurück, bückte sich nach vorn und griff mit der
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