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Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft

Titel: Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Autoren: Anne Bishop
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Aufenthalt der Lady in deinem Heimatdorf mit dir besprechen.«
    »Ich komme sofort«, erwiderte Ranon.
    »Lady Shira und ich sind in einer halben Stunde fertig«, wies Cassidy Archerr an.
    »Bis später«, sagte Gray und fuhr mit einer Fingerspitze über Cassidys Handrücken.
    Er hat sich so schnell entwickelt, dachte Ranon, als Gray und die anderen Männer das Speisezimmer verließen. Jetzt verhält er sich schon eher wie der Kriegerprinz, der er hätte werden sollen.
    Als der letzte Mann das Zimmer verlassen hatte, stellte er die halbvolle Schüssel Haferbrei beiseite – und Cassidy schob ihm ihren vollen Teller zu.
    »Lady«, protestierte er.
    »Ich habe schon gegessen«, sagte Cassidy. »Aber wir haben vereinbart, knapp zu wirtschaften und nicht mehr zuzubereiten, als wir für jede Mahlzeit brauchen. Du warst draußen bei den Honigbirnen, und ich hatte das Gefühl, es könnte vielleicht nichts mehr übrig sein, bis du zum Essen kommst.«
    Knapp wirtschaften. In den Reservaten nannte man den Winter die ›Jahreszeit des Hungers‹, also kannte er sich damit aus, kein Essen zu verschwenden. Und er kannte die unausgesprochene Regel dieses Hofes: Wenn jeder seine Portion bekommen hatte, konnte der Rest von jedem gegessen werden, der mehr wollte. Die Körper der Blutleute brauchten mehr Energie als die der Landen, und je dunkler die Juwelen, desto mehr Nahrung brauchte die Person, um der ihr innewohnenden Macht stets eine gesunde Hülle bieten zu können. So war jeder geneigt, eine zweite Portion zu essen, wenn er sie bekommen konnte.
    Wegen seiner Verspätung und aufgrund von Therans Bemerkungen hatte er nicht erwartet, mehr als Haferbrei zu bekommen, den selbst der Hunger kaum erträglich machte.
    »Wenn du nichts gegen ein einsames Mahl einzuwenden hast, sollten Shira und ich jetzt wirklich aufbrechen.«

    »Ich habe keine Einwände«, sagte er. Mit der Gabel berührte er den Tellerrand. »Danke hierfür.«
    Er wartete, bis Cassidy und Shira gegangen waren, und begann mit Begeisterung zu essen. Als er sich den letzten Kaffee aus der Kanne eingoss, fiel ihm auf, dass Cassidy ihm nicht nur etwas zu essen aufgehoben, sondern auch einen Wärmezauber eingesetzt hatte, damit es nicht auf dem Teller kalt wurde.
    Wohl nichts als eine kleine Aufmerksamkeit. Eine Kleinigkeit. Doch wenn kleine Aufmerksamkeiten von einer Königin kamen, verrieten sie eine Menge darüber, wie sie ihr Volk behandeln würde – und, hoffentlich, darüber, wie sie das seine behandeln würde.

Kapitel zwei
KAELEER
    M it dem Gesicht nach unten lag Daemon Sadi auf dem großen Bett und stöhnte zufrieden auf, während die geschickten Hände seiner Frau seine Rückenmuskulatur dazu überredeten, sich zu entspannen. Der Wärmezauber, den Jaenelle einsetzte, um die Verspannung zu lindern, schadete auch nicht.
    »Erzähl mir nochmal, wie du das angestellt hast«, sagte Jaenelle.
    Eine typische Ehefrauenfrage, vor allem, wenn sie in diesem Ton vorgebracht wurde.
    »Daemonar hing in einem Baum fest«, murmelte Daemon. Dann: »Oh. Genau da.«
    »Mhm. Das ist eine besonders hässliche Verspannung.« Eine Minute bearbeitete sie schweigend jene Stelle seines Rückens. »Wir reden also von Daemonar Yaslana. Deinem Neffen.«
    »Dein Neffe ist er auch.«
    »Ja, ist er. Und er ist Eyrier. Das bedeutet, er hat Flügel.«
    »Er ist noch ein kleiner Junge.«
    »Mit Flügeln.«
    Verdammt. An diesem winzigen Detail würde sie festhalten wie ein Sceltie, der nur ein Schaf zu hüten hatte.
    »Wenn er so klein ist«, fuhr Jaenelle fort. »Wie ist er dann auf den Baum gekommen? An die unteren Äste käme er ja gar nicht heran, um hochzuklettern, so wie du.«
    O nein. Er erkannte eine Fangfrage, wenn er sie hörte.
    »Er ist hochgeflogen, oder nicht?«, sagte Jaenelle. »Mit seinen Flügeln.«
    »Liebling, du klingst schon fast wie eine Harpyie«, erwiderte
Daemon. »Aua!« Sie bohrte ihre Daumen in seinen Rücken – was er für seinen Harpyienkommentar auch verdient hatte.
    »Warum gibst du nicht einfach zu, dass es eine dumme Idee war, in diesen Schuhen, die du gewöhnlich trägst, auf einen Baum zu klettern, anstatt mithilfe der Kunst zu dem Ast hinaufzufliegen, auf dem dein fehlgeleiteter Neffe höchstwahrscheinlich kichernd auf dich gewartet hat?«
    Er hatte nicht vor, irgendetwas zuzugeben. Vor allem nicht, weil es wirklich eine dumme Idee gewesen war. Das hatte er bereits gewusst, als er es getan hatte. Und noch klarer war es ihm geworden, als er zugesehen hatte,
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