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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Autoren: Anne Bishop
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zu sterben; doch in den Salzminen von Pruul zu sterben war besser, viel besser, als von Grizelle, der Grauen Lady, berührt zu werden.
    Kein Sklave, der in ihr Territorium gebracht wurde, war je wieder zurückgekehrt. Kein Sklave überlebte den Dienst bei der Königin mit den grauen Juwelen, die nun so still und reglos vor dem Pferch stand und ihn ansah.
    Angst stieg in seinem Innern auf, bis sie all die anderen Qualen des Tages verdrängt hatte. Da er an die Eisenpfähle gefesselt war, konnte er sich nicht abwenden, ja er konnte noch nicht einmal zu Boden blicken, weil der breite, enge Lederriemen um seinen Hals ihn daran hinderte, den Kopf zu bewegen. Isoliert, wie er war, konnte er sich nicht unter
die anderen Sklaven mischen, die sich auf der anderen Seite des Pferches zusammendrängten. Er war den grauen Blicken schutzlos ausgeliefert, körperlich und seelisch nackt.
    Sie jagte ihm schreckliche Angst ein. Der einzige Vorteil, den er immer besessen hatte, war der Umstand, dass die Königinnen, denen er gehört hatte, keine Juwelen getragen hatten, die eine Bedrohung für sein inneres Netz darstellten. Doch graue Juwelen waren dunkler als Rot, und eine Königin, die seine inneren Barrieren einreißen und sein inneres Netz mit derselben Leichtigkeit zerfetzen konnte, mit der sie auch seinen Leib zerreißen konnte, war keine Frau, der er auf irgendeine Weise nahe kommen wollte. Auf gar keinen Fall.
    Doch der wilde Fremde, jenes blutrünstige Tier, das so wütend und mordlustig gewesen war, wollte nun am liebsten zu ihr hinüberkriechen und ihr in einem Akt totaler Unterwerfung die Kehle präsentieren.
    Das jagte ihm noch mehr Angst ein.
    »Lady, hier gibt es nichts von Interesse. Diese Männer lassen sich nicht handhaben, sie taugen nur noch zur Zwangsarbeit.«
    Jared richtete seine Aufmerksamkeit auf den Wächter, der neben Grizelle stand, als er die leise Besorgnis vernahm, die in der Stimme des Mannes mitschwang. Der Mann hatte allen Grund zur Sorge. Gelang es einem angeheuerten Wächter nicht, die ihm anvertraute Lady zu beschützen, würde er sich wahrscheinlich tags darauf selbst auf der Auktionsbühne wiederfinden.
    Grizelle achtete nicht auf ihren Begleiter, sondern ließ eine Hand aus den weiten Ärmeln ihres Gewands hervorschnellen und deutete auf Jared. »Der da.«
    Jareds Brust zog sich so heftig zusammen, dass ihm der Atem stockte. Beim Feuer der Hölle! Selbst ihre Stimme war grau!
    Und sie wollte ihn.
    Nein, nein, nein, nein, nein!

    » Der da ? « Der Wächter klang schockiert. »Lady, der hat die letzte Königin ermordet, der er gehörte, und vergangene Nacht hat er bei einem Fluchtversuch einen Wächter angegriffen. Er wird in den Salzminen enden, es sei denn, jemand kauft ihn, um Schießübungen auf lebende Zielscheiben zu veranstalten.«
    Hör auf ihn, dachte Jared eindringlich. Er versuchte, sie die Worte spüren zu lassen, ohne das Risiko einer direkten Verbindung einzugehen. Ich bin beschmutzt, pervers, ein hoffnungsloser Fall. Ich werde dich, solange es geht, bekämpfen, und noch lange danach werde ich dich hassen.
    Der Finger blieb unbeirrt auf ihn gerichtet. Die grauen Augen blinzelten nicht einmal.
    Er sah nur noch den Finger vor sich, der auf ihn zeigte, und neun Jahre voller Angst und Schmerzen fingen an, sich in tödlichen, eiskalten Hass zu verwandeln. Einst hatte er an Vorstellungen wie Dienst und Ehre geglaubt. Nun glaubte er nur noch an kalten Hass und Wut. Er war ein Krieger mit rotem Juwel aus Shalador. Ein Angehöriger des Blutes. Er würde gegen sie kämpfen und im Kampf untergehen. Das war besser, als sich vor ihr im Staub zu winden, während sie ihn nach und nach in Stücke riss.
    Der wilde Fremde heulte in seiner Verzweiflung vor Verlangen auf. Er kämpfte gegen eben die Wut an, in der er begeistert hätte aufgehen sollen. Beinahe wäre es ihm gelungen, sie zu zerstören, bevor sie sich ganz entfalten konnte.
    »Der da«, sagte die Graue Lady erneut.
    Du wirst mich nicht bekommen, dachte Jared, während er beobachtete, wie sich der Auktionator, den man herbeigerufen hatte, ihm widerwillig näherte. Ich werde mich dir nicht beugen. Selbst wenn ich sonst nichts tun kann, kann ich doch so viel tun. Und das werde ich.
    Als man sich endlich auf einen Preis geeinigt hatte, verbeugte sich der Auktionator vor Grizelle und deutete dann auf zwei der Wachen, die sich in dem Pferch befanden. »Wir werden ihn für dich säubern, Lady«, sagte er. Sein wichtigtuerisches Lächeln erstarb
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